(Fehl)ausrichtung im Tai Chi
Dazu, dass Cheng Man Ching sein Kinn mit seinem Finger zurück geschoben hat
Erzwungene Ausrichtung oder gezieltes Lösen
Wenn das Kinn nach vorne zeigt, führt dies zu einer Fehlausrichtung des Kopfes, die Spannung im Nackenbereich erzeugt. Es ist nicht gut, einen Muskel „gegen“ einen anderen zu benutzen, um diese Ausrichtung „mit Gewalt“ zu korrigieren. Es braucht mehr Muskelenergie, eine Fehlausrichtung beizubehalten als es braucht um sich neu auszurichten. – Deshalb ist es erforderlich, die Muskeln, die das Kinn bzw. den Nacken vorne halten zu lösen, damit sie sich auf natürliche Weise neu ausrichten.
Fehlausrichtungen als Gewohnheiten
Fehlhaltungen entwickeln sich als schlechte Angewohnheiten und sind schwierig zu beheben: Viele Male habe ich Schülern mitgeteilt, dass sie nach hinten lehnen, dass sie aufrecht ausgerichtet sein sollten. Ich sehe sie eine Woche später und sie lehnen immernoch nach hinten über. Wenn ich sie manuell gerade ausrichte, fühlen sie sich, als würden sie nach vorne lehnen. – So lehnen sich sie letzten Endes wieder nach hinten, damit es sich gerade anfühlt.
Ich sage ihnen dann, sie sollen die Form wirklich nach vorne lehnend machen, sodass, wenn sie fühlen, dass sie nach vorne lehnen, sie in Wirklichkeit gerade aufgerichtet sind. – Gewohnheiten sind schwer abzulegen.
Folgen von Fehlausrichtungen
Jedwede Fehlausrichtung wird Spannung erzeugen und unseren natürlichen Energiefluss unterbrechen, in dem Maße wie die Ausrichtung abweicht. Fehlausrichtungen sorgen für gewöhnlich auch für Probleme in anderen Körperteilen. Wenn der Kopf nach vorne „hängt“, wird zusätzliches Gewicht auf den Knien lasten – nicht viel, aber dafür mit jedem Schritt. Wenn die Zehen nach außen zeigen, werden Knie und Hüften Schaden nehmen. Sogar kleine Spannungen, wie die „Sorgenmuskeln“ zwischen den Augenbrauen, der Biss in die Lippe oder die Anspannung im angewinkelten Daumen wird Spannungen in anderen Körperregionen erzeugen.
Autor: Ken van Sickle
Übersetzerin: Gabi Kannenberg
Englische Version dieses Artikels
Notizen zu Cheng Man Ching’s Tai Chi System
- Die grundsätzliche Haltung des Tai Chi (Kampf oder Flucht),
- den ernsthaften Ansatz, die visuelle chinesische Sprache praktisch bedeutsam zu machen (Schwimmen in der Luft),
- die Interpretation von Entspannung als etwas, das harte Arbeit voraussetzt (Über (Fehl)ausrichtung),
- das intensive Studium einzelner Bilder (Zurückrollen),
- das Bedürfnis, seine eigene Form wieder praktisch mit der ursprünglichen Bedeutung des Tai Chi zu verknüpfen (Die 37er Cheng Man Ching Form),
- die ultimative Lebenskunst (Die Bedeutung des Tai Chi),
- die Beziehung zum Anderen (Push Hands),
- das Prinzip des mit dem Strom Schwimmens (Das Pferd reiten)
- und – schließlich – die kunstvolle Kombination von Energie und Richtung (Momentum).