Das Interview mit Faye Yip wurde von Nils Klug anlässlich eines 8 Brokate-Workshops von Faye im Tai Chi Studio, Hannover, im Sommer 2016 geführt.
Unterrichtsphilosophie
Was ist deine Philosophie beim Unterrichten, was ist dein Ziel?
Das ist eine große Frage.
… ja, ich weiß…
Eine große Frage! Mein Ziel, ich denke einige längerfristige Ziele… Langfristig beginne ich mit der ganzen Sache – ich gehe alles durch und frage mich viele Male warum ich das mache, was ich mache. Was sozusagen das langfristige Ziel angeht, denke ich, dass ich in meinem Herzen wirklich diese Brücke bauen möchte, damit die tiefe Bedeutung hinter Tai Chi und Qigong – warum ist es so wichtig für unser Leben? – die Leute erreicht, dass sie aufwachen und verstehen, dass die Werte von Qigong und Tai Chi eine grundlegende Verbesserung in sich tragen, das Leben von Leuten zum Besseren wenden können, gleichsam die inneren Möglichkeiten „stimulieren“, entsperren, entfesseln und befreien vom inneren Qi auf diesem Gebiet. Ich denke, dass das so eine langfristige Vision ist. In diesem Sinne ist alles, was ich versuche mit Kursen zu erreichen, mit dem Training und diesem allem, mit der Ausbildung meiner ÜbungsleiterInnen, diese Vision wieder zu erkennen, zu sehen, dass wir alle – Zeit und Übung und Hingabe vorausgesetzt – dass wir ein Leben haben können.
Ich möchte auf die, wie du sie nennst, „Philosophie“ eingehen: Es geht darum, wirklich zu verstehen, warum wir leiden, warum wir alle angespannt und emotional sind und all dies. Wir leiden auf eine Art, sei es physisch, emotional oder psychologisch… – Warum leiden wir? Und auf eine Weise, wenn dies die größere Philosophie ist, dann [dagegen] das tatsächliche Leben: indem man sich engagiert, indem man den Weg erlebt, der einem das Werkzeug gibt, den „goldenen Schlüssel“, der es ermöglicht zu verstehen, was dahinter steckt, was passiert. Dies ist die langfristige „Philosophie“: mein Weg – weil ich es sehen kann, ich fühle, dass ich es über diese vielen Jahre hinweg besser sehen kann. Beim Üben, jedes Mal wenn du übst, ist es eine neue Reise, dich selbst zu verstehen, ein neue Weise herauszufinden, wie dein Körper reagiert. Somit ist es das, warum ich möchte – von all meinen ÜbungsleiterInnen, jedes Mal, wenn wir diese Ausbildung machen – dass sie meine Vision verstehen oder teilen.
Das ist wichtig bei der Lehrerausbildung. Es ist nicht das Abhaken von Kästchen, nicht nur „ich habe das gemacht, ich hab das gemacht“. – Ich habe es gemacht und damit hat es sich. „T-Shirt bekommen, Kurs erledigt, T-Shirt bekommen“ – Nein! Es ist eine Veränderung der Mentalität, das Leben anders wahrzunehmen und tatsächlich dieses Licht tief, tief drinnen angezündet zu haben. Soviel zum Langfristigen.
Mein ummittelbares [Ziel], von Workshop zu Workshop, ist es, Leuten wirklich zu helfen ihre Techniken zu verbessern, sie zu inspirieren regelmäßig zu üben um sich zu verbessern und immer noch zu fühlen, dass es noch Raum für Verbesserung gibt und nicht bloß „hab ich erledigt, hab ich erledigt“. – Oder anders: Es geht nicht um einen Tag oder zwei Tage – es geht um den langfristigen Vorteil, um regelmäßiges Üben. So versuche ich in jedem Workshop, den Leuten zu helfen, dass sie etwas fühlen, was sie sofort tun können, ändern können und dann fortwährend daran arbeiten können.
Fotos: Taiji Forum und Faye Yip
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