Jeder der sich mit Tai Chi Chuan, Qi Gong, Wushu oder Traditioneller Chinesischer Medizin beschäftigt, stößt auf Begriffe der chinesischen Philosophie wie Yin und Yang (Dualismusprinzip), Daoismus, Dao (Weg), Chi, I Ging oder hat schon einmal die Namen Laozi (Laotse), Konfuzius, Menzius oder Zhuangzi gehört. Auf den folgenden Seiten finden Sie Artikel, die Ihnen die chinesische Philosophie und Denkweise näher bringen.
Chinesische Philosophie
Der innere Zusammenhang von Philosophie und Praxis wird in den chinesischen Bewegungs-, Heil- und Kampfkünsten oft betont. Im Taijiquan werden die Taiji-Klassiker als Einstieg in die theoretische Arbeit empfohlen. Im Qigong ist das Daodejing aufgrund seiner poetischen Struktur und zahlreichen Bezüge zur Natur des Wassers und der Betonung des Fließenden die bevorzugte Quelle der Inspiration auf dem Lehr- und Übungsweg. Daneben ist auch das I Ging bekannt, das Buch der Wandlungen, welches mit seiner Abstraktion und Numerologie ein ganz eigenes Universum entfaltet. Vom Buddhismus beeinflusste Meditationssysteme wiederum beziehen sich auf einen spirituellen Textekanon, der China von Indien aus erreichte und dort zunächst als fremdartig empfunden wurde…
Taoismus / Daoismus
Der Taoismus / Daoismus ist eine aus China stammende Philosophie und Religion. Neben dem Buddhismus und dem Konfuzianismus zählt er zu den drei großen Weltanschauungen, die das Kultur- und Geistesleben in China maßgeblich beeinflusst haben. Die Lehre vom Tao und die zentrale Aufforderung, dem Leben gelassen zu begegnen, wirkt auf viele Menschen in unserer Gesellschaft als ein interessantes Angebot, um der Hektik und dem Alltagstrott zu entkommen. Dass der Taoismus aber weit mehr ist als nur ein Aufruf zur Gelassenheit, das zeigt seine 2000jährige Geschichte…
Taiji (philosophisch)
Taiji ist ein wichtiger Begriff der chinesischen Philosophie. Als deutsche Übersetzung bietet sich das höchste Äußerste oder das höchste Prinzip an, aber was ist mit taiji, dem höchsten Äußersten gemeint? Man findet den Begriff taiji in vielen Texten der chinesischen Philosophie, die oft, aber nicht immer daoistischen Ursprungs sind. Die erste wichtige Stelle zur Bedeutung des Begriffes taiji findet sich in den Anhängen des Buches der Wandlungen, wo es heißt: In der Wandlung ist es das taiji, das die zwei Formen (Yin und Yang) hervorbringt…
Artikel von Wang Ning
Wang Ning, Jg. 1962, lernte Kalligraphie und Yang-Stil Taijiquan seit seiner Kindheit, später befasste er sich auch mit dem Siegelschnitzen und der alten chinesischen Schrift. Er studierte deutsche Literatur und Sprachwissenschaft in Beijing und lebt seit 1989 in Frankfurt am Main. Wang Ning arbeitet als Übersetzer, Kalligraph, Siegelschnitzer und unterrichtet Taijiquan sowie Kalligraphie und die dazugehörige Philosophie…
Dao – der Weg zum langen Leben
Nach chinesischer Ansicht hat der Mensch einen Weg gefunden, sein Leben schön und glücklich zu gestalten. Ein »langes Leben« wird als höchstes Ziel für das Individuum gesetzt. Wang Ning beschreibt überwiegend aus daoistischer Sicht, worum es bei einem langen Leben geht…
Der Anfang
Der Anfang wird in der chinesischen Schrift durch vielerlei Bilder dargestellt – Geburt, Kopf, Quelle, Morgenlicht, Osten, Frühling, Wurzel, das Öffnen einer Tür und anderes mehr. Den eigentlichen Anfang bildet die Eins, die wiederum als Beginn des Universums gleichzeitig das Ganze beinhaltet. Als waagerechte Linie hat sie zwei Enden, die gleichermaßen Anfang und Ende sein können…
Shi Jian – die Zeit
Der chinesische Begriff für Zeit beinhaltet gleichzeitig zeitliche wie räumliche Aspekte. Er umfasst Anfang, Unendlichkeit und Ende – die Unendlichkeit wird wiederholbar und Zeit damit bedeutungslos. Für die Menschen erhält sie durch das Streben nach einem langen Leben jedoch wieder große Wichtigkeit…
