Push Hands/ Tui Shou
Das Push Hands (Tui Shou) ist die bekannteste und wichtigste Partnerübung des Taijiquan. Auch in anderen inneren chinesischen Kampfkünsten wie Baguazhang (Bagua Chuan), Xingyiquan (Hsing I Chuan), Liu He Ba Fa (Wasserboxen), Yiquan (I Chuan) wird diese Form der Partnerarbeit praktiziert. Es gibt viele Übersetzungen für Tui Shou: Sie reichen von fühlenden Händen, wahrnehmenden Händen, drängenden Händen, über klebende Hände bis hin zu schlagenden Händen (Da Shou) oder kreuzenden Händen (Ke Shou). In der Tat gibt es verschiedene Herangehensweisen an diese Partnerarbeit. Traditionell war das Tui Shou nach dem Erlernen der Form(en) die Brücke zur Kampfkunst, bzw. dem freien Kampf. Es ist eine gute Übung um die erlernten Tai Chi Prinzipien in einer freundschaftlichen Atmosphäre gegenseitig zu testen. Manche Lehrer unterrichten Push Hands auch als nonverbale Kommunikation, um mit Hilfe der Prinzipien Strategien für die Konfliktbewältigung oder das Leben an sich zu entwickeln.
Es werden viele Aspekte wie zum Beispiel Erdung, Weichheit und Flexibilität geübt. Ziel ist es Sensitivität, Hören (Ting Jin), Positionierung zum Partner, körperliche Koordination, Reflexe und die zeitliche Koordinierung (Timing ) zu erarbeiten und zu trainieren. Bei der Energieabgabe unterscheidet man zwischen entwurzelnder Energie (Tifang) und explodierender Energie (Fajing).
In den meisten Systemen werden zunächst vorgegebene Routinen (Pattern) geübt. Später werden das Üben durch das freie Push(ing) Hands im festen Stand (Dingbu Tuishou) und mit freier Schrittarbeit (Huobu Tuishou) oder auch Luancaihua (wildes Blumenpflücken) erweitert. Je nach Schule und Stil werden auch Fußfeger, Hebel- und Wurftechniken trainiert.
Beim Push Hands stehen sich die Partner gegenüber und versuchen sich gegenseitig durch Schieben oder Drücken/Stoßen (Pushen) aus dem Gleichgewicht zu bringen. Von Natur aus reagiert der Mensch auf Druck mit Gegendruck. Das Ziel im Tui Shou ist es, eine zweite Natur zu entwickeln: Der Druck (die Kraft) soll neutralisiert (Yielding) werden, d.h. auf Yang wird mit Yin geantwortet. Erst dann wird die Kraft zurückgegeben.
Ich erinnere mich auch an eine Geschichte von einem Tai Chi Meister, der nach einer Erklärung für dieses Prinzip gefragt wurde. Er lächelte und öffnete seinen Mund. Er hatte keine Zähne mehr und sagte: „ Meine Zähne waren hart und stark. Die Zunge ist weich und flexibel und immer noch da.“
Push Hands kann stilunabhängig praktiziert werden und ist eine gute Übung, um sich mit anderen Tai Chi Übenden auszutauschen oder zu messen. Das freie Pushing Hands wird auf vielen Tai Chi Treffen als Programmpunkt angeboten. Es fördert die Kommunikation unter den Teilnehmern. In Deutschland gibt es zahlreiche regionale Push Hands Treffen. Darüber hinaus finden z.B. das Drache und Tiger Treffen in Döttlingen, das stilübergreifende Push-Hands-Treffen für Frauen in Karlsruhe und das Internationale Push Hands Treffen in Hannover statt.
Hier finden Sie ausgesuchte Videos zum Thema Push Hands.
Kalligraphie „Tui Shou“
Dieses Video ist Teil unseres neuen Konzeptes für das Glossar von Taiji Forum.
Aussprache „Tui Shou“
Onlinekurs Push Hands
Video zu Push Hands Übungen
Hier sehen sie einen Ausschnitt aus der DVD „Tai Chi – Form und Anwendung“ von Nils Klug mit 2 Basis-Übungen aus den Push Hands. Die „4 Postures“ und das „Dalu“.
Push Hands Turniere
Es gibt auch Push Hands Wettkämpfe. Sie werden in der Regel in 2 Kategorien ausgetragen:
Pushhands im festen Stand (Dingbu Tuishou)
Freies Pushhands mit freier Schrittarbeit (Huobu Tuishou)
Seit 2010 werden auch in Deutschland regelmäßig Push Hands Turniere veranstaltet.
Surftipps zum Thema Push Hands
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Autor: Nils Klug
Fotos: taiji-forum.de