Was ist die Essenz des Huang-Stil Taijiquan?
Meister Huang hatte schon über die 13 Essenzen [1] im Taijiquan geschrieben. Es ist also alles da, Xu Ling Ding Jin [der Scheitel ist aufgerichtet und gestützt, Anm. des Übersetzers], Zhong Ding [zentrale Balance], das Sinken der Schultern, das Absenken der Ellenbogen. Flexibilität und Balance im Körper werden in der Huang Schule geübt. Sie legt mehr Gewicht auf die Balance des Körpers, die Koordination von Geist und Körper und auf das Praktizieren der Hand- und Selbstverteidigungstechniken.
Was ist der Unterschied zwischen dem Luohan-Stil, dem Weißen Kranich und Taijiquan? Warum sind sie gut zu kombinieren?
Meiner Nachforschung nach hat Meister Huang nicht nur Taijiquan praktiziert. Taiji ist sehr flexibel und weich mit innerer Kraft, Lohan hat mehr Yang und ist energetisch kraftvoll, Weißer Kranich mehr rigide, also sehr schnell. Die Flexibilität vom Weißen Kranich kann mit Luohan und Taijiquan kombiniert werden. Meister Huang besaß diese drei Künste. Wenn du sie kombinierst, ist es effektiver und diese Präsentation, die Kombination der drei Künste ist dann kraftvoller.
Du hast einmal so etwas Ähnliches gesagt wie: „Meister Huang hatte seine Elastizität vom Taijiquan, die Kraft vom Luohan-Stil und die Geschwindigkeit vom Baihequan“?
Ja, das ist definitiv so. Es gibt ein sehr kraftvolles Training im Lohan. Lohan ist mehr Yang, Taijiquan ist Yin/Yang, aber die Yin-Seite von Taijiquan wird von „modernen“ mehr Übenden trainiert. Im Taiji-Training können Yin und Yang zusammen sein. Die Geschwindigkeit vom Weißen Kranich ist sehr schnell, besonders die durchdringenden Hände, die flatternden Hände – es ist wunderbar.
Was denkst Du, war für Deinen Lehrer, Meister Huang, am wichtigsten?
Mir hat Meister Huang eine sehr gute Leitlinie für das Leben gegeben. Er sagte, dass du ein „Taiji-Mensch“ werden musst, im Taiji leben und handeln wie Taiji. Taiji ist tatsächlich ein riesiger Wissensschatz. Du brauchst eine sehr offene Einstellung dafür. Wenn du also den Theorien von Taiji folgst, um dein Leben anzuleiten, es als Lebensleitlinie nimmst, kannst du eine sehr gute Harmonie zwischen den Schülern, Lehrern und anderen Kampfkunstlehrern bekommen. Überhaupt sind wir alle gleich und er hat immer gesagt, dass niemand derErste ist. Er hat gesagt, dass jeder unterschiedliche Talente hat. Wir sollen alle einander respektieren, was auch immer die anderen für eine Kampfkunst haben. Er sagte, Taiji gehöre allen Menschen, jeder kann es bekommen. Das Dao spricht zu jedem, wenn du nur zuhören willst. Das heißt, es gehört zu allen. Also habe ich von Meister Huang Taijiquan gelernt, mitfühlend zu sein und jede andere Kampfkunst akzeptieren zu können und bereit zu sein, zu unterrichten und mein Wissen zu teilen. Es gibt keine Eifersucht, kein schlechtes Wort hinterrücks. Das ist ein sehr positiver Ansatz.
Und hat Taijiquan dein Leben verändert?
Ja, Taiji hat mein Leben verändert! Ich bin in einer alleinerziehenden Familie aufgewachsen. Überhaupt war meine Mutter sehr arm zu dieser Zeit. Ich habe viele Brüder und Schwestern und zu dieser Zeit wurde ich nicht ordentlich erzogen. Ich endete in Straßenkämpfen und hatte ein sehr aggressives Gemüt und Benehmen. 1977 traf ich dann Meister Huang und lernte bis 1992 von ihm. Also begann ich mit Taiji und in diesen 30 Jahren meiner Erforschung bin ich durch die ganze Welt gereist, in viele Länder und ich traf verschiedene Übende, anderes Wissen, andere Schulen – besonders in den europäischen Ländern, in Japan, Taiwan und China.