Yin/Yang-Konzept
Bewegung und Stille, hart und weich stehen beispielhaft für die komplementären Gegensätze im Yin/Yang-Konzept. Die in den Schriftzeichen verwendeten Bilder zeigen, dass beispielsweise die Stille eine fortwährende Bewegung enthält und gleichzeitig mit dem Ursprung des Lebens assoziiert wird. Hart und weich werden symbolisiert durch die Bewegungen…
Fu – das Glück
Zusammen mit einem »langen Leben« sind Glück und Reichtum in China die wichtigsten Ziele für den Lebensweg. »Glück« wird dabei zu einem quasi religiösen Begriff, ob er erreicht wird, hängt vom eigenen Einsatz und von göttlicher Gnade ab. Dass der Mensch Glück und Unglück letztlich kaum ermessen kann, zeigt die Geschichte vom alten Mann an der Grenze, der sein Pferd verloren hat – in China ein geflügeltes Wort, wenn jemandem ein vermeintliches Unglück zustößt…
Lu Reichtum
Nach langem Leben und Glück ist in China Reichtum das dritte von diesen untrennbaren Zielen auf dem Lebensweg. Was unter Reichtum verstanden wird, hat sich im Laufe der Zeiten verändert, das drückt sich auch in den verschiedenen Zeichen für diesen Begriff aus. Das rechte Maß zu erkennen scheint in diesem Zusammenhang das Wichtigste zu sein…
Wo– Das unterdrückte Ich
Das Ich zu vergessen gilt im Daoismus, im Buddhismus und im Konfuzianismus als wichtiges Ziel – tatsächlich hat das Ich in der chinesischen Lebensauffassung ohnehin keinen rechten Platz. Das Zeichen ist von vornherein negativ besetzt, seine Verwendung wird als Ausgrenzung und Herablassung empfunden. Gleichzeitig besteht jedoch zunehmend der Wunsch, das zu tun, »was ich möchte«…
Der weite Weg zur himmlischen Harmonie
Nach Harmonie zu streben macht einen wesentlichen Teil der chinesischen Kultur und Lebensweisheit aus und scheint heutzutage in Anbetracht der gesellschaftlichen Veränderungen sogar dringlicher zu sein als früher. Wang Ning zeigt anhand verschiedener Begriffe, die Harmonie ausdrücken, dass es dabei immer um Gleichheit, Ruhe, Gerechtigkeit geht, um ein friedliches Mit- einander. Und damit knüpft er an seinen Beitrag über das »unterdrückte Ich« ( TQJ 1/2009) an, denn das Ich scheint die Harmonie zu stören…
Der Anfang
Der Anfang wird in der chinesischen Schrift durch vielerlei Bilder dargestellt – Geburt, Kopf, Quelle, Morgenlicht, Osten, Frühling, Wurzel, das Öffnen einer Tür und anderes mehr. Den eigentlichen Anfang bildet die Eins, die wiederum als Beginn des Universums gleichzeitig das Ganze beinhaltet. Als waagerechte Linie hat sie zwei Enden, die gleichermaßen Anfang und Ende sein können…
Shi Jian – die Zeit
Der chinesische Begriff für Zeit beinhaltet gleichzeitig zeitliche wie räumliche Aspekte. Er umfasst Anfang, Unendlichkeit und Ende – die Unendlichkeit wird wiederholbar und Zeit damit bedeutungslos. Für die Menschen erhält sie durch das Streben nach einem langen Leben jedoch wieder große Wichtigkeit…
Kalligraphie
Wenn wir uns eingehend mit der Bedeutung der chinesischen Schriftzeichen befassen, können wir viel über die gesamte chinesische Kultur und Entwicklungsgeschichte erfahren. Wang Ning beschreibt anhand einiger Zeichen, wie aus einfachen Bildern durch Kombinationen immer neue Begriffe entstanden sind…
Kalligraphie – Kunst und Meditation
Während es im ersten Teil zum Thema Kalligraphie um die Entstehung und Weiterentwicklung der chinesischen Schriftzeichen ging, geht Wang Ning im zweiten Teil auf das Schreiben selbst ein. Das Schreiben mit einem Pinsel erfordert eine gewissenhafte Vorbereitung, schult die genaue Wahrnehmung und eine sehr bewusste Bewegungsweise. Damit wird es gleichermaßen zur Kunst wie zur Meditation…
