Das Pferd in Laufrichtung reiten – Notizen zu Cheng Man Ching’s Tai Chi System IX
Ich brachte meinen Sohn, Krae, in die Canal Street 211 als er neun Jahre alt war (1969), damit er Shen konnte, wo ich Tai Chi übte und um Cheng Man Ching zu treffen. Der Professor hatte immer einen guten Draht zu Kindern.
Schnell begannen Krae und Cheng Man Ching zur allgemeinen Freude einen aus Papier zusammengeknüllte Kugel hin und her zu spielen wie einen Fußball. Nach ein paar Minuten brachen sie ab und Cheng Man Ching, in einer spielerischen Laune, sagte einem seiner männlichen Schüler, dieser solle Krae hochheben. Er zeigte mit seinen Händen, wo der Schüler seine Hände an Krae’s Hüfte legen sollte, um diesen zu heben. Er wies Krae an, Widerstand zu leisten. Krae widersetzte sich, indem er die Hände des Schülers nach unten drückte. – Der Schüler konnte ihn ohne Mühe anheben.
Dann sagte Cheng Man Ching zu Krae (übersetzt von Ed Young): „Mach deinen Körper so, dass er sich schwer anfühlt und platziere deine Hände unter die Hände des Hebenden. Und wenn er versucht, dich anzuheben, dann ziehe an seinen Händen nach oben.“ Daraufhin gelang es dem Schüler zu allgemeinen Überraschung nicht, ihn anzuheben. Ein anderer versuchte dies mit demselben Ergebnis. Der Professor sagte, dass dies ein Beispiel für ein Kernprinzip des Tai Chi, des Daoismus und des Lebens im Allgemeinen sei: Mit dem Fluss zu gehen und nicht dagegen an.
Schließlich sagte Stanley Israel: “Lass mich versuchen.“ Stanley war einer von den fortgeschrittenen Schülern des Professors und zudem ein Judoka auf nationalem Niveau und ausnehmend stark. Er hob Krae mit wenig Mühe auf, wobei Krae jedoch aufgrund des starken Drucks auf seine Hüfte zusammenschreckte. Insgesamt wurden zwei Lektionen gelernt, von denen die zweite „Verhältnisse ändern die Lage“ war.
Autor: Ken van Sickle
Übersetzerin: Gabi Kannenberg
Englische Version dieses Artikels
- Die grundsätzliche Haltung des Tai Chi (Kampf oder Flucht),
- den ernsthaften Ansatz, die visuelle chinesische Sprache praktisch bedeutsam zu machen (Schwimmen in der Luft),
- die Interpretation von Entspannung als etwas, das harte Arbeit voraussetzt (Über (Fehl)ausrichtung),
- das intensive Studium einzelner Bilder (Zurückrollen),
- das Bedürfnis, seine eigene Form wieder praktisch mit der ursprünglichen Bedeutung des Tai Chi zu verknüpfen (Die 37er Cheng Man Ching Form),
- die ultimative Lebenskunst (Die Bedeutung des Tai Chi),
- die Beziehung zum Anderen (Push Hands),
- das Prinzip des mit dem Strom Schwimmens (Das Pferd reiten)
- und – schließlich – die kunstvolle Kombination von Energie und Richtung (Momentum).