18. Taiji Dag, Turniere, Workshops in Holland

Interview mit Epi van de Pol, 1. Vorsitzender der STN (Taiji Stiftung Niederlande)

Wie viele Teilnehmer haben sich bei diesem Turnier angemeldet?

Epi van der Pol: Wir haben 280 Teilnehmer, die sich für 345 Kategorien angemeldet haben. Manche machen 2 oder 3 Tai Chi Formen und andere auch Push Hands dazu.

Ist die Veranstaltung ein Erfolg?

Epi_van_de_PolEpi van der Pol: Ich denke ja. Wenn ich die Leute auf der Tribüne und ihren Gesichtsausdruck sehe, denke ich, dass ich mein Ziel erreicht habe. Mein Ziel ist es, Leute zusammenzubringen und ihnen zu zeigen, was Tai Chi auch sein kann. Auch deswegen organisieren wir die Tai Chi Vorführungen, die etwas anders sind, sprich nicht nur Tai Chi Form, sondern auch Demonstrationen wie Schwertkampf, Anwendung, Spazierstockform usw., welche in vielen Schulen unbekannt sind.

Wie viele Schiedsrichter und Helfer sind bei diesem Mal dabei?

Epi van der Pol: Dieses Mal waren es 60 Helfer. Sie helfen jeweils ein paar Stunden in verschiedenen Bereichen. Einige helfen, um kostenlos an der Veranstaltung teilnehmen zu können. Aber das ist ok so – ich würde es genauso machen. Es sind 15 Punktrichter (Form) und 8 Schiedsrichter (Push Hands). Es ist wünschenswert, dass die Punkt- und Schiedsrichter eine Ausbildung haben. Ich habe es in England selbst gesehen und auch erlebt, dass ich von der Tribune geholt und gefragt wurde, ob ich Schiedsrichter sein möchte. Ich denke, dass es hierfür mehr Regeln geben muss, um eine konstante Beurteilung leisten zu können.

Was war die ursprüngliche Idee des Taiji-Dag?

Epi van der Pol: Ich war in dieser Zeit persönlich an Turnieren interessiert und habe auch einmal an einem Turnier in England teilgenommen. Im laufe der Zeit ist neben dem Turnier das Zusammenkommen der Menschen immer wichtiger geworden. Auch deswegen haben wir hier diesen Markt mit Verkaufs- und Informationsstände, die Workshops und das freie Push Hands in unser Angebot mit aufgenommen. So können die Zuschauer auch aktiv Tai Chi ausprobieren und die Tai Chi Spieler können über den Tellerrand schauen und andere Tai Chi Formen etc. ausprobieren.

In Deutschland gibt es konkrete Planungen für ein Tai Chi Turnier. Es wird im Mai 2012 in Hannover stattfinden. Da es bisher nur wenige Turniere in Deutschland gab, werden Schieds- und Punktrichter fehlen. Meinst Du, dass uns unsere holländischen Tai Chi Freunde unterstützen?

Epi van der Pol: Sie sind meist motiviert, das, was sie gelernt haben, anzuwenden. Und ein Aufenthalt im Ausland mit der Möglichkeit, auch andere Tai Chi Spieler zu treffen, wird sich auch positiv auf die Entscheidung auswirken. Ich kann mich an das Cheng Man Ching Forum 2004 erinnern, welches Du organisiert hast. Bei diesem Turnier haben die Holländer ja auch geholfen. Ich glaube ich hatte sogar die ganze Organisation des Turniers übernommen.

Tai_Chi_Jubel

Das Stimmt. Ich hatte damals ja auch genug um die Ohren mit den 300 Teilnehmern und vielen Meistern und Lehren….Gibt es etwas, was Du sagen möchtest, um die Deutschen zu motivieren, das Tai Chi Turnier nächstes Jahr zu besuchen und beim Turnier teilzunehmen?

Epi van der Pol: Es macht Spaß! Es bringt Schulen zusammen. Du triffst Leute, die Du sonst nie sehen würdest. Du kannst die verschiedenen Niveaus und was die verschiedenen Stile trainieren, sehen. Es ist auch gut an einem Wettkampf teilzunehmen, auch wenn man keine Medaille gewinnt. Die Übungssituation bei einem Turnier ist mit kaum etwas anderem zu vergleichen. Wenn man da steht und die Schieds- und Punkterichter einen Beurteilen und man vielleicht die Entscheidungen nicht versteht, musst du trotzdem Entspannt bleiben. Es ist ein guter Moment, um deine Meditation zu üben. Du übst in so einer Situation frei von deinem Ego und dem Gefühl „Ich will gewinnen“ – einfach machen, was du immer in deinem Training machst. Auch für die Lehrer ist es ein guter Moment zum Schüler zu sagen, dein Niveau reicht jetzt um an einem Turnier teilzunehmen. Und was du als Lehrer dann merkst ist, dass deine Schüler anfangen ganz anders zu trainieren. Und das vertieft – es vertieft wirklich. Oft hört man „Wettkämpfe gehören nicht in das Tai Chi Chuan“ ich verneine dies. Es ist eine positive Sache!

Taiji_Demo
Demonstration eines neuen Tai Chi Stiles beim Taiji-Dag

Die deutsche Mentalität ist gut für Wettkämpfe. Man sieht das bei den Olympischen Spielen. Deutschland ist eine Nation, die warm werden kann, wie z. B. beim Fußball. Vielleicht ist Fußball ein bisschen zu fanatisch und zieht die falschen Leute an, aber trotzdem: wenn man einen Wettkampf hat, lebt man 3 Monate vorher anders und das intensiviert das Training. Es ist gut für deine Schule und deine Familie. Wenn deine Familie mitkommt, um dich zu unterstützen, dann sieht sie, was du da so die ganze Zeit machst und dass es viele Menschen gibt, die Tai Chi üben und dass es der meist bekannte Sport in der Welt ist… Diese Tatsache ist im Westen immer noch nicht wirklich bekannt.

Epi, ich danke dir sehr, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.

Epi van der Pol: Na dann werde ich mal wieder nach unten gehen. Die brauchen mich da…

Nils Klug führte das Interview mit Epi van der Pol am 26.11.2011