Zhuanke 篆刻 – das Chinesische Siegelschnitzen
Die Geschichte der chinesischen Siegel beginnt mit dem chinesischen Schriftzeichen Yin-印. Yin-印 in seiner alten Schreibweise zeigt eine Hand, die etwas überreicht, oder eine Hand, die etwas nach unten drückt. In der Orakelschrift bedeutet das Zeichen „Vertrauen“ 印信 und „siegeln“ oder „drucken“. Die genaue Darstellung des Zeichens deutet einerseits auf einen Vertrauensgegenstand, der vom König überreicht wurde, andererseits auf das Drücken mit eben diesem Gegenstand, was das Vertrauen bestätigen soll.
Taiji – Das große Ganze
Wer schon mal versucht hat, einen Kreis zu malen, also einen wirklich runden Kreis, der weiß, dass das gar nicht so einfach ist. Meist entsteht erst eine Art Oval, Anfangspunkt und Endpunkt stimmen nicht überein – Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander. Da gibt es einen Trick: wenn man nun nacheinander viele Kreise malt, wird das Ergebnis immer runder – mit einem deutlichen dicken Kreis in der Mitte, welcher von vielen kleinen Bögen umgarnt ist. Dies deutet schon an, dass man an der Sache arbeiten muss – über längere Zeit. Der Malende, der Übende muss Geduld und Disziplin aufbringen, seine anfänglich unvollkommenen Produkte zu ertragen, nicht aufzugeben und beharrlich weiterzumachen – und irgendwann kann er mit seinem Werk zufrieden sein…
Das Buch der Wandlungen – I Ging / Yijing
Ein Buch mit einer 3000-jährigen Entwicklungsgeschichte: Das Buch der Wandlungen (chin.: Yijing; alte Umschrift: I Ging) gilt in Ostasien als ältester Klassiker, als ein Werk, das in seiner Bedeutung für die Entwicklung der Kultur mit der Bibel zu vergleichen ist. Der Unterschied besteht allein darin, daß das I Ging nie mit einer spezifischen Religion identifiziert war. Es hat zwar die drei großen chinesischen Religionen (Konfuzianismus, Daoismus und Buddhismus) tief beeinflußt und ist von deren Anhängern vielfach kommentiert worden. Doch die Grundbotschaft des Buchs der Wandlungen ist eine humanistische: Es geht in ihm um die Frage, wie der Mensch in einem Kosmos, in dem sich unablässig alles im Wandel befindet, ein dao finden kann, seinen Weg des Vertrauens in den Wandel…
Divination als Herzensweg
In der I Ging-Praxis das eigene Schicksal umarmen
Seit dem Erscheinen der meisterhaften Übersetzung des I Ging von Richard Wilhelm im Jahr 1924 hat es in Europa und den USA eine denkbar merkwürdige Geschichte durchlaufen und gestaltet: Abgesehen von wenigen begeisterten Lesern wie Hermann Hesse und C.G. Jung, Bob Dylan und John Craig, Fritjof Capra und Richard Smith gab und gibt es wenige Vertreter von Wissenschaft und Kultur, die sich ernsthaft mit der „Bibel Chinas“ auseinandersetzen. Allein schon die Benennung als ein „Orakelbuch“ löst heftiges Stirnrunzeln aus und so verwundert es nicht, dass das „Buch der Wandlungen“ nach wie vor ein Schattendasein in der esoterischen Schmuddelecke führt. Wer sich trotzdem aufmacht, die Kunst der Befragung und Deutung zu erlernen und die eigenen existentiellen Fragen auf diese Weise zu klären, wird erstaunliche Erfahrungen machen: Gerade in der Verbindung von existentiellem Anliegen, dem Ringen um die Grundfragen des eigenen Lebens und Wirkens mit dem tiefsinnigen Kosmos von Bildern, Symbolen und Texten, die in Jahrtausenden gereift sind, kann deutlich werden, wieviel Bildung, aber auch wieviel gutes Gespür und intuitives Denkvermögen notwendig sind, um diesem Buch gerecht zu werden…
Buddhismus
