Das chinesische Zeichen 萬 wan bedeutet eine große Anzahl oder viele. Es bezeichnet eine große, aber zahllose, weil unzählbare Menge. Um diesen Aspekten des Begriffs in einer Übersetzung Ausdruck zu verleihen, bedient man sich oft des Begriffes zehntausend. Beispiele sind die „10.000 Dinge“ im Daodejing und die „10.000 Meilen“ lange chinesische Mauer.
Zehntausend als große Menge
Wenn wir uns das chinesische Zeichen genau ansehen, stellen wir fest, dass es sich nicht um 10 mal 1.000 handelt. Das Bild ist ein anderes. Als Eselsbrücke ergibt sich aus den Bestandteilen des Zeichens ein Rumpf (Körperabschnitt) 禸eines Feldes 田Gras 艹: ein Stück Rasen also. Führt man sich ein Stück Rollrasen vor Augen, wie er im Fußballstadion verlegt wird, wird das Paradox deutlich: Das Stück Rasen ist groß, aber nicht unendlich groß – es ist überschaubar. Jedoch: Wie viele Halme hat so ein Rasen? „Unzählige!“, wird die rasche Antwort aller sein, die keine Lust verspüren, Stunden auf ihren Knien zu verbringen. Dennoch wäre die Menge zählbar – aber man gibt sich die Mühe nicht. Darum bedeutet 萬 wan insbesondere bei Menschenmengen oder Tieransammlungen schlicht „viele“ im Sinne einer (sehr) großen Menge.
Wenn‘s ums Geld geht… – Preise, Einkommen und Vermögen
So ungenau 10.000 in Bezug auf allgemeine Mengenangaben ist, so genau sind exakt
10.000, 20.000 oder 30.000 (Euro, Dollar oder Yuan) gemeint, wenn über Geld gesprochen wird. – Doch auch im Bezug auf Geld scheint die Angabe 10.000 einen besonderen Klang zu haben. “Rund 10.000“ Yuan im Monat zu verdienen gilt in China auch heute als sprichwörtlich guter Verdienst. Auch in der englischen Gesellschaft um 1800 herum, die heiratsfähige Frauen nicht zuletzt nach ihrem Vermögen beurteilte, war 10.000 der Ausdruck von hinreichender Attraktivität: „Die charmante Augusta Hawkins (…) war in Besitz eines unabhängigen Vermögens, von so vielen Tausend, dass man immer sagen würde zehn.“ (Jane Austen, Emma).