Taiji – Entspannung bei Stress

Taiji – „Die Kunst der korrekten Entspannung bei negativem Stress“

Taiji ist eine alte chinesische Kampfkunst, die heutzutage von vielen Menschen und mit unterschiedlichen Absichten praktiziert wird. Zwar ist es noch möglich, mit Taiji kämpferische Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erlangen, aber die Mehrheit der Übenden widmet sich dem Taiji vor allem aufgrund seiner gesundheitlichen Vorzüge. Taiji-Kurse werden von Krankenkassen anerkannt und gelten als wichtige Präventionsmaßnahmen gegen moderne Krankheiten.

Taiji – Die Kunst der Entspannung

Mit Taiji ein Gespür für Stressoren bekommen

Taiji – Die Kunst der Entspannung

Entspannung_mit_Tai_Chi_und_QigongWährend viele andere Sport- und Bewegungsarten auf die Anspannung und das Mobilisieren von möglichst viel Kraft setzen, geht man im Taiji den umgekehrten Weg und erzeugt Kraft und Veränderungen nur durch einen minimalen Kraftaufwand. Dazu muss der Körper aber erstmal lernen, richtig zu entspannen. Über die Jahre haben sich viele Verspannungen und Blockaden im Körper gebildet, die zunächst gelöst werden müssen, um den Körper beweglicher zu machen und um die Energien im Körper steuern zu können. Taiji ist eine Kunst, in der es um die korrekte Entspannung geht. Entspannung darf aber nicht mit Schlaffheit verwechselt werden. Der Muskeltonus muss auf einen Level reduziert werden, auf welchem der Körper noch aufrecht steht und der Mensch sich problemlos bewegen kann. Durch die Entspannung sinkt der Schwerpunkt, so dass die Bewegungen, die ein Übender ausführt, leichter gesteuert werden können. Statt mit Anspannung und Druck gegen die Schwerkraft zu arbeiten, wird bei jeder Bewegung entspannt, so dass die Masse, die aufgrund der Schwerkraft ständig am Fallen ist, auf einen einzigen Punkt hin gesteuert werden kann. Da dieser Punkt unten ist, verbindet man sich gewissermaßen mit der Schwerkraft, um Bewegungen mühelos und verschleißarm auszuführen.

Die Entspannung bewirkt aber noch andere Effekte außer den verschleißarmen Bewegungen. So ist es zum Beispiel möglich, in einem Kampf die Kraft, die ein Gegner gegen einen richtet, aufzunehmen und umzulenken, so dass der eigene Körper stets in einem sicheren Raum steht, der Gegner aber über Kontaktpunkte kontrolliert werden kann. Dieser Strategie liegen mehrere Prinzipien zugrunde, die auch im Kampf gegen Stress äußerst hilfreich sein können.

Mit Taiji ein Gespür für Stressoren bekommen

Taiji QuanStress entsteht, wenn sich der Mensch überfordert oder eingeengt fühlt. Es kann sich um eine Herausforderung handeln, die als nicht zu bewältigend eingeschätzt wird. Der äußere Faktor, sei es ein Streit mit dem Partner oder der Konkurrenzkampf auf der Arbeit, bringt den Betroffenen so sehr aus der Fassung, dass dieser sein inneres Gleichgewicht aufgeben muss. Im Taiji geht es darum, einen von außen kommenden Druck um das eigene Zentrum herum zu lenken, um sich vor den Auswirkungen des Drucks zu schützen. Berücksichtigt man diese Strategie im Kampf gegen Stress, so bedeutet das, nicht gegen die äußeren Faktoren zu wirken, sondern den Druck, der auf einem lastet, in andere Bahnen, also vom eigenen Zentrum weg, zu lenken. Würde man versuchen, gegen eine Stresssituation zu kämpfen, würde dies nur noch mehr Druck erzeugen, was wiederum zu mehr Stressempfindungen führen würde. Wichtig ist es, den eigenen Widerstand gegen solche Situationen aufzugeben und einfach das, was ist, anzunehmen als das, was es ist. Es muss nicht interpretiert oder bewertet werden. Es ist völlig ausreichend, einen Druck in einer bestimmten Situation zu erkennen, um ihm ausweichen zu können.

Taiji bei Stress anzuwenden, erfordert ein gewisses Maß an Einfühlungsvermögen, um Stressoren rechtzeitig erkennen zu können. Um hierfür ein Gespür zu bekommen, ist regelmäßiges Taiji-Training unentbehrlich, denn im Training lernt man nicht nur, den eigenen Druck auf ein Mindestmaß zu reduzieren, sondern auch äußeren Druck zum eigenen Wohl umzulenken oder verpuffen zu lassen. Das Taiji-Prinzip kann sowohl im Training als auch bei der Konfrontation mit Stressoren nur umgesetzt werden, wenn nicht länger gegen etwas angekämpft wird, sondern alle von außen kommenden Energien rechtzeitig erkannt und umgelenkt werden. Das erfordert im Training eine enorme Beweglichkeit des Körpers. Im Alltag erfordert es eine hohe Flexibilität des Geistes, um sich rechtzeitig für den Weg des geringsten Widerstands entscheiden zu können. Das heißt nicht, dass man träge, faul oder zögernd werden soll. Im Gegenteil: Es ist höchste Achtsamkeit erforderlich, um im richtigen Moment das Richtige zu tun. Um mehr geht es nicht. Taiji bei Stress ist eine Frage des rechten Timings, um den Stressoren gar nicht erst die Gelegenheit zu geben, den Druck auf das eigene Zentrum zu führen.

Autor: Christoph Eydt

Fotos: Taiji-Europa