Der Buddhismus ist eine in Indien gegründete Religion. In China ist der Buddhismus neben dem Konfuzianismus und dem Taoismus eine der Drei Lehren, die das Kultur- und Geistesleben maßgeblich beeinflusst haben. Die Lehren und Glaubensinhalte des Buddhismus gehen auf die Gründerfigur Siddhartha Gautama (563 v.Chr. – 483 v.Chr.) zurück. Innerhalb der chinesischen Kampfkünste spielen die Lehren des Buddhismus vor allem bei den Shaolin-Kampfkünsten eine tragende Rolle. Gegenseitiger Austausch mit anderen Kampfschulen hat die buddhistischen Lehren aber auch in andere Kampfstile hineingebracht…
Gegensätze in Harmonie – zur Philosophie des Taijiquan
Das Taijiquan als chinesische Kampf- und Bewegungskunst hat seine Wurzeln in der Philosophie des Daoismus. Der Daoismus ist in unseren Breiten vor allem durch die Werke von Laozi und Zhuang Zi bekannt geworden und beschäftigt sich mit der Anpassung der Lebensführung an die Bewegungen der Natur oder im weiteren Sinne das »Dao«. Dies wird das Wuwei- Prinzip genannt und meint in der Übersetzung »das Handeln im Nichthandeln«…
Pakua
Die Pakua sind acht Orakelzeichen. Innerhalb der traditionellen chinesischen Weltanschauung dienen die acht Trigramme der Weissagung. Sie sind die Grundlage für das I Ging, dem altchinesischen Buch der Wandlungen. Die Bedeutungsvielfalt der einzelnen Symbole ist enorm, was ihre Funktion als universelle Orientierungshilfe möglich macht. Pakua ist nicht mit dem Pa Kua Chang bzw. Baguazhang zu verwechseln, was eine chinesische „innere“ Kampfkunst ist…
Yin und Yang – der Ausgleich im Taoismus
Der Idee der Polarität kommt im Taoismus eine große Bedeutung zu. Die Erfahrung der Welt in ihren Gegensätzen ist der Ausgangspunkt zahlreicher existenzphilosophischer und ethischer Fragestellungen und Antwortversuche. Yin und Yang symbolisieren die von einander abhängigen und sich bedingenden Gegensätze, wie Tag und Nacht, Gesundheit und Krankheit, Glück und Unglück, Mann und Frau…
Das Taiji im Taijiquan
Es ist weitestgehend ungeklärt, wann genau der Name der Kampf- und Bewegungskunst Taijiquan entstand. Schon früh wurde aber das Begriffspaar Yin und Yang, als deren Ursprung das Taiji angesehen wird, in der chinesischen Kampfkunst verwendet. So findet sich in der Geschichte der Maid von Yue (wahrscheinlich ungefähr 2000 Jahre alt) diese Beschreibung ihrer Schwertkunst: „Die Theorie ist sehr subtil und doch leicht zu verstehen. Ihre wahre Bedeutung aber ist versteckt und tief. Die Theorie beinhaltet sowohl große als auch kleine Türen, und Yin und Yang Aspekte. Öffne die große Tür und schließe die kleine, Yin schwindet und Yang blüht auf. Diese Theorie ist auf jede Form des Nahkampfes anzuwenden: Im Inneren einen starken Geist, nach Außen erscheine ruhig und gelassen; erwecke den Anschein einer rechten Frau und kämpfe wie ein furchteinflößender Tiger […]“
Das Prinzip Taiji im Qigong
Taiji – ein zentraler Begriff in der kulturellen Überlieferung Chinas und den sogenannten Weg-Künsten wie Taijiquan, Qigong, Wushu, Kalligraphie… Zum philosophischen wie historischen Hintergrund des Begriffs Taiji verweise ich auf den Artikel „Taiji (chinesische Philosophie)“ von Martin Bödiker, der die Begriffe Wuji, Taiji und Yin/ Yang in Entstehung und Bedeutung erläutert. Wenn über Qigong gesprochen wird, werden in erster Linie die Begriffe „Qi (Chi)“ (nur annäherungsweise übersetzbar mit Lebensenergie oder feinstofflicher Energie) und „Gong“ (Übung, Arbeit, Fähigkeit) erläutert, es wird über die alte Tradition der Lebenspflege (Yangsheng) gesprochen und über die Einbettung des Qigong in den Gesamtkanon der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)…
Yangsheng
“Yangsheng” wird als „die Pflege des (langen) Lebens“ übersetzt – und kann damit auch als „Gesundheit“ bezeichnet werden – denn gute Gesundheit bedeutet ein langes Leben.
