Das Interview mit Faye Yip wurde von Nils Klug anlässlich eines 8 Brokate-Workshops von Faye im Tai Chi Studio, Hannover, im Sommer 2016 geführt.
Die Entwicklung hin zur eigenen Schule und das Lehrangebot
Wann hast du Tary getroffen?
Gegen Ende meines Studiums. Ich habe ihn durch einen Freund kennen gelernt und wir haben angefangen uns zu unterhalten als wir als Gruppe ausgingen – wie das so üblicherweise ist. Man geht mit vielen Freunden aus und ich ging mit, traf ihn und wir redeten und redeten und redeten… Ich glaube es war unser gemeinsames Interesse für die Kampfkünste, das dazu führte, dass wir so viel gesonderte Dinge zu bereden hatten, als wir herausfanden, dass ich Kungfu übte und er ebenfalls. Er hat Praying Mantis (Gottesanbeterinnen-Stil) gemacht, einen südlichen Kungfu-Stil und er hat auch eine Familientradition – sein Großvater hatte auch Kampfkünste geübt. So verfolgten wir das Thema weiter und verglichen unsere Aufzeichnungen – wie wir trainierten, die Zeichen, und seinen und meinen Stil. Und er interessierte sich auch für Tai Chi – also hat er quasi von mir Tai Chi gelernt… Er war vom Tai Chi angezogen, also kamen wir einfach so zusammen, um uns darauf zu konzentrieren, gleiche Interessen zu teilen… und der Rest ist Geschichte. (lacht)
Wir werden jetzt nicht weiter darauf eingehen… (lacht)
Nein… (lacht)
…aber ihr seid jetzt seit langer Zeit verheiratet, habt drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn.
Die Zeit vergeht schnell…
Habt ihr dann eine Schule eröffnet oder wann war das?
Etwa 1996 haben wir uns entschlossen, eine Schule zu eröffnen. Wir haben vorher Kurse unterrichtet, ohne eine Schule zu haben, in Sporthallen und für verschiedene Leute und wir dachten: „Warum nicht? Es ist an der Zeit.“ Also eröffneten wir unsere eigene Schule und versuchten, einen dauernden Ort zu haben, an dem wir unsere Kurse geben konnten anstatt so viel an andere Orte zu fahren. So ist es in kleinen Schritten gewachsen. Jetzt haben wir unsere eigene Schule, unsere eigene dauerhafte Schule. Jetzt haben wir unser eigenes Zentrum, ein Trainingszentrum, was wunderbar ist. Es ist wie ein Zuhause – mit Raum, mit Potenzial. Alle meine Seminare, Workshops, Bildungskurse, Prüfungen – alle in meinem eigenen Zentrum, das ist ein gutes Gefühl. Es ist, als ob der Wanderer endlich einen Ort gefunden hat… Wir sind sehr glücklich darüber.
Was unterrichtet ihr in eurer Schule?
Wir unterrichten ein vollständiges Unterrichtsprogramm mit allem, was meine Familientradition mir mitgegeben hat. Das umfasst Tai Chi, Qigong, Xing Yi und Bagua. Xing Yi und Bagua sind weniger bekannt und wir unterrichten sie nur auf privater Basis, in sehr geringem Umfang. Das gesamte Unterrichtsrepertoire ist Yang-Stil Tai Chi und Sun-Stil Tai Chi, zu denen meine Familie eine enge traditionelle Verbindung hat. Was den Sun-Stil betrifft, ist diese über meinen Urgroßvater, den Großvater meines Vaters, der ein enger Schüler des Begründers des Sun-Stils, Altgroßmeister Sun Lutang, war. Er war der Meister meines Urgroßvaters und beide waren auf traditionelle Weise eng verbunden. Auch im Bezug auf den Yang-Stil begründete mein Urgroßvater die Familientradition, in der ich in der vierten Generation bin. Er war ein enger Schüler von Yang Chengfu aus der Yang-Familienlinie, sodass wir eine sehr enge Familienlinie nahe den traditionellen Familien aus zwei Stilen vorweisen können…
… das heißt, dass wir auf eine Art auch Familienmitglieder sind? (lacht)
Ja, ja, du auch, ja… Cheng Man Ching ist ein anderer Schüler der Yang-Familie, sodass wir im Yang-Stil tatsächlich nicht weit voneinander entfernt sind, auch wenn sich einige Details unterscheiden werden. – Wir unterrichten all dies und dazu ebenfalls Qigong.
Fotos: Taiji Forum und Faye Yip
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