Ich fand, dass es viele Dinge gibt, die ich lernen musste. Du wirst dir bewusst, dass du sehr klein bist, und du fühlst, dass du sehr klein bist. Du hast viel Raum, viele Dinge, welche du fühlst, dass du sie lernen solltest. Das hat meinen ganzen Charakter und mein Verhalten gegenüber allem geändert, es hat meinen Körper verändert und reformiert und dadurch denke ich, bin ich recht flexibel geworden, um mit jeder Art von Problem umzugehen, wie Meinungsverschiedenheiten, Aggression und anderen Dingen. Ich habe jetzt die Fähigkeit, jede Art von Meinungsverschiedenheiten anzunehmen, die mich umgeben. Das ist es, was ich gelernt habe. Das Taiji ist eigentlich Yin und Yang, schwarz und weiß, hin und her.
Wenn die Dinge passieren, dann verwende ich das zum Analysieren, ob die Dinge richtig oder falsch sind. Ich kann es sehr klar tun. Das ist wunderbar.
Wie wichtig sind die Partnerübungen, Pushing Hands und andere Übungen?
In meiner 30-jährigen Recherche über Taiji habe ich gesehen, dass sehr viele Taiji-Übende die Pushing-Hands-Übungen ignorieren! Alle kommen, um die Form zu üben, aber – ich meine nicht, dass das Formüben nicht gut ist, es ist sehr gut, – aber was ich meine ist, dass das Üben der Form nur die Theorie ist. Wenn du dich Partnerübungen, Pushing Hands, zuwendest, das ist die Praxis. Also so viel, wie du von den Formen lernst, kannst du für die Selbstverteidigung oder das freie Sparring verwenden. Dann gehst du zu den Pushing-Hands-Übungen.
Wir sagen, Pushing Hands ist „Body talk“. Du kannst deine Körperbewegung spüren und ich kann meine Körperbewegung spüren und wir können sie zwischen uns spüren. Man kann sagen, das ist Körpermassage, gut für die Gesundheit. Nimm an, du übst für die Gesundheit, dann empfehle ich den Übenden immer auch Pushing Hands zu üben. Ich denke, wenn du sehr gut im Pushing Hands bist, dann bist du sehr flexibel mit deinen Händen und deinem Geist und freier mit deinen Partnern. Das heißt dann eigentlich, du bist gesund!
Wie wichtig ist es die Anwendungen der Formen zu kennen, das heißt den kämpferischen Aspekt zu verstehen?
Ja, das ist wahr, dass es wichtig ist! Du kannst die ganze klassische Taiji-Theorie sehen, die von den Meistern des Yang-Stils, Chen-Stils, Wu-Stils, Sun-Stils und anderen Stilen geschrieben ist. Eigentlich ist das Design der Taiji-Bewegungen letztlich für die Anwendungen egal. So wie Peng Shou – du machst es sehr genau und dann solltest du wissen, wie man es verwendet, oder der Push, An Shou. Wenn du es nicht genau machst, obwohl die Anwendung An Shou ist, weil du nur für die Gesundheit übst, ich denke, dass du dann viel Zeit verschwendest, um die „echte Sache“ zu bekommen. Tatsächlich kann An Shou in der Selbstverteidigung und im Pushing Hands angewandt werden. Daher ist es für mich sehr wichtig, wenn du die Form lernst, jede Anwendung von jeder Figur in der Form zu kennen. Dann wirst du damit in deiner Taiji-Praxis sehr beschäftigt sein.
Du hast eine verdichtete Weißer-Kranich-Form geschaffen und auch zwei kleine Übungen im Ding Bu, im festen Stand, die Körper-Geist-Koordination und die Bamen-Übung. Du hast auch Yun Qi Fa modifiziert und Taiji Bone kreiert. Kannst du etwas über diese Entwicklungen sagen?
Ja, bevor ich Taiji Bone geschaffen habe und bevor ich mit meinem Meister zu trainieren begann, wurden der Taiji-Ball, Handtücher und Taiji-Lineale (Stäbe) für dieses Training benutzt. Schließlich habe ich gefunden, dass ich ein Gerät mit der Kombination dieser drei Dinge schaffen kann. Wir können damit Techniken üben, um die Fähigkeiten im Pushing Hands zu verbessern. Also mein Zweck ist es, mit dem Taiji Bone die Flexibilität des Körpers für das Pushing Hands zu verbessern. Also habe ich diese Übungen geschaffen und andere für die Taiji-Form – Mind Body Coordination[2], auf Grundlage meiner 30-jährigen Taiji-Erfahrung.