Gesundheit ist ein Zustand, in welchem der Mensch keine Beschwerden hat – sei es körperlich, geistig oder seelisch. Krankheit definiert sich über das Nichtfunktionieren der körpereigenen Fähigkeiten sowie dem Ausfall und der negativen Veränderung der geistigen Fähigkeiten, der sinnlichen Wahrnehmung, der Reaktionsfähigkeit auf äußere Situationen und der seelischen Befindlichkeit – wenn Stimmungen die körperlichen und geistigen Fähigkeiten einschränken.
Da alle diese Befindlichkeiten nicht allein für sich existieren, sondern miteinander verschränkt und verwoben sind, ist eine ganzheitliche Betrachtung und Bearbeitung sinnvoller als ein Kurieren an Einzelsymptomen. Hierbei kann man unterscheiden zwischen einer Hilfe von Außen – Fachleute wie beispielsweise Schamanen und Exorzisten (früher) und Ärzte und Psychologen (heute) – und dem eigenverantwortlichen Handeln, dem „Selbstheilen“…
Taijiquan Klassiker – Klassische Schriften des Taijiquan
Hier finden Sie eine deutsche Übersetzung der Taijiquan Klassiker. Dr. Tao Ping Siang hatte die Taijiquan Klassiker für seine westlichen Schüler in die Englische Sprache übersetzt. Das erste Buch mit den chinesischen Orginaltexten erschien 1966 in Taiwan. Ich hatte die große Ehre für meinen zweiten Lehrer das Buch auch auf Deutsch zu veröffentlichen. Mit Hilfe von Detlef Klossow (Übersetzung Englisch – Deutsch) wurde das Buch „Unter der Oberfläche der Klassiker des Tai Ji Quan“ 2000 veröffentlicht. Dr. Tao ist im Dezember 2006 in Columbus, Ohio verstorben. Der Erbe von Dr. Tao, Dr. Shan-Tung Hsu hat mir großzügiger Weise die Erlaubnis zu Veröffentlichung der deutschen- und englischen Texte auf Taiji Forum gegeben. Shan-Tung Hsu sagte: „Gerne stimme ich der Veröffentlichung zu. So können Taijiquan Liebhaber auch in Zukunft aus Dr. Taos Arbeit einen Nutzen ziehen.“
Der Weg des Taijiquan – Ein Gedicht von Cheng Man Ching
Cheng Man Ching wurde von seinen Schülern als Beispiel für bedingungslose Hingabe und Begeisterung für die chinesischen Künste, insbesondere für Taijiquan, beschrieben.
