Das Harte Qigong (Eisenhemd-Qigong)
Das Harte Qigong ist eine Form des Qigong, bei der es darum geht, den Körper zu stählen. Der Körper soll so sehr gekräftigt werden, dass Schläge, Tritte und Stöße ihm nichts mehr anhaben können. Dieses Ideal hat schon früh zu Legendenbildungen geführt. In einigen TV-Produktionen werden die durch das Eisenhemd-Qigong erworbenen Eigenschaften plakativ dargestellt.
In vielen Kung Fu-Filmen spielt das sogenannte Harte Qigong, welches auch als Eisenhemd-Qigong bekannt ist, eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die überragenden Fähigkeiten eines Kämpfers darzustellen. Erhaben und herausfordernd spannt der Protagonist seinen Körper an und fordert seinen Gegner heraus: „Na Los! Versuch’s! Schlag mich!“ Der einfältige Gegner nimmt die Einladung dankend an und schlägt zu. Doch sein Schlag erzielt keine Wirkung, obwohl er mit aller Inbrunst zugeschlagen hat. Die Faust trifft direkt den Herausforderer, doch dieser lächelt nur müde und präsentiert voller Stolz seinen harten Körper. Was in diesen Szenen übertrieben dargestellt wird, ist das Ideal des Eisenhemd-Qigong: Durch spezielle Qigong-Übungen soll der Körper innen wie außen abgehärtet werden und in seiner Gesamtheit gekräftigt werden.
Qigong zur Körperkräftigung
Qigong (vereinfacht als „Energiearbeit“ übersetzt) bietet viele unterschiedliche Wirkungen, die Körper, Geist und Seele stärken. Es gibt gegenwärtig eine große Menge an Qigong-Übungen und Qigong-Systemen, so dass jeder die geeigneten Übungen für sich finden kann. Ein wesentliches Ziel des Qigong ist die Regulierung der körpereigenen Energie, um eine dauerhafte Kräftigung zu erfahren. So kann man Krankheiten vorbeugen, allgemeine Verschleißerscheinungen bekämpfen, zu mehr Ausgeglichenheit gelangen und meditative Zustände erreichen. Im Qigong verschmelzen Körperbewegungen, Atemregulierungen und Konzentrationsübungen zu einer „ganzheitlichen“ Synthese, so dass der Mensch als Ganzes gefördert wird. Qigong hilft, innere Spannungen zu entdecken und zu lösen. Dadurch werden Körper und Geist flexibler, was zu einer besseren Entspannung führt. Diese wiederum wird benötigt, damit die Energie im Körper fließen kann und Kräfte generiert werden können.
Das Harte Qigong
In Zeiten, als noch mit dem Körper und nicht mit Feuerwaffen gekämpft wurde, mussten die Krieger nicht nur ihr Handwerk beherrschen, sondern auch körperlich sehr gut trainiert sein. Zum einen musste ihr Körper so stark sein, dass dieser Schläge von Gegnern vertragen konnte, ohne gleich empfindlich verletzt zu werden. Zum anderen musste der Körper aber auch stark genug sein, um beim Training nicht verletzt zu werden. Mit der Entwicklung und Verbreitung von Feuerwaffen hat das Eisenhemd-Qigong seine Bedeutung verloren. Was aber übrig geblieben ist, sind die gesundheitlichen Wirkungen der Eisenhemd-Übungen.
In unterschiedlichen Qigong-Schulen– und Systemen findet man noch heute Übungen, die traditionell zur Eisenhemd-Methode gerechnet werden. So ist zum Beispiel die Klopfmassage ein wichtiger Bestandteil des Eisenhemd-Trainings. Dabei werden bestimmte Körperregionen mit verschiedenen Gegenständen abgeklopft, um diese Regionen widerstandsfähiger zu machen. Früher wurden für die Klopf-Anwendungen Bambusstöcke oder Eisenruten verwendet. Es wurden auch Säckchen mit kleinen Eisenkugeln oder mit Steinen befüllt und auf den Körper geklopft. Knochen, Bindegewebe und Sehnen sollen durch die regelmäßigen Erschütterungen gefestigt werden. Dies geht über reine Abhärtungsübungen hinaus, bei denen der Körper möglichst starken Belastungen ausgesetzt werden soll. Eisenhemd-Qigong wird zwar als Hartes Qigong bezeichnet, ist aber seinem Wesen nach weicher als das reine Einschlagen auf einen menschlichen Körper mit dem Ziel, diesen zu kräftigen. Das regelmäßige Erschüttern stärkt den Körper von innen heraus.
Die Klopftechniken des Eisenhemd-Qigong weisen zwar Ähnlichkeiten mit anderen Klopfmassagen auf, sind aber nicht mit diesen zu vergleichen, weil es bei diesen vorrangig darum geht, physische oder psychische Blockaden zu lösen. Eine Klopfmassage, die weit verbreitet ist und sich auf die Hintergründe der Traditionellen Chinesischen Medizin beruft, ist das sogenannte EFT (Emotional Freedom Techniques). Dabei werden Akupunkturpunkte durch leichtes Klopfen stimuliert.
Autor: Christoph Eydt
Fotos: taiji-forum.de