Die Vollkommenheit des Daseins in Entfaltung des Energiekörpers

Beschreibung von Qigong-Übungen mit einer kurzen theoretischen Vorbemerkung

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I. Theoretische Vorbemerkung, Begriffsbestimmungen: Dasein, Körper, Geist

Das Dasein – Das Zusammenwirken von Körper und Geist
• Körper: sichtbare Struktur materieller Existenz
• Geist: unsichtbare Kraft aller Handlungen

Die Vollkommenheit des Daseins – Durch den Prozess, die 3 Schichten eines Energiekörpers zu öffnen, wird der Geist verbunden mit der inneren Achtsamkeit am Körper und dadurch im Körper innewohnend. Dieser Zustand, indem sich der Körper und der Geist vereinen, ist als Moment der Vollkommenheit zu bezeichnen.

1. Über den Körper

a. Die Bestandteile des Körpers
• Hardware: Knochen, Muskeln, Sehnen und Bindegewebe, Nervensystem, Blutgefäße, Organe und Gehirn
• Software: Drüsensysteme, Körperflüssigkeiten
• Treibende Kraft: Netzwerk von Meridianen

b. Die Ursachen der Disharmonie körperlicher Funktionen
• Äußere Faktoren: Umwelt, Klima (6 Wetterphänomene)
• Innere Faktoren: 7 Emotionen, deren Übermaß zu organischen Funktionsstörungen führen
• Weitere Faktoren: Körperhaltungen und Lebensgewohnheiten

2. Über den Geist

a. Chinesische Weltanschauung: Das Tao – der Weg der kosmischen Natur; die Umwandlung – von Eins zu Drei und Drei in Eins
Wuji: Die große Leere des Universums – der Ur-Körper aller potenziellen Energien
Taiji: Die Zentralkraft des Universums – der Drehpunkt der Entstehung der Yin- und Yang-Polaritäten, der Ur-Beginn der kosmischen Bewegung.
• Xianji: die sichtbare Welt aller kosmischen Phänomene, die sich ständig durch das Zusammenwirken der Yin- und Yang-Polaritäten im Prozess der Umwandlung – vom Entstehen bis hin zum Zerfallen – befindet.

b. Der Geist nach chinesischer Denkweise: Geist – eine vom Himmel verliehene Kraft, die unmittelbar in Verbindung mit der Zentralkraft des Universums steht. Durch diese Kraft sind Menschen in der Lage, je nach der Einstellung des Bewusstseins die Bedeutung des eigenen Daseins zu erkennen und die Qualität des eigenen Lebens selbst zu bestimmen.

Die drei Bewusstseinsebenen der Identität:
• Körperliches Ich – Materielle Orientierung nach Gesundheit und langem Leben
• Seelisches/emotionales Ich – Egozentrische Orientierung nach Glück und Zufriedenheit
• Spirituelles Ich – Energetische Orientierung nach Befreiung und Harmonie

c. Die Aufgabe des Lebens
Das Zurückkehren in den eigenen Ursprung – in den Wuji-Zustand – das Vereinen von Himmel und Menschen – die Vollkommenheit des Daseins.

II. Praktische Übungen

Da Körper und Geist untrennbar sind und gegenseitig Einfluss aufeinander ausüben, wird die Arbeit auf der körperlichen Ebene auch die Energie auf der geistigen Ebene beeinflussen. Um das höchste Ziel – die Vollkommenheit des Daseins – zu erreichen, ist die Arbeit auf drei Ebenen – auf der körperlichen, energetischen und spirituellen Ebene – erforderlich.

A. Übung zum Entfalten eines Energiekörpers

1. Die Arbeit auf der körperlichen Ebene hilft die Spannung und Blockaden im Körper zu lösen und die Meridiane zu öffnen. Durch die Aufwärmübungen in Kreisform werden alle Körperteile bzw. Gelenke in Bewegung gebracht, sodass die Energie besser durch den gesamten Körper fließen kann.