In der Tat sah Cheng Man Ching, der neben den Gesundheitsaspekten des Taijiquan auch den Aspekt der Selbstverteidigung betonte, den Aspekt der Selbstkultivierung als eine von den anderen Aspekten des Taijiquan getrennt anzugehende wichtige Aufgabe an. Er zog eine strikte Linie zwischen Üben/Wiederholen/Kopieren und wirklicher Selbstkultivierung. Letztere ergab sich für ihn nicht automatisch als Folge des Ersteren im Sinne eines “Bonus”. Selbstkultivierung liegt jenseits der physischen und geistigen Vorteile des Taijiquan und der Debatte über seine (Im)praktikabilität für Zwecke der Selbstverteidigung…
Wuji im Taijiquan
Der Name Taijiquan taucht zuerst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. In dem zentralen Text seiner klassischen Schriften, der Abhandlung des Taijiquan (Taijiquan lun), heißt es gleich zu Beginn:
太極者無極而生。陰陽之母也。taiji zhe wuji er sheng, yin yang zhi mu ye.
Taiji, aus Wuji entstehend, ist die Mutter von Yin und Yang.
Die „Kampfkunst des Allerhöchsten” lässt sich diesem Diktum zufolge nicht ohne Bezug zu Wuji verstehen. Wuji kann übersetzt werden als „das, was kein Höchstes hat”, oder auch als das, was „keine Pole”, „keine Polarität”, „keine Gegensätze”, „keine Extreme” oder „keine Grenzen” hat. Doch was bedeuten Taiji, Wuji und Yin-Yang in der Kampfkunst? Um das zu erörtern gehen wir einen Umweg über die Begriffsgeschichte….
Das Tao im Abendland
„Nutze den Tag!“ – Was als taoistische oder buddhistische Aufforderung für ein Leben im „Hier“ und „Jetzt“ verstanden werden kann, ist eine abendländische Redewendung, die seit der Antike im Bewusstsein der europäischen Bevölkerung schlummert…
Daoismus im Alltag
Der Daoismus ist eine alte chinesische Religion und Philosophie. Neben dem Konfuzianismus und dem Buddhismus ist er eine der drei großen Lehren, durch die das Denken in China maßgeblich bestimmt wurde. Der Daoismus lehrt Geduld, Sanftheit und Handeln durch Nicht-Handeln…
Xiu Dao – Daoistische Praxis – Die Mutter des Taiji und Qi Gong
In der Tradition des Daoismus gab es von je her zwei Strömungen. Auf der einen Seite steht die geistige Beschäftigung mit dem Dao/Tao und der Versuch dadurch eine andere Einstellung zum Leben zu gewinnen (chin. Xue Dao – 学道). Diese Strömung ist auch bei uns im Westen weit verbreitet und wird vor allem durch die Übersetzung daoistischer Klassiker inspiriert und befeuert.
Auf der anderen Seite steht der praktische Daoismus, in dem der Suchende Schritt für Schritt theoretisch wie praktisch unter der Leitung eines Meisters in die Geheimnisse des Dao eingeführt wird (chin. Xiu Dao – 修道).
Dieser Weg ist in China bis zum heutigen Tag immer nur wenigen wohl ausgewählten Individuen vorbehalten gewesen.
Von diesem Weg soll aber dieser Artikel handeln…
Wu Wei
Wu Wei ist die Grundlage der taoistischen Ethik. Ein gutes Leben ist genau dann zu erreichen, wenn der Mensch natürliche Zyklen erkennt und im Einklang mit diesen handelt ohne dabei von einem blinden Aktionismus getrieben zu werden. Das Handeln durch Nicht-Handeln entsteht durch spontane Handlungsimpulse und nicht durch überstarkes planvolles Handeln…
Das Daodejing des Laozi im Taijiquan
Im Taijiquan-Unterricht begegnen wir einer Fülle von Anregungen, die das eigene Training verständlicher machen und, so hoffe ich, ungemein bereichern und vertiefen. Um aber all diese Hinweise nicht nur in ein Technik orientiertes, mechanisches Training münden zu lassen, sondern es einem ganzheitlichen, auf unser gesamtes Leben zugreifendes System hin zuzuordnen, bedarf es einer Struktur, in der alle zuvor gelieferten Hinweise ihren Platz finden, ja sich niederlassen können. Eine Struktur erleichtert es ungemein, die verschiedenen Hinweise zu einem roten Faden zu verknüpfen. Dieser rote Faden ist der Weg, auf dem ich dem Ziel näher komme. Der Weg ist das Ziel…
San Bao – die drei Schätze im Menschen Jing, Qi und Shen
Bereits das Nánjīng 難經, der Klassiker der Schwierigkeiten, geht bei der Beschreibung der Entstehung des Lebens von der großen Einheit aus, welche in der Trennung und dem Wieder-aufeinander-Zugehen von Himmel und Erde das alles bewegende Qi hervorbringt. Es ist eine numerologische Betrachtung der Welt, die bei Laozi mit den Worten beschrieben wird: „Der Sinn [das Dao] erzeugt die Eins. Die Eins erzeugt die Zwei. Die Zwei erzeugt die Drei. Die Drei erzeugt alle Dinge. Alle Dinge haben im Rücken das Dunkle und streben nach dem Licht, und die strömende Kraft gibt ihnen Harmonie“…
Chi
Der Begriff „Chi“ wird mit Energie, Atem, Luft, Gas oder Dampf übersetzt. Er spielt in der fernöstlichen Denkweise eine zentrale Rolle und unterliegt philosophischen und religiösen Einflüssen.
