Das Interview mit Faye Yip wurde von Nils Klug anlässlich eines 8 Brokate-Workshops von Faye im Tai Chi Studio, Hannover, im Sommer 2016 geführt.
Der Weg nach England und die Anfänge des Unterrichtens
Lass uns an das Vorangegangene anknüpfen – du hast erzählt, dass du in China auf die Universität gegangen bist…
Ja, das bin ich…
…aber dann bist du ins Vereinigte Königreich (UK) gezogen, richtig?
Ja, bin ich. Ich wollte English lernen…
… und das hast du geschafft. [lacht]
Naja, ich glaube ich habe es eher aufgegeben… [lacht]
Ich wollte einfach die Welt da draußen sehen. Ich bin aufgewachsen, ohne viel über die äußere Welt zu wissen. Ich denke in meiner Generation wuchsen wir auf und haben dann plötzlich herausgefunden, dass es mehr als ein Land gibt – außerhalb von China gibt es eine Welt. So hatten wir diesen für uns offenen Horizont. Also wollten wir sehen… Ich selbst wollte sehen, was es dort draußen für andere Kulturen gibt und English lernen. Und das ist eine wunderbare Sache, denke ich – ich weiß nicht warum, aber ich denke was die Kulturen angeht ist der erste Schritt eine Kultur zu verstehen die Sprache zu verstehen. Dies ist der Schlüssel, es ist ein magisches Gefühl in der Lage zu sein über die Sprache mit Menschen in Verbindung zu treten. Wie wenig es auch sein mag, vielleicht nicht perfekt oder korrekt, aber plötzlich siehst du strahlende Gesichter und alles andere bricht, schmilzt fort und du fängst an wirklich zu kommunizieren – deshalb wollte ich Englisch lernen.
Und du bist nach UK gezogen, um dort zu studieren…
Genau.
War es nach London oder in eine andere Stadt?
Ich bin zuerst nach London gegangen, in eine Sprachschule in Milton Keynes, nicht weit weg im Außenbereich der Stadt und dann zog ich in einen anderen Teil der Südküste Englands, nach Bournemouth, wieder eine schöne Stadt. So bin ich ein bißchen rumgezogen, während ich Sprachen studiert habe und dann bin ich wieder zur Uni gegangen, in Birmingham, also zog ich dorthin.
Und du hast weiterhin Taijiquan geübt?
Aber ja! Ja, das ist eine Sache, die mich immer begleitet hat, egal wo ich hinging. Ich fühlt einfach, dass ich etwas tun musste, um ich selbst zu sein, ich zu sein.
Als ich den Sprachkurs gemacht habe, habe ich noch geübt und als ich mich bemühte Englisch zu lernen, mein Englisch zu verbessern, wurde ich aufgefordert, einen Vortrag zu halten, zur Sprachübung. Ich habe gefragt: Was kann ich machen, ich weiß nicht viel über die Kultur? Darauf sagte der Lehrer warum redest du nicht über etwas, was du gut kennst und wobei du dich wohl fühlst? Und ich dachte: Ich kenne nur Wushu – Tai Chi und die Kampfkünste. Worüber soll ich also reden, ich werde einfach über Tai Chi reden. – Das war das Thema, das ich wählte und worauf ich mich wirklich doll vorbereitete. Und – hauptsächlich um mein English zu üben – wollte ich das Gefühl ausdrücken, wenn man Tai Chi macht, wie es ein Raum und eine Zeit für dich selbst ist und seine einzigartige Erfahrung. Ich wollte den Schwerpunkt darauf legen und so übte ich auch viel und das zahlte sich in gewisser Weise aus. Nach meinem Vortrag vor der Klasse haben alle gesagt: Und, kannst du es uns beibringen? [lacht] Der Lehrer eingeschlossen – alle meinten: das hört sich gut an – kannst du uns ein bißchen davon zeigen? Sie fragten nach einer kleinen Vorführung, also machte ich das und dann kam: Können wir das lernen? Können wir das von dir lernen?… aber auf eine nette Art. Und dann fing ich an, meine MitschülerInnen in England zu unterrichten. Es wurde erzählt, dass eine Sporteinrichtung in der Nähe einen Tai Chi-Lehrer suchte. Und dann unterrichtete ich erst in einer Halle, dann noch in einer anderen, noch einer anderen… [lacht]. So fing es an, einfach so.
Fotos: Taiji Forum und Faye Yip
Interview mit Faye Yip Teil 2 – Turnierlandschaft im Tai Chi