Qigong Meta-Studien (Metaanalysen)

Qigong-Übungen Überblick

Heilung durch Qigong Teil 4 – Meta-Studien

Neben den Einzelversuchsreihen gibt es in der Qigong-Forschung vor allem Meta-Studien (Metaanalysen) und Reviews (Forschungsübersichten), deren Funktion und typische Ergebnisse hier kurz vorgestellt werden.

Meta-Studien (Metaanalysen) und Reviews

Qigong-Übungen Überblick

Anders als der Name vielleicht vermuten lässt, sind Meta-Studien nicht per se „bessere“ Studien als Einzelstudien. Ihre Methodik besteht darin, Datenbanken zu durchsuchen und die Ergebnisse in neue statistische Zusammenhänge zu bringen. Dabei betrachten Meta-Studien eine größere Menge von Einzelstudien, oft mittels computergestützter automatisierter Datenbanksuche (Stichwortsuche in ausgewählten Katalogen). In einem zweiten Schritt werden nach bestimmten Gesichtspunkten einige davon ausgewählt, um die darin bereits erhobenen Daten weiter zu prozessieren.
Dieses Vorgehen ist in erster Linie eine relativ preiswerte Methode, bereits gesammelte Daten zu erschließen und unter anderen Gesichtspunkte erneut auszuwerten. Als Methode, den aktuellen Stand der Forschung zu ermitteln, gehören Metaanalysen neben einer Lektüre einschlägiger Veröffentlichungen (Reviews) zu den üblichen Vorbereitungshandlungen bei der Planung eines neuen Forschungsprojektes.

Reviews setzen ihren Schwerpunkt auf eine Lektüre der bisherigen Forschung, die sie systematisch zusammenfassen will. Es werden verschiedene Studien – teils aus einem bestimmten Vorrat an Fachzeitschriften, teils beschränkt auf eine bestimmte Zeitspanne – gelesen und die Ergebnisse zusammengestellt. Im Idealfall werden die vorhandenen Studien und ihre Bedeutung dabei kritisch gewürdigt und in Kontrast zueinander gesetzt. Im schlechtesten Fall liest man eine Zusammenstellung oder Auflistung von als relevant bezeichneten Studien und deren Ergebnissen begleitet von einem Einleitungstext, der unabhängig vom Rest die allgemeine Bedeutung des Forschungsthemas hervorhebt.
Im Vergleich zu Einzelversuchsreihen und Meta-Studien mit ihrer experimentellen bzw. statistischen Methodik ist bei Reviews der Spielraum der Darstellung aufgrund der zusammenfassenden, nach eigenen Kriterien gewichteten Interpretation der Ergebnisse am größten.

Funktion und Erkenntniswert von Meta-Studien

Meta-Studien und Reviews können also einerseits Abfallprodukte der alltäglichen wissenschaftlichen Vorbereitungsarbeit sein, können dabei aber andererseits auch weitergehende Zwecke erfüllen:

  • Das Aufzeigen des Vorhandenseins einer Vielzahl an Studien kann ein neues Forschungsfeld etablieren helfen; Akteure in diesem Forschungsumfeld können sich vernetzen.
  • Die Überblicks- und Vergleichsforschung kann einen Bedarf für weitere tiefergehende Studien belegen; dies hilft ggf. bei der Einwerbung von Geldern für zukünftige Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der Qigong-Forschung.
  • In Zeiten der Globalisierung dienen Reviews auch der Information von ForscherkollegInnen und interessierten Laien. Sie sorgen zudem für einen sprachübergreifenden Überblick über die weltweit zusammenwachsende Forschungsgemeinschaft mit ihren verschiedensprachigen Publikationen.
Erkenntniswert von Meta-Studien

