Fajin

Fajin

Fajin, Fa Jin, Fajing – Der Weg der inneren Kraft

Fajin

Fajin ist ein Begriff aus den chinesischen „inneren“ Kampfkünsten. Man bezeichnet damit die explosionsartige Entfaltung von Energie sowie die Übertragung dieser Energie auf einen Gegner. Es gibt verschiedene Formen dieser Energieentfaltung, so dass die Begriffsdefinition nicht mit einer konkreten Technik korrespondiert, sondern eher ein bestimmtes Prinzip meint.

Fajin – die entspannte Kraft abgeben

Der Peitscheneffekt – Kraft vom Anfang bis zum Ende

Fajin bedarf der Vorstellungskraft

Ist Fajin mit Fali gleichzusetzen?

Video zu „Fajin“

Fajin – die entspannte Kraft abgeben

Fajin – die entspannte Kraft abgeben

„Fajin“ – oft auch „Fajing“ – kann mit „Energie abgeben“ oder mit „innere Energie abgeben“ übersetzt werden. Die Wortzusammensetzung ergibt sich aus „Fa“ und aus „Jin“. „Fa“ kann mit „initiieren“, „schießen“, „starten“, „auslösen“ oder „abfeuern“ übersetzt werden. „Jin“ steht im weiten Sinn für Energie bzw. Kraft und wird mit „wesentlicher Energie“ oder „verfeinerte innere Kraft“ übersetzt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Jin-Kraft nicht die reine Muskelkraft meint, sondern eine elastische Form der Kraft, die über die Sehnen und Bänder generiert wird.  Jin beruht auf Song – das heißt, es bedarf entspannter Sehnen und Sehnenansätze. Im Chinesischen werden die Sehnen auch als Jin bezeichnet, werden aber mit einem anderen Schriftzeichen dargestellt.

Die Sehnen und das dazugehörige elastische Gewebe bilden die Muskel- und Faserbereiche, die die Kraft erzeugen. Als Sehnenansätze gelten die Fasern, die die Muskeln mit den Knochen verbinden und die die Gelenkhälften zusammenhalten. Die Sehnen wirken innerhalb eines ganz bestimmten Bereichs wie Gummibänder. Diese elastische Wirkung ermöglicht das Erzeugen von Kraft. Man kann sich die Krafterzeugung wie das Spannen eines Gummibandes vorstellen. Aber genau wie ein Gummiband können auch Sehnen bei unkorrekter Anwendung überdehnt werden und reißen. Wenn sie selten benutzt werden, lässt ihre Spannkraft nach. Jin-Kraft ist also eine weiche Form der Kraft.

Der Peitscheneffekt – Kraft vom Anfang bis zum Ende

Ein anderes vergleichendes Bild ist die Verwendung einer Peitsche.

Auch wenn der Peitschen-Effekt nicht immer als Fajin-Bewegung anerkannt wird, so lässt sich mit ihm gut die Wirkungsweise der inneren Kraft demonstrieren. In der Regel beziehen wir unsere Kraft nur aus den Armen und dem Oberkörper. Im Taiji (und anderen Kampfkünsten auch) soll aber der gesamte Körper zur Kraftgenerierung genutzt werden. Das heißt, dass auch der Unterkörper genutzt werden muss. Um das Bild der Peitsche zu nutzen: Der Peitschengriff sind die Füße. Die Beine und die Hüften entsprechen dem Peitschenstil. Und die Hände und die Finger wirken wie das Ende der Peitschenschnur. Die Peitsche gibt einen Kraftimpuls elastisch und fließend weiter, so dass am Ende ein fokussierter Impuls abgegeben wird. Die Voraussetzung dafür, dass die Kraft im Körperinneren weitergeleitet werden kann, sind maximale Entspannung (Nicht Schlaffheit!) und das Einhalten der Körperstruktur, so dass alle Gelenke geöffnet sind.

Fajin bedarf der Vorstellungskraft

Die reine physische Ausführung bestimmter Bewegungen, die ein Fajin generieren sollen, ist nicht ausreichend, um die volle Wirkung zu entfalten. Zu der körperlichen Ausführung kommt die geistige Arbeit. Der menschliche Körper reagiert bereits bei der Vorstellung von Bewegungen. Das heißt, dass die Bewegungen im Geist ihrer tatsächlichen Ausführung vorweggenommen werden müssen. Damit wird die Gelegenheit reduziert, unnötige Muskelkraft aufzuwenden. Darum wird in den chinesischen „inneren“ Kampfkünsten immer wieder mit der Vorstellungskraft trainiert. Wie das Wort schon aussagt, handelt es sich dabei ebenfalls um eine Kraft – und diese muss trainiert werden.

Ist Fajin mit Fali gleichzusetzen?

Neben dem Begriff „Fajin“ existiert auch die Bezeichnung „Fali“. Ob es sich dabei um zwei Begriffe handelt, die ein- und dasselbe bezeichnen, darüber herrscht Unklarheit. Es gibt Stimmen, die nicht zwischen Fajin und Fali unterscheiden. Und es gibt Stimmen, die zwischen Fajin und Fali differenzieren, weil „Li“ häufig mit „roher Muskelkraft“ übersetzt wird und Muskelkraft nur bedingt zum Einsatz kommen soll. Weil aber jede Bewegung Muskelaktivität verlangt, ist Li notwendig, um Fajin-Bewegungen ausführen zu können. Auf die Unterscheidung kann damit im Großen und Ganzen verzichtet werden.

Video zu „Fajin“

Dieses Video zeigt Beispiele für „Fajin“ in Chen Stil Taijiquan Hand- und Schwertform. Die Aufnahmen entstanden in Hannover und Stirling, Schottland. Vorführungen von Gianfranco Pace aus Sizilien während der Demonstrationen der Taiji Treffen.

Video „Von Qigong zu Fajin“

Gianfranco Pace, Taijiquan- und Qigong Lehrer aus Italien zeigt in diesem Video wie die Bewegungen im Qigong vom Zentrum in die Arme und alle anderen teile des Körpers fließen und zeigt die Verbindung zum Fajin.

Autor: Redaktion taiji-forum.de

Fotos: Taiji-Europa