Der Name
Der Name „Baguazhang“ bzw. die Kurzform „Bagua“ stehen eng mit dem Buch der Wandlungen in Verbindung (I Ging). „Ba“ meint die Zahl 8 und „Gua“ ist ein bestimmtes Orakelzeichen aus dem I Ging. Dieses Orakelsymbol wird als Trigramm bezeichnet, da es aus drei Linien besteht, die entweder durchbrochen oder durchgezogen sind. Die Kombination der verschiedenen Linien ergibt acht mögliche Trigramme. Diese Ganzheit wird „Bagua“ genannt. Das Wort „Zhang“ bedeutet „Handfläche“ und beschreibt den Schwerpunkt dieser Kampfkunst: Es geht um den gezielten Einsatz der Handflächen. Während „Quan“ so viel wie „Faust“ bedeutet und in fast allen anderen chinesischen Kampfkünsten als Namensanhängsel verwendet wird, ist das Wort „Zhang“ einzig auf das Baguazhang bezogen.
Merkmale
Die offensichtlichste Besonderheit des Baguazhang ist das Gehen im Kreis. Die Übenden bewegen sich auf einer Kreislinie und führen darauf die verschiedenen Techniken und Bewegungen aus. Weiterhin sind die starken Spiralbewegungen des Körpers sehr auffällig, die in anderen Kampfkünsten nicht so stark ausgeprägt sind. Beim Baguazhang geht es in erster Linie um Techniken, die mit der offenen Hand ausgeführt werden. Dies geht unter anderem auf das Energiemodell der chinesischen Heilkunde zurück, wonach davon ausgegangen wird, dass sich in den Handflächen sehr starke energetische Punkte befinden.
Der Name „Baguazhang“ wird auch synonym mit „drehende Handflächen“ verwendet, um die Art der Bewegung zu beschreiben: Der Übende geht im Kreis und dreht dabei fast kontinuierlich die Handflächen in verschiedene Richtungen. Das Ziel ist es, eine möglichst große Offenheit zu schaffen, in der man keine vorgefertigte Form mehr benötigt, sondern in der Lage ist, sich frei in jede Richtung optimal zu bewegen.
Im Baguazhang wird vor allem ausweichend gearbeitet. Man versucht, den Gegner zu umgehen und ihn mithilfe seiner eigenen Energie zu besiegen. Das japanische Aikido ähnelt den Bewegungen des Baguazhang vor allem im Hinblick auf die kreisförmigen Bewegungen, die um einen Gegner herum stattfinden.
Die Kraft wird im Baguazhang durch Bewegung erzeugt. Durch eine „Vertwistung“ der Wirbelsäule kann eine enorme Energie entfaltet werden. Die horizontale Kraft wird aus einer Gegenbewegung gewonnen: Während der Oberkörper sich in eine Richtung dreht, dreht sich der untere Teil des Körpers in eine andere Richtung. Das Auflösen dieser gegenläufigen Bewegung erzeugt dann eine starke Kraft.
Weiterhin steht man im Baguazhang niemals still. Nach dem Prinzip der ewigen Wandlung, ist es ein Ziel, im Kampf immer in Bewegung zu bleiben, um immer wieder neue Situationen herzustellen. Darüber hinaus ist die Kontinuität der Bewegung sehr wichtig für das Ausführen der Techniken: Der ganze Körper ist an jeder Bewegung beteiligt.
Von Christoph Eydt
Fotos: R. Robinson
Video zu Baguazhang
Ba Gua Zhang Form, Luigi Zanini
Demonstration der Form mit Luigi Zanini aus Italien.
Baguazhangvorführung Li Jing
Li Jing ist Lehrerin für Baguazhang, Taijiquan und Qigong in Freising. Auf der Gala 2003 in Hannover demonstriert Sie Ausschnitte aus einer Baguazhang- Form. Moderiert wird die Gala von Helmut Oberlack, Herausgeber des TQJ (taijiquan & Qigong Journal Deutschland).