Wie oder warum bist Du aus Taiwan in die USA gegangen?
Das ist eine lange Geschichte. Zum Beispiel war es so, dass ich, nachdem ich die Highschool beendet hatte, mit dem College weiter machen wollte und damals habe ich schon nach einer Möglichkeit gesucht, dies zu tun. Eigentlich war ich 1959 – eigentlich war es 1958 – Silbermedalliengewinner im Kämpfen bei der Taiwanesischen Olympiade für Kampfkunst. Nachdem ich die Silbermedaille gewonnen hatte, im Jahre 1959, gab es in Malaysia einige reiche Tai Chi-Übende und sie wollten das sehen, sie wollten mich einladen, dorthin zu kommen, um ihnen beizubringen, wie es mir möglich war, Tai Chi als Kampfkunst zu nutzen. So bekam ich 1959 ein Visum nach Malaysia. Nachdem ich dahin gegangen war, unterrichtete ich dort dann für eine Weile. Und Visa von Malaysia/Singapur in die USA zu bekommen, war für junge Leute sehr viel einfacher – aus Taiwan in die USA zu kommen, war ein bißchen schwierig. Dann beantragte ich ein Visum, ein Studienvisum von Singapur aus, um die Erlaubnis zu erhalten in die USA einzureisen und dort ein College zu besuchen. Aber am Ende hat eines der amerikanischen Colleges namens „Universität von Hawaii“ mir die Zusage gegeben, dass ich dort studieren könnte. Also war es 1962, als wir alles geregelt hatten und dann ging ich von Singapur aus den ganzen Weg in die USA, nach Hawaii, um zur Uni zu gehen. Wirklich in die USA gekommen bin ich also erst 1962. Aber dann, nachdem ich dort war, hat Professor Cheng auch, später, vielleicht 1963, eine Einladung bekommen, nach New York zu gehen und dann hat er angefangen in New York zu unterrichten. Im Folgenden schrieb er mir einige Briefe. Er sagte: „Weißt du, du solltest nach New York kommen!“ Ich sagte: „Okay!“ Daraufhin, ich glaube 1965, im Sommer, wechselte ich die Universität, von Hawaii nach New York, und nachdem ich nach New York kam, musste ich meinen Lebensunterhalt verdienen. Professor Cheng fragte mich also, ob ich ihm assistieren würde, aber da war nicht viel Geld drin, also musste ich schließlich meine eigene Schule aufmachen. Parallel dazu versuchte Professor Cheng jemanden zu fragen, mir zu helfen ein Schule zu eröffnen. Am Ende sagte eine seiner Schülerinnen, Maggie Newman – sie ist noch immer in New York, wie auch immer – wir sehen uns oft, aber damals hatte sie ein Studio. Sie nutzte das Studio um Japanische Teezeremonie und Japanischen Tanz zu unterrichten, aber nachdem sie Prof. Cheng getroffen hatte, begann sie mit Tai Chi. Sie ist eine sehr nette Dame und sie erzählte mir alles und sagte: „Wenn du nicht bezahlen kannst, ich habe es schon bezahlt, also mach dir darüber keine Sorgen.“ Wie hoch war die Miete? – Es waren nur 35 Dollar. Das ging auf das Jahr 1965 zurück. Also ging ich dahin und begann zu unterrichten. Und nach einer kurzen Zeit wuchsen meine Kurse, also hatte ich keine Probleme, den Raum, das Studio zu bezahlen. Das ist, wo ich angefangen habe.
Dieses Interview führte Nils Klug mit GM William C. C. Chen 2012 im Tai Chi Studio Hannover.