Dennoch ist zu betonen, dass solcherart computergestützte Vergleichsstudien (oder Forschungsberichte) keine wissenschaftliche Forschung im engeren Sinne darstellen, d.h. keine Ergebnisse auf eigenständiger Grundlage bieten.
Beim Heranziehen verschiedener Studien über Qigong im Rahmen einer Meta-Studie werden Einzelversuchsreihen, die mit verschiedenen Übungen arbeiten, und damit zugleich diverse Versuchsanordnungen unter unterschiedlichen Bedingungen zusammen geworfen, um daraus allgemeine Aussagen abzuleiten. Dies kann sehr wertvoll sein für Entscheidungen über die Richtung der zukünftigen Forschung, kann aber aufgrund der Anlage dieser Vergleiche keine neuen belastbaren Erkenntnisse bringen. Allenfalls werden neue Blickwinkel geschaffen, indem bereits erhobene Daten in einen neuen Zusammenhang gesetzt werden.

Ein Beispiel: Blutdruckwerte, die bei verschiedenen Studien nebenbei routinemäßig erhoben wurden, werden in Zusammenhang gesetzt um so eine Forschungshypothese zum Zusammenhang von Qigong und Blutdrucksenkung vorzubereiten. Durch dieses vergleichende Auswerten von am Rande von Projekten erhobenen Daten werden diese in den Mittelpunkt der Betrachtung geschoben, ohne dass die ursprüngliche Studie gezielt auf deren Erhebung ausgerichtet war. – Dies ist ein methodisches Problem, welches die Aussagekraft der Ergebnisse schwächt. Endgültige Bestätigung kann erst eine neue Studie bringen, die mit einheitlichen Übungen arbeitet und den entsprechenden Parameter gezielt in den Blick nimmt.

Grundsätzliche Erkenntnisse von Meta-Studien über Heilung durch Qigong

Meta-Studien in Bezug auf Qigong stellen regelmäßig fest, dass

  • es viele Einzelstudien gibt.
  • die Datengrundlage jedoch in Bezug auf die gewünschten Vergleichsparameter dünn ist (wenig einschlägige Studien, geringe Qualität der Studien, wenige Teilnehmer, kurze Dauer des Studienzeitraums).
  • es erste Hinweise für eine Wirkung von Qigong auf diesen oder jenen Parameter zu geben scheint/nicht zu geben scheint. (Das Augenmerk des interessierten Lesers sollte dabei nicht so sehr auf der „ja/nein“-Komponente des Aussage, sondern vielmehr auf der zurückhaltenden Formulierung liegen, die für seriöse Meta-Studien typisch ist.)
  • weitere Studien – insbesondere mit längerer Dauer – unerlässlich sind, um belastbare Aussagen zu treffen.

Wie auch bei den Einzelstudien ist es unredlich, aus der Überschrift der Meta-Studie (oder des Reviews) auf eine erwiesene Wirksamkeit von Qigong in Bezug auf eine bestimmte Krankheit zu schließen. Die Existenz dieser Studien ist lediglich ein Beweis dafür, dass ein Forschungsinteresse in diese Richtung besteht.

Für einen wissenschaftlichen Nachweis der Heileffekte von Qigong besteht nach wie vor ein Bedarf an:

  • Langzeitstudien, d.h. Studien, die über einen längeren Zeitraum laufen (und dabei einheitliche Daten liefern).
  • belastbaren Studien, d.h. Studien, die höhere Qualitätsstandards erfüllen.

Dies sind Studien, die schwerer zu finanzieren sind, weil sie im Vergleich zu den oben vorgestellten kurzen Einzelstudien, sowie den Metaanalysen und Reviews hohe Kosten für Planung, Durchführung und Auswertung mit sich bringen.

In der Qigong-Forschung prägen vielfältige Interessenlagen die Forschungslandschaft und die Möglichkeiten Forschungsprojekte zu realisieren und durchzuführen. (Dazu Teil 5 nächste Woche)

Heilung durch Qigong

Heilung durch Qigong Teil 1 – Subjektive Effekte und wissenschaftliche Studien
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Autor: Redaktion Taiji Forum

Bilder: Taiji Forum