Wie auch immer, wenn man in Professor Cheng’s Haus lebt, kannst du dir denken, muss man… – man sieht ihn alles machen. Man sieht wie es ihm jeden Tag geht, man lernt nicht nur im Unterricht, sondern sieht ihn zugleich, wie er mit Dingen umgeht, wie er Dinge erledigt und man lernt von ihm. Auch wenn er müde wurde und die Form übte, habe ich die ganze Zeit geguckt. Aber dennoch habe ich ihm nicht die ganze Zeit Fragen gestellt. Irgendwie sind die ganze Zeit Leute reingekommen und haben Fragen gestellt, aber er hatte ein Problem: Er sprach meinen Heimatdialekt aus Wenzhou, aber auch wenn er Mandarin sprach, konnten Mandarin sprechende Leute manchmal nicht verstehen, was er sagte. Ja, viele Taiwanesen kamen rein und sprachen Taiwanesisch – die Kommunikation war ein bißchen aneinander vorbei. Aber ich war jung und konnte ein bißchen Taiwanesisch und Mandarin sprechen und zugleich meinen Heimatdialekt, und somit konnte ich erkennen, worauf sich die Frage von jemandem bezog und dann übersetzte ich diese, er beantwortete die Frage und ich übersetzte zurück. So bekam ich viele Ideen aus der bloßen Übermittlung heraus – zwischen Leuten, die Fragen stellten und ihm, der diese Fragen beantwortete. Das gab mir viel Zeit diese Dinge zu lernen. Wenn… – ich selbst stellte ihm nie Fragen. Ich wusste nie – zuerst einmal war er die ganze Zeit beschäftigt. Wenn Du ihm die ganze Zeit Fragen stellst, wirst Du vielleicht von ihm rausgeschmissen, denn wenn er frei war, wollte er frei sein. – Aber wenn jemand anders reinkam und ihm Fragen stellte, hatte er keine Wahl, also musste er die Frage beantworten und jedes Mal, wenn er die Fragen beantwortete, musste ich dabei sein.
Du hast vom „Eisenhemd“, vom Neigong gesprochen. Ist das eher wie… Du hast etwas gesagt wie „es ist ein Geheimnis“. Kannst Du überhaupt darüber sprechen oder…?
Aber in der Tat, wenn er lernte, wie er im Schlaf Schläge nehmen konnte, musste er lernen, wie er Schläge nimmt. Er selbst schläft. Wer teilt also die Schläge aus? Somit war ich derjenige, der zuschlug. Und was das betrifft, wie das genau funktioniert – wenn er keine Erlaubnis gegeben hat, es jemandem zu erzählen, habe ich keine Erlaubnis darüber zu sprechen. – Aber das ist es, warum sie noch ein kleines Geheimnis bewahren, bis wir uns etwas mehr darauf einlassen. Das ist alles.
Ich verstehe und respektiere das.
Ja, klar.
Dieses Interview führte Nils Klug mit GM William C. C. Chen 2012 im Tai Chi Studio Hannover.