Tuina und Tuina Anmo
In China versteht man unter Tuina die medizinische Tuina-Therapie und unter Tuina Anmo die allgemein gesunderhaltene Massage. Die Tuina ist eine der fünf Säulen der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Tuina ist eine selbstständige, ganzheitliche TCM-Therapie wie auch die Akupunktur, Qigong-Therapie, chinesische Kräuterheilkunde und die Ernährung nach den 5 Elementen. Man findet auch die Schreibweisen Tui Na und Tuīná. Das chinesische manuelle Heilen ist eine der ältesten Therapieformen. Sie wird auch „Akupunktur mit den Fingern“ genannt. Wenn ein Patient Angst vor Nadeln hat, ist die Tuina-Therapie eine gute Alternative.
Die Übersetzung des Namens „Tuina Anmo“ aus der chinesischen Sprache beschreibt einige manuelle Techniken der Tuina-Therapie. Tui bedeutet „Schieben“, Na steht für „Greifen, „Anheben“ und „Ziehen“. An wird mit „Drücken“ und Mo mit „Reiben“ und „Streichen“ übersetzt. (nk)
Geschichte der Tiuna-Therapie
Definition und Ziel der Tuina
Tuina-Techniken
Video „Tuina“
Diagnose vor der Tuina
Indikationen
Tuina-Therapeuten-Suche
Geschichte der Tuina-Therapie
Die Mutter aller Heilkünste ist sicherlich das intuitive Auflegen von Händen auf schmerzende stellen. Das Behandeln, also das Auflegen von Händen zur Beruhigung oder Behandlung von Menschen ist in jeder Kultur verankert. Obwohl die Wurzeln der Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und damit auch die Tuina-Therapie auf mehrere tausend Jahre datiert werden, ist die heutige Therapie nicht mit den Anfängen zu vergleichen. Genau wie sich die Lehre des Leitbahnensystems (Meridiane) und der Akupunkturpunkte heute immer noch weiterentwickeln, so entwickelt sich auch die Tuina-Therapie z.B. durch die Weitergabe von Wissen und Erfahrungen durch „Meister“ und die Arbeit an chinesischen Universitäten ständig fort. Seit 1979 ist die Tuina-Ausbildung in China staatlich geregelt und fester Bestandteil der Therapie in chinesischen Kliniken. Tuina ist die älteste manuelle Therapiemethode in der medizinischen Geschichte Chinas. Sie ist noch älter als die Akupunktur. Erste Erwähnungen von Tuina Techniken sind um 2700 v.Chr. aus der Volksmedizin zur Stärkung des Immunsystems bekannt. Aus dieser Basis entwickelte sich ab ca. 770 v.Chr. diese komplexe Therapieform und zwischen 220 und 265 n. Chr. entwickelt sich das manuelle Heilen zu einer eigenständigen Therapie-Methode. Ca. 200 und 400 Jahre n. Chr. gab es die ersten Tuina-Kliniken in China. In der Tang-Dynastie, 618-907 n. Chr. wurde für Kinder- und Säuglingserkrankungen eine systematische Behandlung, die Kinder Tuina eingeführt. Zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert entsteht aus der Synthese verschiedener Entwicklungslinien eine Disziplin, die sich während der Ming-Dynastie (1368-1644) zum Lehrfach an der kaiserlichen medizinischen Schule etabliert hat.
Definition und Ziel der Tuina
Unter dem heutigen Begriff Tuina werden Schiebe- und Reibetechniken verstanden, die sowohl Akupressur, als auch Variationen der Druckbehandlungen der Meridian-Punkte enthalten (einschließlich der Sonderpunkte), sowie Mobilisations- und Dehntechniken der Gelenke und Muskeln. Mit Hilfe von Akupressur, Schieben der Meridiane, Drücken der Akupunkturpunkte und Klopftechniken, sowie passiven Bewegungstechniken und der mobilisierenden Dehnung von Muskelgruppen, sollen der Körper und Geist zurück in sein Gleichgewicht gebracht. Die Tuina dient der Regulierung, der Harmonisierung des körpereigenen Lebensenergie (Chi, Qi) und der Zirkulation des Blutes (Xue). Xue wird mit Blut übersetzt und sollte nicht mit dem westlichen Verständnis von Blut gleichgesetzt werden. Es hat eine weitreichendere Bedeutung in der chinesischen Medizin. Die verschiedenen Tuina-Techniken haben das Ziel Yin und Yang und die fünf Elemente (auch fünf Wandlungsphasen) mit ihren Funktionskreisen zu harmonisieren.
Es sollen Blockaden der Meridiane aufgelöst und die inneren Organe reflektorisch beeinflusst werden. Tuina behandelt nicht ausschließlich – wie die westliche Manuelle Therapie – schwerpunktmäßig Beschwerden des Bewegungsapparates. Der gesamte Körper, auch die inneren Organe, können angesprochen werden. Ein Tuina Therapeut bemüht sich darum, den Fluss der Lebensenergie (Qi) anzuregen. So stimuliert Tuina die Selbstheilungskräfte des Menschen. In China wird Tuina vor allem präventiv eingesetzt. Tuina soll auch der Vorbeugung von Krankheit, dem Abbau von Negativstress und der Regulation des Ganzkörper-Funktionssystems dienen. Ziel ist es, wie bei jeder ganzheitlichen Therapieform Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Diese Art der Therapie verwendet verschiedene Techniken.
Tuina-Techniken
In der Tuina-Therapie kommen zahlreiche Massagetechniken zum Einsatz.