Tai Chi Chuan und das Verhältnis von Natur und Kultur
Tai Chi Chuan ist nicht nur einfach eine alte Technik zur Selbstverteidigung, sondern es versteht sich selbst als Teil der chinesischen Kultur. Doch trotz des Anspruches, eine Kulturtechnik zu sein, wird im Tai Chi Chuan intensiv nach Natürlichkeit gesucht. Das Streben nach Natürlichkeit innerhalb einer Kulturtechnik scheint in westlichen Augen ein Widerspruch zu sein, doch wird dies auch in China so empfunden…
Konfuzius – der große Lehrer Chinas
Wenn man sich mit China im Allgemeinen und der chinesischen Philosophie im Besonderen beschäftigt, stößt man unweigerlich auf Konfuzius (551-479 v.Chr.) und dem nach ihm benannten Konfuzianismus. Die konfuzianische Schule (rujia) war ursprünglich eine Bewegung, die in Konkurrenz mit den anderen „hundert” Philosophenschulen stand. Erst später zur Zeit der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) sollte der Konfuzianismus zu einem Mittel der Bewahrung der Herrschaftsverhältnisse, zum Staatskonfuzianismus werden…
Menzius (Mengzi, Mencius)
Konfuzius war der erste, der das Lehren zu einem Beruf machte. Spätere Konfuzianer folgten diesem Beispiel. Einer der Großen unter ihnen wurde Menzius. Seine genauen Lebensdaten sind unbekannt, aber es heißt, dass er 371 v. Chr. geboren und 289 v. Chr. verstorben sei. Seine Ausbildung erhielt er von den Schülern eines Enkels des Konfuzius…
Laozi (Laotse), der verborgene Weise
Neben Konfuzius ist Laozi – sein Name bedeutet „alter Meister“ – eine der berühmtesten Figuren der chinesischen Philosophie. Im Gegensatz zu Konfuzius weiß man über das Leben des Laozi so wenig, dass oft angenommen wird, es habe Laozi gar nicht gegeben. Die berühmteste Geschichte über Laozi erzählt uns, er sei im 6. Jh. v. Chr. Archivist am Hofe der Zhou gewesen. Unzufrieden mit dem Zustand der Regierung trat er von seinem Posten zurück und verließ auf einem schwarzen Ochsen reitend das Land…
Zhuangzi
Zhuangzi (Dschuang Dsi) gilt als der zweite große Daoist und wirkte in der Zeit um 350 v. Chr. Über sein Leben als historische Person ist wenig bekannt. Er lebte wohl zumeist in sehr einfachen Verhältnissen und soll des öfteren hohe Ämter ausgeschlagen haben. Das nach ihm benannte Buch Zhuangzi (auch „Das wahre Buch vom südlichen Blütenland“ genannt) ist wahrscheinlich zum Teil von ihm selbst geschrieben worden…
Zhou Dunyi (Chou Tun-yi)
Zhou Dunyi (1017 – 1073 n.Chr.) lebte zur Zeit der Song-Dynastie (960 – 1279 n.Chr.) und trug wesentlich dazu bei, dass diese Zeit zu einem Wendepunkt in der Philosophiegeschichte Chinas wurde. In der Zeit vor der Song-Dynastie vom 2. – 9. Jahrhundert n.Chr., aber vor allem zur Zeit der Tang-Dynastie (618 – 906 n.Chr.) war China ein kosmopolitisches Land mit stark religiöser Prägung. Sowohl Buddhismus, als auch Daoismus wurden…
Der innere Klassiker des gelben Kaisers
