Tai Chi – Hilfe bei Parkinson
Wer regelmäßig Tai Chi übt, verbessert seine körperlichen und mentalen Fähigkeiten. Bei Parkinson-Patienten konnten sogar eine höhere Gangsicherheit und eine größere Schrittlänge festgestellt werden.
Parkinson ist eine neurologische Krankheit, die als Schüttel- oder Zitterlähmung bekannt ist. Durch das Absterben bestimmter Nervenzellen kommt es zu Bewegungsminderungen bis hin zur Unbeweglichkeit. Zielgerichtete Bewegungen fallen immer schwerer. Eine vollständige Heilung ist gegenwärtig nicht möglich. Neben der schulmedizinischen Behandlung von Parkinson gibt es verschiedene weitere Maßnahmen, die ergriffen werden können, um die Symptome der Krankheit zu lindern und die Lebensqualität zu erhöhen. Eine dieser Maßnahmen ist Tai Chi Chuan.
Tai Chi vitalisiert den gesamten Körper
Tai Chi Chuan ist eine alte chinesische Kampf- und Bewegungskunst, die auch der Gesundhaltung und der Meditation dient. Das besondere Merkmal dieser umfassenden Kunst ist die Kombination von Achtsamkeit und Entspannung. Jede Bewegung soll so aufwandslos wie möglich erfolgen, um unnötige Verschleißerscheinungen zu vermeiden. Außerdem wird der Körper in seine natürliche Haltung gebracht, aus der die Bewegungen ruhig und fließend ausgeführt werden können. Sämtliche Blockaden werden gelöst und – um in der Sprache der Chinesen zu sprechen – die Lebensenergie kann durch den gesamten Körper fließen.
Im Tai Chi Chuan wird kein Wert auf rohe Muskelkraft gelegt. Und dennoch kann Tai Chi das Kraftpotential eines Menschen erheblich steigern. Durch die richtige Anwendung der Körpermechanik und durch die Nutzung der Tiefenmuskulatur können ungeahnte Kräfte entwickelt werden, die nach außen hin entspannt und locker aussehen.
Parkinson beeinträchtigt den gesamten Körper
Parkinson führt zu Bewegungsarmut. Alle Muskeln, die für Körperbewegungen verantwortlich sind, werden beeinflusst – ebenso die Muskeln des Gesichts und jene, die für die Atmung verantwortlich sind. Der Gesichtsausdruck von Parkinson-Patienten ist meist starr und teilnahmslos. Alltägliche Handlungen können entweder schwer oder gar nicht mehr ausgeführt werden. Ein besonderes Merkmal der Parkinson-Krankheit ist das Freezing, das plötzliche Innehalten und Erstarren eines Patienten ohne einen sichtbaren Anlass. Außerdem verrät kontinuierliches Zittern die Parkinson-Krankheit. Eine erhöhte Muskelspannung zeigt sich in Form von Steifheit. Fehlhaltungen entwickeln sich durch eine beständige Muskelstarre. Damit einher geht auch eine Haltungsinstabilität des gesamten Körpers. Die Patienten haben Probleme mit dem Gleichgewicht.
Tai Chi erhöht die Lebensqualität von Parkinson-Patienten
Tai Chi, sofern es regelmäßig trainiert wird, verbessert den Gleichgewichtssinn. Dadurch wird die Sturzgefahr von Parkinson-Betroffenen verringert. Es ermöglicht den Patienten, ihre Gangsicherheit zu erhöhen. Des Weiteren ermöglicht Tai Chi eine größere Schrittlänge.
Dass Tai Chi bei Parkinson helfen kann, hat eine Studie belegt in der circa 200 Betroffene ein halbes Jahr lang unterschiedliche Trainingseinheiten absolviert haben. Eine Gruppe hat Tai Chi Chuan geübt. Eine zweite Gruppe hat ein Krafttraining absolviert und eine dritte Gruppe hat Dehnübungen gemacht. Ein Vergleich der drei Gruppen hat ergeben, dass die Dehnübungen überhaupt nichts bewirken, während Krafttraining und Tai Chi Chuan die Haltung der Probanden verbessert hat. Die Studienleiter haben die Körperhaltung und das Gleichgewicht getestet. Auf einer Skala von 0 bis 100 konnten die Probanden des Krafttrainings 68 % erreichen. Die Tai Chi-Gruppe hat 74 % erreicht. Die Forscher bestätigen, dass die durch das Tai Chi-Training im Alltag vollzogenen Veränderungen die Lebensqualität der Betroffenen entscheidend verbessern: Die Parkinson-Patienten können nämlich länger selbstständig den alltäglichen Aufgaben nachkommen.
Der Vorteil von Tai Chi ist, dass die Übungen sehr langsam ausgeführt werden. Je nach Übungsart gibt es unterschiedlich komplexe Bewegungen, die regelmäßig wiederholt werden. Wichtig beim Üben ist, dass jede Bewegung so bewusst wie möglich, also mit der allergrößten Aufmerksamkeit, ausgeführt wird. Erst durch diese Verbindung von Körper und Geist können sich die positiven Wirkungen von Tai Chi Chuan entfalten. (ce)
Quellen
Wayne, Peter (2013): Tai Chi improves balance and motor control in Parkinson’s disease. (06.07.2013).
Weber, Nina (2012): http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/nervenleiden-tai-chi-haelt-parkinson-patienten-im-gleichgewicht-a-836070.html (05.07.2013).
Foto: Archiv Benetti
Surf-Tipps
In unserem „Gratis- Downloadbereich“ finden Sie einen Artikel „Tai Chi für Parkinson- Patienten“ des Autors Roberto Benetti. Benetti ist Tai Chi Lehrer und arbeitet seit vielen Jahren erfolgreich mit Parkinson Erkrankten.
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Sinnvolle Bewegungstherapie bei Parkinson Mirko Lorenz, Taijiquan-Lehrer aus Berlin schreibt über grundlegende Trainingssets und deren Nutzen speziell für Parkinson-Patienten.