Behandelt wird u. a. mit Fingern, Handflächen, Handballen, Faust, Ellenbogen, Unterarm und Handkanten. Je nach Bedarf kommen unterschiedlichen Griffe und Techniken wie zum Beispiel Drücken, Rollen, Schieben, Reiben, Fibulation, Klopfen, Greifen, Kneifen zum Einsatz.
Außerdem gehört zu einer Tuina-Behandlung eine komplexe, aktive und passive Bewegungstherapie. Auch das Vermitteln von Qigongübungen gehört zum Repertoire eines Tuina-Therapeuten.
Video „Tuina“
In diesem Tuina-Video sehen Sie einen Zusammenschnitt mehrerer Tuina-Techniken. So bekommen Sie einen Eindruck, wie eine Tuina-Therapie aussehen kann. Das Videomaterial ist ein Auszug aus kleinen Videoclips zu einzelnen Techniken wie Schieben und Greifen. Hier finden Sie einen Artikel mit Videos zu 10 Tuina Massage Techniken.
Diagnose vor der Tuina
Die Diagnose in der Chinesischen Medizin kennt viele Verfahren. Die ganzheitliche Diagnose wird nach den Regeln der Traditionellen Chinesischen Medizin erstellt und umfasst eine Befragung nach den Lebensumständen und Befinden des Patienten. Auch die Puls – und Zungendiagnose sowie verschiedene Funktionstests zum Ermitteln von Bewegungseinschränkungen sind wichtige diagnostische Mittel des Tuina-Therapeuten. Das Befühlen und Ertasten der betroffenen Körperregionen und weiterer Teile des Körpers sind ebenfalls Teil einer Tuina-Diagnose. Auch bildgebende Verfahren (Röntgen, Computertomographie) können zur Diagnose hinzugezogen werden.
Indikationen
Tuina wird nicht nur bei Krankheiten eingesetzt. Tuina kann zur Prävention und in der Rehabilitation unterstützen. Die Tuina bei gynäkologischen Störungen, der Geburtshilfe, zur Nachbehandlung von Sportverletzungen und zur Wettkampfvorbereitung angewandt.
Kinder- und Säuglingserkrankungen sind ein weiteres Feld, wo Tuina erfolgreich eingesetzt wird. Hier kommen meist andere Techniken als bei erwachsenen Patienten zum Einsatz.
Auch eine Selbstbehandlungen mit Tuina ist natürlich möglich. Im medizinischen Bereich lassen sich beispielsweise folgende Krankheiten gut mit Tuina behandeln:
Erkrankungen des Bewegungsapparates
Erkrankungen der Wirbelsäule mit und ohne Nervenwurzelschäden, Schultersyndrome, Periarthritis der Schulter, Verschleiß der Hüft-, Knie- und Sprunggelenke, Überlastungsbeschwerden der Füße.
Erkrankungen des Bewegungsapparates
Bandscheibenbedingte Erkrankungen der Wirbelsäule
Weichteilrheumatismus (Myalgien)
Cervikalsyndrom, Cervicozephalgie, Cervicobrachialgie
Dorsalgie, BWS Beschwerden
Lumbalgien, Lumboischialgien, ISG Arthrose, M. Piriformsyndrom
Epicondylopathie humeroradialis und ulnaris
Daumensattelgelenkarthrose
Impingmentsyndrom
Coxalgie, Coxarthrose
Gonalgie, Gonarthrose, Pangonarthrose
Spondylistis ankylosans (M. Bechterew)
Schmerzen in den Füßen
Myofasziale Triggerpunkte
Innere Erkrankungen
Arterielle Hyper- und Hypotonie
Diarrhöe
Obstipation
Colon irritable
Refluxösophagitis
Neurologische und Psychosomatische Erkrankungen
Erschöpfungszustände
Schlafstörungen
Vegetative Störungen
Allgemeine Reizbarkeit
Kopfschmerzen
Psychovegetatives Stresssyndrom
Migräne
Trigeminus-Neuralgien
M. Menière
Spastische Lähmungen bei Apoplexie
Kontraindikationen
Kontraindikationen sind zum Beispiel Tumore (Krebs), akute Infektionen und Verletzungen. Ein guter Tuina-Therapeut wird beim ersten Gespräch mit dem Patienten diese und weitere Kontraindikationen abfragen.
Tuina-Therapeuten-Suche
In der Regel reicht eine einfache Suche nach dem Begriff „Tuina“ mit einer Internetsuchmaschine, um einen Tuina-Therapeuten in der Nähe zu finden. Einige Webseiten, wie zum Beispiel die der „Deutschen Tuina Akademie“ bieten auch eine Datenbank mit Tuina-Therapeuten in ganz Deutschland.
Surftipps zu diesem und verwandten Themen:
Tuina Massage Techniken 10 Tuina-Techniken werden mit Video gezeigt und die Wirkungsweisen erklärt.
Grundsatzartikel zur Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)
Artikelserie zu der Lehre der 5 Elemente
Yin und Yang was ist das?
Taijiquan / Qigong und Gesundheit mit vielen Artikeln zu Gesundheitsthemen
Autor: Gunawan Wibisono
Der Autor G. Wibisono hat seine Ausbildung zum Diplom Tuina Therapeuten bei der Deutschen Tuina Akademie absolviert und arbeitet in seiner eigenen Praxis in der Innenstadt Hannovers mit dem Schwerpunkt TCM Prävention.
Fotos: G. Wibisono und taiji-forum.de
Quellen: Deutschen Tuina Akademie und Wikipedia