Ich habe festgestellt, dass für manche Übende die Kurzform und die Langform etwas kompliziert sind. Manche Leute haben keine Zeit, um den ganzen Ablauf von Lang- und Kurzform fertig zu lernen. Ich habe Peng, Lu, Ji, An als Bamen-Übung und Mind Body Coordination modifiziert. Es kommen alle Grundprinzipien vor und auch die Schritte: vorwärts, rückwärts, links, rechts und Zhong Ding. Also alle diese Techniken sind nun in einer konzentrierten Bewegungsform enthalten. Wenn du das studierst, habe ich die Erfahrung gemacht, dass manche Schüler innerhalb von drei Jahren einen relativ hohen Level erreichen können. Sie haben das Vertrauen, dass sie etwas Pushing Hands mit fremden Leuten machen können, und sie haben das Vertrauen, dass sie die Richtlinien der Taiji-Formen kennen. Natürlich, wenn du einen höheren Level anstrebst, musst du dich mit den klassischen Formen auseinandersetzen und mit mehr verschiedenen Übenden pushen.
Wie wichtig ist der Weiße Kranich für Meister Huangs Taijiquan?
Meiner Erfahrung nach ist es sehr entspannend, wenn du die fünf Loslassübungen machst – Song – für den Körper und die Muskeln und du wirst flexibler. Aber im Weißen Kranich fühle ich, dass ich mehr Kraft für mein Training bekomme, wie in den Babulians und im fünf Ecken-Kampf (Wu Jiao Zhan)[3]. Mit dieser Art von Kraft in meinem Körper und der Koordination der Geschwindigkeit von der Kraft zu meinen Händen sind das Timing und die Geschwindigkeit meiner Bewegungen sehr straff, es ist klarer und sauberer für mich.
Wie wichtig ist es heutzutage mit traditionellen Waffen zu trainieren? Denkst du, man kann noch immer etwas davon lernen und Nutzen daraus ziehen?
Ja, in der Huang-Schule gibt es Stock, Säbel, Speer, Schwert und Kurzstock und sie werden dort von den Schülern trainiert. Meiner Erfahrung nach scheint es mir, dass der Kurzstock, den Meister Huang ins Taiji eingeführt hat, die Waffe ist, genauso wie ein Regenschirm, die sehr leicht überallhin in der Hand mitgenommen werden kann. Besonders für ältere Menschen und Menschen mittleren Alters ist er ein Instrument zur Selbstverteidigung geworden. Wenn jemand anders sehr aggressiv ist, ist es sehr effektiv, Kenntnis über diese Stockform zu haben.
Wenn du Waffen wie Säbel oder Speer trainierst, kannst du für Demonstrationen üben, aber im richtigen Leben kannst du einen Säbel oder Speer nicht auf die Straße mitnehmen. Aber wenn du einen Taiji-Kurzstock hast, scheint es, dass es nur eine Gehhilfe für alte Leute ist. Du kannst ihn frei mit dir in deinen Händen herumtragen, oder auch einen Regenschirm und wenn du in eine problematische Situation kommst, kannst du ihn zur Selbstverteidigung benutzen. Es gibt dafür sehr viele Arten der Anwendung. Ich empfehle den Leuten Taiji-Kurzstock zu lernen.
Du wirst jetzt richtiggehend berüchtigt für Deine Hock-Übungen. Du hast erwähnt, dass du die Idee und die Essenz dafür von Meister Huang bekommen hast. Kannst du über diese Geschichte etwas erzählen?
Ich habe Meister Huang 1977 zum ersten Mal getroffen. Zu dieser Zeit wusste ich nichts über Taijiquan. Ich hörte nur, dass Meister Huang eine sehr mysteriöse Kunst besaß und die unglaublichsten Dinge tun konnte, wie zum Beispiel, dass er seine beiden Hände benutzen konnte, um das Wasser aus einer Schale zu heben. Viele solcher Gerüchte gingen in der „Martial-Arts-Welt“ herum. Ich war also Reporter und Journalist und eines Tages kam ich, um ihn zu interviewen. Ich fragte ihn gerade heraus, ob das alles wahr sei oder nicht, und er sagte mir direkt, dass es nicht wahr wäre. Aber er könne mir stattdessen die Kunst des Taijiquan in der Selbstverteidigung zeigen.
