„Yin“ und „Yang“ sind zwei Bezeichnungen, die auch einheitlich als „Yin und Yang“ oder „Yin Yang“ verwendet werden. Man meint damit die taoistische Idee der einander bedingenden Gegensätze.
Yin und Yang bezeichnen eine Beziehung
Yin und Yang symbolisieren die Gegensätze ohne welche das Ganze nicht möglich wäre. Man geht nicht von absoluten Phänomenen aus, sondern relativiert die Gegensätze zueinander. Das bedeutet, dass Yin und Yang nicht als isolierte Phänomene verstanden werden, sondern eine Beziehung gleichberechtigter „Partner“ bezeichnen.
Die älteste Nennung von Yin und Yang befindet sich im I Ging, dem Buch der Wandlungen. Im I Ging werden die Gegensätze von Yin und Yang gegenübergestellt. So ist dort von „stark“ und „schwach“, „gleich“ und „ungleich“ sowie von „männlich und weiblich“ zu lesen. Diese Darstellung der Gegensätzlichkeit wurde später pauschalisiert und man interpretierte die Symbolik als Polarität im Allgemeinen.
Yin und Yang sind universell
Yin und Yang ist nicht nur auf die Aspekte beschränkt, die im I Ging zu lesen sind. Schon gar nicht kann man Yin und Yang nur auf „weiblich“ und „männlich“ beschränken, wie dies in einigen Fällen vorgenommen wurde und auch noch vorgenommen wird. Yin und Yang ist eine Symbolik, die auf alle Begriffspaare angewendet werden kann. Damit handelt es sich um eine universelle Bezeichnung.
Um eine richtungsweisende Unterscheidung zwischen Yin und Yang vornehmen zu können, können die beiden Begriffe mit Attributen definiert werden.
Yin steht für das Passive – Yang steht für das Aktive.
Yin symbolisiert das Empfangende – Yang symbolisiert das Gebende.
Diese Unterscheidung befindet sich stets im Wandel. Das bedeutet, dass aus Yin Yang wird und Yang zu Yin wird. Dieser Wandel vollzieht sich permanent. Somit besteht auch der im westlichen Denken oft vorzufindende Gegensatz zwischen Gut und Böse nach dem Prinzip von Yin und Yang in einem Prozess, in welchem aus Gut Böse wird und aus etwas Bösem etwas Gutes werden kann.
Yin und Yang beschreiben eine Wechselwirkung
Die Symbolik wird genutzt, um eine gegenseitige Abhängigkeit darzustellen. Diese Abhängigkeit steht im Kontext bestimmter Wandlungsvorgänge, die das Verschwinden und Wiederkehren von Phänomenen ermöglichen. Der beständige Wandel zwischen Yin und Yang ist mit dem Tagesrhythmus vergleichbar. Nach jedem Tag folgt eine Nacht und jede Nacht bringt einen neuen Tag. Eine eindeutige Trennung zwischen Tag und Nacht ist nicht möglich, da die Zeit nicht still steht und jeder Tag bereits einen Teil der Nacht enthält und umgekehrt. Um Mitternacht ist der Höhepunkt erreicht Tag und Nacht wechseln ihre Phase.
Yin und Yang steigen und fallen immer abwechselnd. Nach einer Hochphase von Yang fällt das Yang und das Yin steigt empor. Ist Yin auf seinem Höhepunkt angelangt, fällt Yin, damit Yang wieder ansteigen kann.
Dies lässt sich am Wechsel von Sonnenlicht und Mondlicht erkennen. Aber auch an anderen Phänomenen wird der Wechsel von Yin und Yang offensichtlich. Zum Beispiel bei der Temperatur:
Wenn etwas gekocht wird, steigt die Temperatur an. Ist die Temperatur auf ihrem Höhepunkt, beginnt die Abkühlungsphase.
Yin und Yang als Hinweise für ethisches Handeln
Yin und Yang symbolisieren einerseits einen Prozess, andererseits zwei Extreme. Menschen werden dazu aufgerufen, nicht zu sehr in den Extremen zu leben, da sie damit einen schlagartigen Wechsel von Yin und Yang provozieren würden.
Man soll in Freude nicht zu überschwänglich sein und in Trauer nicht zu traurig sein. Es gilt, das Maß der Mitte einzuhalten.
Surftipps zum Thema Yin und Yang:
Yin und Yang – der Ausgleich im Taoismus
Autor: Christoph Eydt
Foto: taiji-forum.de