Struktur und Bewegung

Eine richtige Bewegung führt zu einer gesunden Körperstruktur. Und eine gesunde Körperstruktur ermöglicht richtige Bewegungen.

Körperstruktur und Körperbewegung sind ein und derselbe Prozess. Eine Struktur ist nichts Statisches, sondern ein aktives Geschehen – sie ist Bewegung. Damit diese Bewegung optimal geschehen kann, müssen bestimmte strukturelle Gesetzmäßigkeiten beachtet werden.

Die Körperstruktur linear betrachtet

StrukturarbeitMan kann den Körper in drei verschiedene Linien einteilen. Die erste Linie beschreibt den Verlauf vom Sprunggelenk über das Knie hin zum Hüftgelenk. Die zweite Linie führt vom Hüftgelenk über die Schulter bis zum Ohr. Und die dritte Linie befindet sich zwischen Nase und Bauchnabel.

Wenn der menschliche Körper steht, verbinden sich die ersten beiden Linien zu einer einzigen. Diese kann man als „seitliche Lotlinie“ bezeichnen, weil man im Seitenprofil des Körpers den Linienverlauf sehen kann. Bewegt sich der Körper, können aus dieser einen Linie wieder zwei verschiedene werden. Dabei muss die strukturelle Qualität nicht verloren gehen. Die Linie 3 kann als „Frontallinie“ bezeichnet werden, weil sie an der Vorderseite des Oberkörpers verläuft.

Die Elemente der einzelnen Linien sind voneinander abhängig. Ein Element kann nur durch die Wirkung der anderen Elemente beeinflusst werden. Darum ist es wichtig, sich bei jeder Übung die verschiedenen Linien zu vergegenwärtigen. Das ermöglicht nicht nur ein bewussteres Üben, sondern schafft zugleich ein Gefühl für die eigene Beweglichkeit innerhalb der vom Körper gesetzten Grenzen.

Das Beachten dieser Linien ist vor allem dann wichtig, wenn es darum geht, Kräfte zu mobilisieren, um Widerstände zu überwinden oder zu umgehen.

Linie 1: Sprunggelenk – Knie – Hüftgelenk

Das Sprunggelenkt wird mit dem Knie dadurch verbunden, dass zwischen beiden Linienpunkten eine gerade Verbindung hergestellt wird. Ob eine optimale Kraftübertragung vom Boden her möglich ist, lässt sich an der Achillessehne beobachten: Diese muss vertikal und gerade in Stellung sein. Wichtig ist hier, statt mit äußeren Hilfsmitteln zu arbeiten, „innere Werkzeuge“ zu benutzen und sich auf die betreffenden Körperstellen zu konzentrieren. Durch Wahrnehmung und Empfindung kann man seine eigene Körperstruktur korrigieren.

Das Knie zeigt stets in die Richtung, in die auch die Zehen zeigen. Es ist ein Scharniergelenk und kann nur optimal als solches arbeiten, wenn es an der Richtung der Zehen ausgerichtet ist.

Visualisierungsübung: Man kann sich die Verbindung von Sprunggelenk, Knie und Hüftgelenk als ein Rohr oder eine gespannte Schnur vorstellen, die alle drei Elemente verbindet. Wenn man sich das Rohr vorstellt, kann man mit einer Kugel arbeiten, indem man sich vorstellt, dass man eine Kugel durch das Rohr fallen lässt. Stimmt die Struktur, wird die Kugel unten am Rohr ankommen.

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Linie 2: Hüftgelenk – Schulter – Ohr

Hüftgelenk, Schulter und Ohr bilden im Normalfall eine Linie. Ist dies nicht der Fall, liegt vermutlich eine Beckenfehlstellung vor. Darum ist es wichtig, zuerst das Becken in eine gute Struktur zu bringen. Danach die Schulter und den Nacken.

Visualisierungsübung: Um das Becken in eine gute Struktur zu bringen, kann man sich vorstellen, dass am Steißbein eine Schnur befestigt ist, die an dem anderen Ende ein Gewicht hält. Dieses Gewicht zieht das Becken nach unten.

Linie 3: Nase – Bauchnabel

Das Becken kann nach vorne, nach hinten und zur Seite kippen. Für eine gute Struktur ist die Verbindung zwischen Bauchnabel und Nase sehr wichtig, denn dies ermöglicht die Aufrichtung und Aufrechterhaltung des Oberkörpers. Als Hilfe für die optimale Verbindung zwischen Bauchnabel und Nase kann man das Brustbein in die Linie integrieren. Alle drei Elemente dürfen nicht verrückt werden.

Das Einhalten der optimalen Körperstruktur sollte nicht nur während des Trainings geschehen, sondern ein fester Bestandteil des Alltags werden. Der Körper benötigt Zeit, um diese Umgestaltung der Bewegung und Haltung zu automatisieren.

Autor: Christoph Eydt

Fotos: taiji-forum.de

Verwendete Literatur

SCHMID, Martin: Integrale Bewegung. Grundlagen, Übungen, Anwendungen. Norderstedt: Books on Demand Verlag, 2010.

DE MAREES, Horst: Sportphysiologie. Köln: Sportverlag Strauss, 2003.