Aufwärmübungen in Kreisform:
• Armbereich: jeden einzelnen Finger – Hände von den Handgelenken aus – Arme auf Schulterhöhe – Ellenbogen
• Beinbereich: Füße von den Fußgelenken aus – Unterschenkel vom Knie aus – die Knie
• Rumpfbereich: Hüfte – Kopf – Augen

2. Die Atemübung auf der energetischen Ebene hilft, die Aufmerksamkeit anstatt nach außen nach innen zu wenden, sodass die geistige Kraft als Kraftquelle erst am Körper eingebunden wird, und die Energiearbeit im Körper aktiviert wird.

Atemübungen: die natürliche Bauchatmung
• Die Aufmerksamkeit in den Bereich direkt vor der Nase lenken, um die eigene Atmung zu beobachten und das Atmen nach dem idealen Maß – langsam, ruhig und gleichmäßig – zu regulieren.
• Den Vorgang des Ein- und Ausatmens mit den Zahlen 1 und 2 kombinieren, danach nur das Einatmen mit 1.
• Visualisierung: Die 1 als Linie visualisieren und bei jedem Einatmen weiter in die Länge ziehen. Die Linie beim Einatmen am Körper zwischen Nase (0) und Brustmitte(1) malen, bis die Wärme auf dem Brustbein spürbar ist, dann die Linie in ein Rohr, wie einen langen Ballon, umwandeln und danach von 0 – 2 (Solarplexus), 0 – 3 (Nabel) bis 0 – 4 (Dantian) vertiefen.
• Anschließend direkt in den Bauch einatmen, bis die Wärme an den Handflächen bei der Bauchdecke und beim Kreuzbein spürbar ist.

3. Die Meditation auf der spirituellen Ebene hilft, den Geist im Körperinneren anzusammeln und durch das Öffnen der drei Energiekreise im Zustand der Vereinigung von Geist und Körper anzukommen.

Meditation im Stehen
a. Der Geist als Beobachter:
• Zur Stellung des Körpers: Die Füße sollen in Schulterbreite parallel stehen – die Knie leicht beugen und das Steißbein locker hängen lassen. Das Gewicht gleichmäßig auf den Fußsohlen verteilen – Kopf und Oberkörper gerade halten – Arme leicht gerundet seitlich hängen lassen – Hände öffnen und die Mittelfinger leicht strecken.
• Zum Zustand des Körpers: Alle Körperteile entspannen – Muskeln und Knochen an Armen, Beinen und im Rumpfbereich, der Erdanziehungskraft entsprechend, hängen lassen.
• Zum Vorgang des Ein- und Ausatmens: langsam, ruhig und gleichmäßig durch die Nase ein- und ausatmen – die körperliche Veränderung beim Ein- und Ausatmen wahrnehmen.

b. Der Geist als Handelnder:
• Das Energiezentrum öffnen: Die Aufmerksamkeit, in Verbindung mit dem inneren Licht, auf dem Mittelpunkt im Bauch legen – das Dantian als Energiezentrum öffnen – das Energiezentrum wie einen Ballon bewusst in die 4 Richtungen – zur Bauchdecke, zum Kreuzbein und zu den Hüftgelenken nach links und rechts – leiten.
• Den Körper als Energiekörper auch wie einen Ballon öffnen: Die Körperachse – eine Mittellinie zwischen dem Scheitelpunkt und Huiyin-Punkt am Beckenboden – aufrichten. Die Mittellinie mittels der verlängerten Linie zwischen Himmel und Erde verlängern – den
Körper als Energiekörper in 4 Richtungen – Fußsohle-Mitte, Scheitelpunkt und beide Ellenbogen – gegenspannen und ebenfalls wie einen Ballon öffnen.
• Den Ballonkörper zum Lichtkörper umwandeln: Das innere Licht in der Körpermitte verstärken – mit „Yi“ – der Vorstellungskraft – wie eine Laterne in alle Richtungen strahlen lassen.

4. Partnerübungen zum Testen des strahlenden Energiekörpers
• Für das Energiezentrum im Bauch: Die Hände auf Dantian und Kreuzbein des Übenden legen.
• Für den Körper als Energiekörper: Die Hände beliebig und abwechselnd auf verschiedene Stellen des Übenden legen.
• Für den Energiekörper: Taiji-Bilder, z. B. das „Stoßen“ aus der Form, einnehmen. Beide Personen sollen sich dabei im Bogenschritt gegenüber stehen und die Handflächen gegeneinander halten.

