Nach langem Leben und Glück ist in China Reichtum das dritte von diesen untrennbaren Zielen auf dem Lebensweg. Was unter Reichtum verstanden wird, hat sich im Laufe der Zeiten verändert, das drückt sich auch in den verschiedenen Zeichen für diesen Begriff aus. Das rechte Maß zu erkennen scheint in diesem Zusammenhang das Wichtigste zu sein.
Lu – Der Reichtum
Es gibt sehr viele Schriftzeichen im Chinesischen, die unmittelbar »Reichtum« bedeuten. Von allen ist das Symbol Lu das Wichtigste, das weiter übergeordnet ist. Neben Fu – dem Glück – und Shou – dem langen Leben – ist Lu der dritte in dieser Reihe von chinesischen Göttern. Alle drei Götter sehen ziemlich gleich aus, das besondere Merkmal am Reichtum- Gott finden wir an seiner Bekleidung – er trägt einen breiten mit Jade besetzten Gürtel – ein Symbol der Beamten. Auch das Schriftzeichen bedeutet nichts anderes als Beamtensold. Das bedeutet »Karriere machen«. Wer Beamter wird, hat auch Reichtum. Die Söhne werden immer so erzogen, dass sie fleißig für das klare Ziel lernen sollen. »Alle 10.000 Dinge sind geringer, nur allein das Lernen ist von hohem Wert«, so die konfuzianische Tugend. Die strenge Hierarchie bedingt, dass sich das Volk anstrengen muss, um nach oben zu kommen und beispielsweise Beamter zu werden.
Fu – das eigentliche Wort für Reichtum
Fu ist das eigentliche Wort für Reichtum, von der Gestaltung her er- kennt man »einen Weinkrug im Haus«. Das Zeichen sieht ganz ähnlich aus wie das Zeichen Fu – das Glück, das einen Weinkrug auf dem Opferaltar darstellt. Man spricht immer von Fu You – Reichtum Haben – als einem eigenständigen Wort für Reichtum. Literarisch heißt der Reichtum Fu Yü. Das Zeichen Yü setzt man aus »Getreide und Kleid« zusammen. Für ein reiches Land verwendet man das Wort Fu Qiang, das eigentlich »reich und stark« heißt. Das Wesentliche am Reichtum ist Cai Fu, was wiederum reinen materiellen Reichtum bedeutet.
Qian – das Geld
Zu Cai Fu gehören alle wertvollen Sachen, vor allem das Geld. Das chinesische Schriftzeichen für Geld setzt man aus »Metall oder Gold und Waffe« zusammen. In den Museen können wir sehen, dass die ersten Münzen in einer Waffenform hergestellt wurden. Vor dieser Verwendung benutzten die Urmenschen Muscheln als Währung, nachdem die Entdeckung von Metallen deutlich wichtigere Funktionen im Leben gewonnen hatte, achtete man nicht mehr auf die Muscheln. Muscheln als Währung waren nicht mehr wertvoll, sondern Jian – billig.
Das Geld funktioniert so im Leben: Wenn Frieden herrscht, hat jeder die Chance, nach »Gold« zu suchen, wie der linke Teil des Zeichens darstellt, wenn es Krieg gibt, greift jeder zur »Waffe«, wie der rechte Teil des Zeichens ankündigt. Das Geld bleibt machtvoll in diesem Sinne und in aller Zeit. Das Papiergeld ist eine Vertrauenssache. Man vertraut den Institutionen oder besser gesagt den Ländern, die das Geld kontrollieren. Inflation ist das Phänomen, das damit entstanden ist. Denn nur das »Metallgeld«, also »Gold«, behält unverändert seinen Wert.
Goldstücke werden in China als Yuan Bao – der erste Schatz – bezeichnet. Münzen aus Gold vermehren sogar ihren Wert. Sie wurden schnell in einer anderen Form geprägt, nämlich rund und mit einem quadratischen Loch in der Mitte. Diese Form entspricht genau der chinesischen Mythologie. Die Chinesen waren der Ansicht, dass der Himmel rund und die Erde quadratisch ist. Das Geld wird ehrenvoll als »älterer Bruder des quadratischen Lochs« bezeichnet.
Yi Shi Zhu Xing – Kleidung, Essen, Wohnen und Reisen – zählen zu Cai Fu, dem materiellen Reichtum. Es gab eine Zeit, in der man es als genug bezeichnete, wenn genug da war, um sich zu kleiden und zu essen. Heute betont man neben Markenkleidern und gutem Essen auch das Wohnen und das Reisen. Zweifellos ist das der Unterschied zwischen Leben und Luxusleben. Das Streben nach mehr Reichtum ist die wichtigste Aufgabe geworden.
Zum chinesischen Neujahr grüßt man gewöhnlich mit Gong Xi Fa Cai, »Glückwunsch zum Reichwerden«. Man hängt Glücksbilder auf, unter anderem die Bilder mit bunten Fischen. »Fisch haben« heißt You Yü, »etwas übrig haben« heißt auch You Yü. Zum Neujahrsessen muss es auch Fisch geben, in der Hoffnung, dass man jedes Jahr etwas übrig, also mehr als genug haben wird. Den Kindern wird Geld geschenkt.
Zhi Zu Chang Le – wer weiß, wann er genug hat, hat immer Freude. Der Spruch ist wahre Wahrheit aus dem Leben. Die Frage ist nur, woher weiß man, dass man genug hat?
Autor: Wang Ning
Kalligraphie: Wang Ning