Damals trainierte ich kein Taiji, sondern nur Schläge, Stöße und Tritte am Sandsack. Ich hatte vier Sandsäcke zu Hause gefüllt mit Steinen und Geröll und trainierte damit. Ich dachte damals, er ist schon ein alter Mann, vielleicht 60 oder 70, ich selbst erst 25, und er ließ mich ihn frei, gänzlich frei schlagen. Zu dieser Zeit konnte ich nur einen ganz geraden Schlag machen. Das war nichts für ihn! Er blockierte meine Hand und ich konnte nicht einmal seinen Körper berühren! Ich fand, das zu können, wäre gut für mich! Schließlich fragte er mich, ob ich Taiji lernen wolle und ich willigte ein und folgte ihm.
Zu dieser Zeit war ich recht beschäftigt mit meiner Arbeit, daher sagte ich ihm, dass ich nur Handtechniken zur Selbstverteidigung lernen wollte, damit, wenn mich jemand anging, ich mich mit meinen Händen selbst verteidigen könne, und natürlich die dazugehörige Körpertechnik. Dann sagte er mir, ich solle mich hinstellen. Er verwendete nur einen Finger, berührte meinen Körper damit und ich merkte, dass meine ganze Balance von ihm kontrolliert wurde. Also sagte er zu mir: „Du hast eine sehr schwache Grundlage! Also musst du die Grundlage für die Beine zuerst lernen!“
Er sagte, dass es wichtig sei, Ma Bu, das heißt die Basis für die Beine, zuerst zu trainieren. Ich willigte ein und er zeigte mir das System, wie man die Flexibilität der unteren Gelenke und der Gelenke im Oberkörper trainiert und wie man Ober – und Unterkörper miteinander in Balance bringt. Er hatte eine sehr intelligente Praxis, um Zhong Ding zu trainieren. Zhong Ding heißt, jemand pusht dich, du stehst still da undkannst seine Kraft aufnehmen ohne umzufallen, wie der „Buddha, der nicht umfallen kann“ [Stehaufmännchen]. Das beeindruckte mich wirklich. Ich begann ernsthaft und ohne zu stoppen meine Hockübungen und meine Basisarbeit über vier Jahre lang! Danach fand ich, dass ich sehr, sehr stark geworden war, und ich wollte testen, wie stabil ich geworden war.
Ich bat sogar meine Kollegen, mich zu pushen. Ich stand da und wenn mich jemand einen Schritt zurückpushen konnte, gab ich ihm zehn Dollar. Also stellten sich die Leute bei mir an, um mich zu pushen. Das Wichtigste für mich war zu testen, ob ich einem Push standhalten konnte oder nicht. Weil es keine Kampfkunst gibt, die nur irgendwie pusht (das heißt willkürlich und ohne eine spezielle Technik), gab mir das sehr viel Erfahrung, um diese Technik für die Praxis und die Theorie zu lernen. Natürlich mache ich ernsthaft und viel von diesem Sprunggelenk-, Knie- und Hüftgelenkstraining und auch ein Training für den Oberkörper, wie der Buddha, der nicht umfallen kann, Drehungen und diese dreidimensionale Beinarbeit.
Daher habe ich das Vertrauen, dass ich, wenn ich da stehe, dem Push von einigen Leuten standhalten kann. Ich habe herausgefunden, dass es eine Kombination von meinem Körper und der Kraft des Gegners ist. Diese Hocke wird dein Fundament stabiler machen. Es ist sehr wichtig. Ich empfehle meinen Schülern immer diese Hocken zu machen! Wenn du eine starke Beinarbeit hast – das ist gut für dich!
Hast du zuletzt noch irgendeinen guten Rat für Taijiquan-Schüler?
