Das Interview mit Faye Yip wurde von Nils Klug anlässlich eines 8 Brokate-Workshops von Faye im Tai Chi Studio, Hannover, im Sommer 2016 geführt.
Leute motivieren Tai Chi und Qigong zu lernen
Ich glaube – weil wir gestern darüber gesprochen haben, wie man Leute dazu ermutigen kann Tai Chi und Qigong zu machen und auch junge Menschen zu ermutigen – es gibt… sagen wir eine „Herausforderung“, nicht ein „Problem“: Man muss wirklich üben und man muss über einen langen Zeitraum hinweg üben. Wir haben über unsere Anfänge geredet und wir haben ziemlich viel trainiert und hart trainiert und es ist heutzutage sehr schwer Schüler zu finden – ich kann da wirklich nur über Taijiquan sprechen – die konzentriert üben, regelmäßig üben und so weiter und so fort. Hast du dieselbe Erfahrung gemacht?
Ja. Ja, ich denke es ist jetzt ein bißchen anders geworden. Wir haben verschiedene Schüler durch die Tür kommen sehen – wir haben das schon flüchtig erwähnt – es ist vergleichbar mit den sozialen Veränderungen. Vor 20/30 Jahren kam ein großer Teil der Tai Chi-Anhänger aus einem Kampfkunsthintergrund. Für die war es eine Art weichere Kampfkunst. Somit waren sie schon in ihrer Denkweise so geartet, dass sie sehen wollten, wie es funktioniert, die Kampfkunstanwendungen, das Push Hands, die Techniken und was funktioniert/was nicht funktioniert. – In einer Weise waren diese Leute hingebungsvoller beim Üben, weil sie sehen wollten wie es funktioniert. Es war mehr wie ein Spiel, wo es mehr Anreiz gab – man konnte die unmittelbaren Auswirkungen sehen – ob es geklappt hat oder nicht. Bei den Formen ist diese unmittelbare Rückmeldung nicht offensichtlich. Bei deinen Formen muss es einen anderen Weg geben, das Lernen anzuregen und Feedbacks zu geben, ob man es richtig macht. Beim Push Hands, bei den kämpferischen Aspekten kann man recht einfach mit Partnern arbeiten und man kann an etwas feilen, aber das ist ein anderer Ansatz.
Heutzutage sehen wir Leute durch die Tür kommen, die sich des kämpferischen Hintergrundes sehr viel weniger bewusst sind. Sie kommen allein aus Gesundheitsgründen zum Tai Chi und Qigong und sie sind vielleicht gestresst, leiden an chronischen Problemen und sind weniger mobil. Viele von ihnen haben seit Jahren nicht mehr regelmäßig Sport gemacht und kommen vielleicht nur vorbei und erwarten, dass Tai Chi alle ihre Probleme sehr schnell löst.
Wir sehen eine Verschiebung zwischen verschiedenen Sorten an Schülern und das ist es, wo die Herausforderung liegt. Und deshalb ein bißchen weniger: (1) die Form zu laufen kann in ihren Augen ein bißchen langweilig sein – sie müssen sie sich merken und sie sind nicht wirklich daran gewöhnt, sich Folgen zu merken und (2) es gibt keine unmittelbare Rückmeldung, wie ein kleines Tonsignal, woran sie erkennen könnten, ob sie blockiert sind oder ob sie sich bewegen können – es ist nicht unmittelbar klar. Und wir haben eine praktische Herausforderung: aus ihrem Blickwinkel heraus wissen sie theoretisch: „Ich sollte, ich sollte…“ – aber in der Realität ist es eher so, dass man die Karotte sehen will; in ihrer Gemütslage ausgedrückt: „Wo ist die Karotte, für die ich die mir die Mühe mache zu üben?“ – Daher ist es heutzutage eine Herausforderung.
… und auch eine große Verantwortung für die Lehrer…
Fotos: Taiji Forum und Faye Yip
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