Taiji in Unternehmen

Von Jan Leminsky

Die Zusammenarbeit mit Verantwortlichen in der Wirtschaft stellt für Taiji Praktiker ein spannendes Feld dar: Überbrücken /Dolmetschen zwischen zwei sehr getrennten Welten: Wirtschaft und Taiji – Materie und Geist. Für die Taiji Lehrenden ist die Kommunikation mit der Wirtschaft schwierig, da sie sich in einem anderen Umfeld (Intellektuell und sprachlich) befinden. Gleichzeitig sind es die Lehrenden aber gewohnt den Schüler „abzuholen“ um den Taiji-Gedanken im Schüler zu erwecken. Die Bewegungen sind der Anfang des Weges und im weiteren Verlauf folgt die philosophische Durchdringung.

Taiji in Unternehmen

Bei der Umsetzung in die Unternehmensumgebung geht es um die Taiji-Theorie, die ihren Ausdruck in den Bewegungen findet (Taijiquan). Der Ansatz ist somit anders herum als beim klassischen Unterricht des Taijiquan. Die sprachliche Umsetzung fordert vom Lehrenden viel Vorstellungskraft und Einfühlungsvermögen in betriebswirtschaftliche Abläufe und Konflikte in Unternehmen.  Wie beim „gewöhnlichen“ Unterricht sind die Erfolge mühsam, aber genau so schön. Dankbar, diesen Weg gefunden zu haben, ist denn auch mein Motiv in der Wirtschaft den Taiji-Gedanken zu verbreiten, damit weniger Konflikte und mehr positives Wirken umgesetzt wird.

Es geht also um einen langfristigen Plan. Kurzfristige Erfolge sind hier nicht zu realisieren. Das ist dann auch das grundlegende Problem beim „Verkauf“ von Taijiquan in Unternehmen. Der „Return of Investment“ sollte kurzfristig erfolgen. Seriös ist aber ein solcher Ansatz mit Taijiquan nur langfristig zu erreichen. Ziel sind kontinuierliche Prozesse in Unternehmen (für Mitarbeiter beispielsweise in Form von regelmäßigen Vor-Ort Kursen). Der Nutzen durch ein verbessertes Klima und weniger Krankenstände ist schwer zu ermitteln, da hier zu viele Faktoren wirken.

Taiji im Unternehmen

Der Einstieg für Taiji in Unternehmen erfolgt dann auch am besten in Form von Gesundheitstagen und Angeboten an diesem Tag. Verbunden mit einem darauf folgenden Kurs vor Ort, der die betrieblichen Abläufe nicht stört, da der Kurs am morgen angeboten wird, ergibt sich eine wirkliche Möglichkeit Taiji in Unternehmen zu tragen. Für eine erfolgreiche Umsetzung hat der Anbieter (Taiji-LehrerIn) seinen Unterricht den Wünschen der Kunden (Mitarbeiter) anzupassen. Es geht um den Nutzen für die Teilnehmer in Form von Lernspaß, sinnvoller (Frei-)-Zeitverwendung und Vorbereitung auf den Arbeitsalltag. Nur wer seinen Unterricht an diese Gegebenheiten anpasst und sich von Standardlösungen löst, hat langfristig die Chance die Menschen zu erreichen und dann in der zweiten Stufe die Philosophie von Taiji zu säen.

Betriebssport Tai Chi
Betriebssport Tai Chi

„Schnell lernen langsam zu werden“ ist das Ziel in einer Zeit, wo alle immer schneller sein wollen und gleichzeitig merken, dass sie es nicht sind. „Hast Du es eilig, mache langsam“ sagt dann auch ein chinesisches Sprichwort und die deutsche Entsprechung „Eile mit Weile“ ist vielen bekannt, wird aber nicht umgesetzt.

Unternehmen brauchen gute Lösungen und Taiji ist eine davon.

Fotos: Archiv Leminsky


Jan Leminsky

Unterrichtet Taiijiquan, Zertifizierter Taijiquan Ausbilder, Mitglied im Taijiquan und Qigong Netzwerk e.V. und Traditionellem Kung Fu Verband, Gründer und Inhaber der Wu Wei-Schulen Hamburg/Wentorf/Bemen. Seminarorganisator für verschiedene Lehrer und Stile, Buchautor, Dozent für die Umsetzung von Taiji und Kampfkunst in die Wirtschaft