Ich weise sogar die Anfänger an, dass sie immer einen offenen Geist haben und den Lehrern, die sie unterrichten, zuhören. Das ist sehr wichtig. Und du kannst selbst verdauen. Und du kannst immer fragen, warum ist das so oder so. Und daher ist es für die älteren Schüler notwendig, wenn sie einen gewissen Level erreicht haben, mehr zu recherchieren. Kommt bitte zu den richtigen Lehrern und den richtigen Trainingssystemen und findet Lehrer, die einen offenen Geist haben, die ihr Wissen mit euch teilen. Die einzige Möglichkeit, die du berühren kannst, ist, geh auf andere Taiji-Übende zu, verschiedene Taiji-Lehrer, so dass du bekommen kannst, was du möchtest. Du sollst einen offenen und positiven Geist haben, wenn du Taiji praktizierst!
Gibt es noch etwas, das du uns erzählen möchtest?
Ich erzähle dir, dass ich 30 Jahre Taiji geübt habe und ich finde, dass es das Wichtigste ist, dass ich viele Freunde über die ganze Welt verstreut habe und ich bin sehr flexibel, um mit allen verschiedenen Arten von Leuten umzugehen. Natürlich benutze ich die Taiji-Theorie, um meine Angelegenheiten, meine Familie und meine Freunde zu verwalten. Und alle Verbindungen in den Gemeinschaften [Lau K. King ist Generalsekretär der sehr einflussreichen Fuzhou Gesellschaft und des Lau Family Clan in Malaysien]. Als erstes lernt man im Taiji einen sehr ruhigen Geist zu entwickeln. Man ist nicht sehr aufgeregt. Der Geist wird sehr rein und pur und hilft alles klar zu sehen.
Das Yin/Yang-Programm hilft mir dabei richtige Entscheidungen zu treffen. Es gibt mir ein „zweites Denken“. Wenn im Leben ein negativer Einfluss, also Yin auf mich zukommt, bin ich so in der Lage, auch gleich an die Yang-Seite des Problems, also an das Positive zu denken, anstatt zu sagen, dass alles falsch oder schlecht ist (das wäre das „erste Denken“) und so zu einer Entscheidung („drittes Denken“) und Lösung zu kommen. Die Charakteristik von Taiji ist Balance und alles miteinander in Balance zu bringen. Das kann man dann in der Familie, unter Freunden, bei der Arbeit anwenden.
Taiji hat mir viele wertvolle Dinge und Wissen gebracht, ich bin sehr glücklich. Ich habe Taiji über 30 Jahre studiert und ich habe das Wichtigste bekommen: ein sehr glückliches Leben. Das ist großartig. Ich bin dankbar.
Nikolaus Deistler interviewte Lau Kung King im September 2009 in Theresienfeld. Das Interview fand in englischer Sprache statt und wurde danach ins Deutsche übersetzt und schließlich im September 2011 nochmals mit Meister Lau bearbeitet. Da Englisch nicht die Muttersprache von Lau Kung King ist, wurde das Interview sorgfältig für eine bessere Lesbarkeit bearbeitet. Trotzdem wurde vieles eher wörtlich übersetzt, um den Sinn möglichst unverfälscht wiederzugeben.
Fotos stammen von Nikolaus und Yonghui Deistler – Yi und Lau Kung King
Huang Xingxian
Das System von Huang Xingxian (1910 – 92) besteht aus drei Säulen.Während seiner Jugend lernte er Baihequan, „Weißer Kranich Kung Fu“, einen Stil aus seiner Heimat Fujian, sowie Lohanquan, einen sehr alten Shaolin-Stil von einem berühmten Meister – Xie Zhongxian, dessen Meisterschüler Chen Shiting und von einem weiteren Experten, Ban Chuangnian. Später erlernte er Taijiquan von Zheng Manqing. Huang Xingxian verstand es, alle drei Stile zu einem kompletten System zusammenzufügen und so deren Stärken zu nutzen. Handformen, Partnerübungen und die Übung mit traditionellen Waffen sind ausgewogen aufeinander abgestimmt.
James Lau Kung King
Lau Kung King war von 1977 an bis Huang Xingxians Tod dessen enger Schüler und genoss auch sein spezielles Vertrauen. Er arbeitet als Journalist und Chefredakteur der größten chinesischen Tageszeitung in Malaysien und ist als Generalsekretär der Fuzhou Gesellschaft (World Federation of Fuzhou Associations)[4]in Malaysien tätig. Er fungierte früher als Trainer und Generalsekretär von Huang Xingxians Taiji-Schule in Malaysien. Vor einigen Jahren begann er das System weiterzuentwickeln und gründete seine eigene Schule. Seit 2006 kommt er regelmäßig als Gastlehrer auf Einladung von Nikolaus Deistler und Yonghui Deistler-Yi nach Wien. Die beiden veranstalten auch regelmäßig Reisen nach Malaysien, um ihren SchülerInnen die Gelegenheit zu geben, den Huang-Stil aus erster Hand von Lau Kung King sowie von Yek Giong, dem Schwiegersohn von Huang Xingxian und Cheftrainer der Huang- Schule, zu studieren.