Erkrankung ist nach traditioneller chinesischer Auffassung kein unabwendbares Schicksal. Vielmehr hängen Krankheit und Gesundheit davon ab, wie sehr sich der Mensch in das Ordnungsgefüge des Kosmos einpasst und dem Weg (dao) folgt. Wenn man es versteht, sein Leben harmonisch zwischen den Polen von yin und yang zu ordnen, wird man schwerwiegende Krankheiten vermeiden können…
Innere Übung
„Innere Übung (neiye)“ ist einer der ältesten daoistischen Texte zur inneren Kultivierung und ein wichtiger Vorläufer zur Praxis der Lebenspflege (yangshen). Er findet sich in einer Textsammlung, die mit Guanzi bezeichnet wird und etwa aus dem Jahr 300 v. Chr. stammen soll. Der Text selber scheint aber sehr viel älter zu sein…
Tai Chi Chuan und der Unterschied zwischen Philosophie und Theorie
Die Veröffentlichung meiner Bücher zur Philosophie und den Klassikern des Tai Chi Chuan führte mich in viele Diskussionen. Interessierte Leser sprachen mich zu den verschiedensten Themen an und es entspann sich meist ein lebhaftes Gespräch. Immer wieder war dabei viel Zeit zur Klärung von Begriffen notwendig…
Taijiquan als “Technik der Selbstkultivierung”
Der Weg des Großen Lernens liegt in der klaren und reinen inneren Kraft (de) und bedeutet, die Menschen zu lieben und sein Ziel im höchsten Guten zu sehen…
Tai Gongs sechs geheime Lehren
Schon seit frühesten Zeiten war im chinesischen Militär die Theoriebildung ein wichtiges Thema. Es existiert eine Anzahl an Schriften von Generälen und Strategen. Diese Schriften waren ursprünglich geheim, wurden als gefährlich angesehen und der private Besitz war verboten….
Das Buch der Wandlungen (I Ging) und die Taiji-Prinzipien
Das Buch der Wandlungen ist ein geistiges Gesamtbild des sich unablässig bewegenden Kosmos. Jede Bewegung entwickelt sich aus der wechselseitigen Resonanz von Yin und Yang, von Männlichem und Weiblichem. Durch die Darstellung die komplexen Verwebungen von Yin und Yang entsteht ein Weltbild, das die chinesische Kultur in all ihren Entwicklungen wesentlich geprägt hat…
Pure Beobachtung statt krampfhafter Bemühungen
Das erste Kapitel spielt auf einen scheinbaren Widerspruch an. Laotse schreibt von dem Sinn bzw. von dem Tao, welches sowohl benannt wie namenlos existiert. Ein Widerspruch ist nicht zwangsweise verkehrt. Es geht darum, mit diesem Widerspruch richtig umzugehen. Im östlichen Denken ist das Konzept von Yin und Yang die Grundlage für viele Weltanschauungen. Die Gegensatzpaare ergänzen einander und beeinflussen sich. Yin und Yang sind Kategorien, die sich nicht ausschließen, sondern gegenseitig hervorbringen. Es ist kein Entweder – Oder, sondern ein Sowohl – Als auch…
Einheit erfahren – Daoismus und Ganzheit in der Modernen Physik
Folgt man dem Ausspruch des chinesischen Dichters Su Zhé (11. Jh.), könnten Daoismus und Quantenphysik tatsächlich eine gemeinsame Grundlage haben. Er schreibt: „Es gibt nur ein Ordnungsprinzip (li) in den zehntausend Dingen; der Unterschied liegt lediglich darin, von wo sie ausgehen“1. Wenn das so ist, dann müsste wir ziemlich weit zurückgehen, vielleicht bis zum Beginn des Universums…
Autor: Nils Klug
Fotos: taiji-forum.de