Weiches und hartes Qigong in chinesischen Kampfkünsten
Qigong wird vor allem in den chinesischen Kampfkünsten als eine wertvolle Übung angesehen, mit der es möglich ist, spezielle Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entwickeln, die für einen Kampf entscheidend sein können. Darüber hinaus wird Qigong für seine gesundheitlichen Vorzüge hoch geschätzt.
Qigong ist eine Kunst, in der Meditation, Bewegung, Atmung und Konzentration miteinander verschmelzen. Bereits diese grobe Definition lässt deutliche Bezüge zu Kampfkünsten zu, denn auch in diesen spielen Meditation, Bewegung, Atmung und Konzentration eine wesentliche Rolle. Je nach Ausrichtung des jeweiligen Kampfkunst-Stils oder des Kampfkunst-Systems werden unterschiedliche Akzente beim Qigong gesetzt. So verschieden die Qigong-Übungen auch sein können, sie alle werden durch dieselben Prinzipien geprägt und zur Stärkung von Körper und Geist eingesetzt.
Qigong – Wirkungen für Körper und Geist
Qigong – Wirkungen in der Kampfkunst
Qigong – Wirkungen für Körper und Geist
Qigong wurde im Westen für seine präventiven und therapeutischen Wirkungen bekannt. Viele Menschen, die etwas für ihre Gesundheit tun wollen, widmen sich dem Qigong, welches gegenwärtig auch von den Krankenkassen unterstützt wird. Zu den positiven Wirkungen zählen: psychische und physische Entspannung, Förderung der Konzentrationsfähigkeit, Verbesserung der Körperhaltung und Bewegungsabläufe, Anregung des Kreislaufes, Regulierung des Atems, Intensivierung der eigenen Körperwahrnehmung, Förderung der Oberflächensensibilität, Stimmungsaufhellung, Verbesserung des Gleichgewichts, Anregung von Organaktivitäten, Stärkung des Immunsystems und Aktivierung von Selbstheilungskräften.
Diese Wirkungen machen Qigong für den Einsatz im medizinischen Bereich einmalig, denn gerade weil so viele unterschiedliche Wirkungen erzielt werden können, kann aus der Fülle der Wirkungen und Übungen eine angemessene Auswahl für den Einzelfall getroffen werden. Die Voraussetzung für die positiven Wirkungen ist allerdings ein regelmäßiges Üben. Wer präventiv arbeiten möchte, für den können 10 Minuten tägliches Qigong-Training bereits ausreichend sein.
Qigong – Wirkungen in der Kampfkunst
Wer sich in einer Kampfkunst übt und auf der Suche nach Möglichkeiten ist, Körper und Geist auf eine sanfte Weise zu kräftigen, der kann sich im Qigong probieren, denn die vorherig aufgezählten Effekte sind allesamt wichtige Grundlagen für das Kampfkunsttraining. Nur ein starker und gesunder Körper und ein wacher Geist können den Anforderungen eines Kampfes standhalten. Deswegen gibt es gerade in China viele Kampfkunststile, in denen Qigong eingesetzt wird. Die beiden größten Kampfkunst-Systeme dürften das Saholin Kung Fu und das Wudang Kung Fu sein. In beiden vom Taoismus und Buddhismus geprägten Systemen werden sowohl weiche als auch harte Techniken trainiert und die Lebensenergie Qi stimuliert.
Je nach Art und Weise des Trainings gibt es sowohl separate Qigong-Übungen, die unabhängig vom Kampftraining geübt werden als auch kampfbezogene Qigong-Übungen – dazu zählen im weitesten Sinne alle Bewegungsabläufe, bei denen der Fokus auf körperinnere und mentale Aspekte gelegt wird. Wenn die Bewegungen ruhig, fließend und entspannt praktiziert werden und wenn der Praktiker die Bewegungen mithilfe seines Yi (hier als Vorstellungskraft / Absicht) ausführt, dann werden wesentliche Grundprinzipien des Qigong umgesetzt. Wenn dann noch bestimmte Atemübungen hinzugenommen werden und die Sensibilität für den eigenen Körper gestärkt wird, dann werden die positiven Wirkungen des Qigong auch das Kampfkunsttraining bereichern.
Durch die Stärkung der Lebensenergie Qi eröffnen sich dem Körper neue Bewegungsformen und der Geist kann in einer heiteren Gelassenheit die Dinge erkennen, die für eine bestimmte Situation erforderlich sind. Es gibt immer wieder Demonstrationen, in denen Menschen vorgeben, mithilfe der Qi-Kraft übernatürliche Phänomene zu erzeugen. In Kampfkunstkreisen geht es zumeist darum, Übungspartner aus größerer Entfernung nur mithilfe des Geistes zu überwältigen oder sie durch scheinbar leichte Berührungen k.o. zu schlagen. Vor solchen Demonstrationen ist zu warnen, da ihnen oftmals ein unreflektiertes Qi-Verständnis zugrunde liegt, welches zumeist auf eine wie auch immer geartete Substanz im Körper reduziert bleibt, und der Glaube forciert wird, dass jeder solche Fähigkeiten erwerben könnte, wenn er nur ausreichend üben würde.
Autor: Christoph Eydt
Fotos: taiji-forum.de