Tai Chi zuhause lernen – ein Trainingsprogramm
Tai Chi wird in Lehrgängen, Kursen und Seminaren gelehrt. Darüber hinaus kann jeder Übende zuhause ein eigenes Training absolvieren und so auch ohne Anleitung eines Lehrers Fortschritte machen.
Tai Chi zuhause – Was muss ich können?
Eine neue Bewegungsmethodik ganz ohne Lehrer zu lernen ist sehr schwer und erfordert neben langen Übungszeiten sehr viel Disziplin und Durchhaltevermögen. Als wichtigste Grundlage für ein erfolgreiches Training zuhause ist darum der Kontakt zu einem qualifizierten Lehrer, der nicht nur die notwendigen Grundlagen vermittelt, sondern auch regelmäßig auf mögliche Fehler überprüft.
Man sollte sich erst dann an ein eigenes Training zuhause machen, wenn man die wichtigsten Bewegungsprinzipien verstanden hat und einige Übungen kennt, die allein ausgeführt werden können. Es ist darauf zu achten, dass ein gewisses Grundverständnis für die einzelnen Übungen vorliegt. Das heißt, dass der Übende nicht nur wissen muss, wie eine Übung ausgeführt wird, sondern auch wozu. Während einer Übung ist es notwendig, jede Veränderung im Körper wahrzunehmen und deuten zu können. Das bedeutet, dass man auch eine Menge Körpergefühl und Innenwahrnehmung benötigt, um Tai Chi zuhause zu üben.
Impulse für ein Tai Chi-Training zuhause
Für ein effizientes Training ist es erforderlich, die zur Verfügung stehende Zeit genauestens zu planen. Ein Training muss immer vorher organisiert und geplant werden. Erst in einem fortgeschrittenen Stadium kann man auch spontane Übungssequenzen nutzen, weil man ein gutes Gespür dafür hat, was der eigene Körper gerade benötigt. Für die Planung ist eine Zielsetzung erforderlich: Was will ich mit meinem Training erreichen? In welchen Bereichen will ich besser werden? Von diesen Zielen ausgehend, werden dann einige Übungen ausgewählt, die zu verschiedenen Zyklen zusammengeschlossen werden.
Ein typisches Schema für ein Training zuhause ist die Einteilung in Aufwärmung, Haupttraining und Schlussphase.
Für das Erwärmen bieten sich leichte Lockerungsübungen an. Im Tai Chi können das bestimmte Formbewegungen, Zhan Zhuang und andere Qigong-Übungen, Schwungübungen oder gymnastische Übungen sein.
Im Haupttraining wird die Form geübt. Diese kann je nach Schwerpunktsetzung unterschiedlich ausgeführt werden, wobei stets die Bewegungsprinzipien einzuhalten sind. Die Form kann schnell ausgeführt werden, man kann sie langsam üben, mit explosiven Bewegungen, und mit verschiedenen Visualisierungen. Cheng Man Ching sagte einst zum Formtraining, dass die Form so geübt werden solle, als ob man sie gegen einen Gegner bzw. mit einem Partner üben würde. Neben dem Formtraining können Koordination, Geschicklichkeit, Kraft und Gelenkigkeit geübt werden. Bei den Übungen gibt es keine Grenzen. Wichtig ist nur, dass starre Bewegungen und einseitige Belastungen vermieden werden sollten. Gute Übungen für das Krafttraining sind das Lanzenschütteln, Übungen mit dem Taiji-Griffel, Beckenbodentraining und ein Training der Tiefenmuskulatur (Core-Training). Wer zuhause einen Partner hat, der kann mit diesem Partnerübungen trainieren und so auch die Fähigkeiten im Tuishou verbessern. Weiterhin sind Intuitionsübungen möglich, um ein Gespür für die verschiedenen Energien im Raum zu entwickeln. Außerdem kann man Kampfanwendungen trainieren. Je nach Ausrichtung des Trainings sind auch Abhärtungen, Schlag- und Trittübungen möglich.
In der Schlussphase geht es darum, den Körper und Geist wieder an den Alltag heranzuführen. Einfache Lockerungsübungen, Meditation und Qigong sind hier gute Möglichkeiten, um „runterzukommen“.
Beispiel für einen Taijiquan Onlinekurs
Autor: Christoph Eydt
Fotos: taiji-forum.de