[2] Meister Lau’s „Bamen Übung“ wird im Bogenschritt links und rechts und im Parallelstand ausgeführt. Sie trainiert die acht Grundkräfte des Taijiquan (Peng, Lu , Ji, An, Cai, Lie, Zhou, Kou). „Mind Body Coordination“ – Shen Xin Xie Tiao Fa ist eine Übung aus zwei Teilen, die ebenfalls im Bogenschritt und im Parallelstand ausgeführt wird. Der erste Teil verwendet die vier Hauptprinzipien des Weißen Kranich Stils – Schweben, Sinken, Schlucken und Ausspucken (Fu, Chen, Tun, Tu), der zweite Teil verwendet die „5 Elemente Hände“ dieses Stils. Beide Übungen sind Reflexionen über die wichtigsten Prinzipien dieser beiden Stile. Einerseits wird dabei eine konzentriertere Beinarbeit als in den klassischen Formen trainiert, andererseits sind deren Techniken für das Pushing Hands und das Fajin in der Huang Schule besonders wichtig.
„Taiji Bone“, der „Taiji Knochen“ ist ein stilisierter Knochen aus Hartholz. Lau Kung King erzählte, dass früher bei Meister Huang mit nassen Handtüchern, Bällen und mit dem Taiji Lineal (Taiji Bang) geübt wurde, um bestimmte Prinzipien und Anwendungen zu studieren. Auf Basis dieser Übungen schuf er das Taiji Bone, welches die meisten Möglichkeiten aller drei Geräte umfasst. (Anm. des Übersetzers)
[3] Babulian – die acht Schritte Übung gilt als Basisform, bzw. „Mutterfaust“ (Mu Quan) in verschiedenen Schulen des weißen Kranich Stils. Sie beinhaltet alle acht Grundprinzipien des Baihequan, trainiert einen klaren Kraftfluss, Einsatz des Geistes, ausgeprägte Atmung und ist zugleich Energiearbeit. Es gibt viele verschiedene Varianten dieser Form. In der Huang Schule werden drei davon geübt, die alle praktisch das gleiche Laufmuster haben, deren Bewegungen aber von Version zu Version aufbauend komplexer werden. Lau Kung King hat die ersten beiden Varianten zusammengefasst und noch einige Elemente des „Shihequan“ – essenden Kranich Stils einfließen lassen. Durch diese Verdichtung müssen die Schüler nun nicht mehr so viele Formen, bzw. Variationen studieren. Wu Jiao Zhan wird in fünf verschiedene Richtungen ausgeführt und dient vor allem dem Aufbau explosiver Kraft.
Der Kranich Stil der Huang Schule heißt „Minghequan“ – schreiender Kranich Stil. Dieser Stil hat auch gewisse Übungen und Formen des südlichen Luohan Stils integriert hat. Als bekanntestes Beispiel „Er Shi Ba Bu“ – 28 Schritte. Meister Huang benannte diese Form in „San Feng Kuai Quan“ um. Sie ist auch als „Quickfist“ bekannt. Im System meister Lau’s wir stattdessen die weit weniger bekannte Form – Luohan Zhang geübt, die er von seinem Lehrer Meister Huang Xingxian überliefert bekommen hatte.) Anm. des Übersetzers
[4] Fuzhou ist die Hauptstadt der Provinz Fujian in der VR China. Die Fuzhou Gesellschaft ist eine Wohltätigkeitsorganisation, die sich um Menschen mit dieser Abstammung kümmert. Ziel ist es ein weltweites Netz mit zahlreichen Niederlassungen zu gründen, sich gegenseitig sozial und ökonomisch zu unterstützen und vor allem schwachen Mitgliedern zu helfen, jungen Leuten Stipendien und Ausbildungen zu ermöglichen u.v.m. Heute umfasst die Fuzhou Gesellschaft weltweit bereits rund drei Millionen Mitglieder die außerhalb Chinas leben.