B. Die wringende Bewegung des Energiekörpers

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1. Vorbereitung im Wuji-Stand

2. Das innere Taiji mit der Mudra öffnen
a. Gestalt der Mudra:
• Zuerst den Daumen der rechten Hand auf die Wurzel des 4. Fingers legen,
• dann den Daumen der Linken auf der Wurzel des 5. Fingers der Rechten legen
• danach die linke Hand auf den Rücken der Rechten halten und so ein Mudra bilden.

b. Das innere Taiji (Kosmos) öffnen
• Die Hände mit der Mudra an der Mittellinie des vorderen Körpers entlang hoch heben, bis die Arme durchgestreckt sind, dann den Kopf nach hinten hängen lassen und zum Himmel schauen.
• Die Hände den Himmelbogen entlang nach vorne runter führen (dabei einen Kreisbogen beschreiben) und die Hände wieder vor den Bauch heben.

3. Den Energiekörper durch das Füllen kosmischer Energie in 3 Ringen erweitern
• Die Arme seitlich nach vorne kreisen und die kosmische Energie zwischen den Händen ansammeln
• Die Energie durch einen Prozess, 0-1-2-4-8-64, in den Körper füllen. Den Naturgesetzen des I Ging folgend, stellt man sich dabei im menschlichen Körper eine energetische Verbindung mit dem Kosmos als (Entwicklungs)prozess vor (0 – Kosmos, 1 – Dantian, 2 –Nieren, 4 – Rumpfbereich, 8 – Arme und Beine, 64 – Arme und Finger sowie Beine und Zehen.
• Die 3 Ringe: 1. Ring: um die Erde, 2. Ring: um das Sonnensystem und 3. Ring: bis in die unendliche Weite des Himmelbogens.

4. Von der Körperachse aus den kosmischen Raum wie einen Planeten umarmen und drehen.
• Zuerst die Körperachse aufrichten, dann nach links und rechts drehen und das Gewicht abwechselnd auf einen Fuß verlagern – wenn die Körperachse nach links dreht, wird das Gewicht auf dem rechten Fuß verlagert und umgekehrt.
• Dabei die Körperachse an der Außenkante des Fußes zwischen der Ferse und dem kleinen Zeh entlang bewegen und dabei im Halbkreis zwischen den Füßen hin und her schieben.

5. Das Kreisen mit den Handflächen zueinander (in Kombination mit der Drehung der Körperachse)
a. Das vertikale Kreisen
mit den Händen – wie Yin- und Yang-Polaritäten – durch 4 Positionen kreisen. Die Positionen entsprechen 6 Uhr (unten in der Mitte, Finger nach unten), 9 Uhr (mittig links, linke Hand oben), 12 Uhr (oben in der Mitte, Finger nach oben) und 3 Uhr (mittig rechts, rechte Hand oben). Dabei befindet sich das Gewicht bei 6 und 12 Uhr in der Mitte und bei 3 und 9 Uhr auf der den Händen gegenüberliegenden Seite.
• Im Uhrzeigersinn den Kreis vergrößern
• Gegen Uhrzeigersinn den Kreis verkleinern

b. Das Kreisen in 4 diagonalen Richtungen
• mit den Füssen im parallelen Stand
• im Bogenschritt

6. Das Kreisen mit den Handrücken zueinander (gleicher Ablauf wie in Übung 5 oben)

7. Das Kreisen mit den Händen im Gegenzug
• Im Einklang mit der Drehung der Körperachse eine Hand diagonal nach außen strecken. – Während diese Hand seitlich nach unten kreist, steigt die andere Hand der Körperachse entlang hoch. So beide Händen im Gegenzug abwechselnd durch die 4 diagonalen Richtungen bewegen.
• Zuerst von oben nach unten und dann umgekehrt (jeweils mit dem kleinen Finger führend).

8. Die Energie zwischen Himmel und Erde durch die Körperachse passieren lassen.
• Die Hände der Mittellinie des Körpers entlang bis über den Kopf hochheben, zugleich die Körperachse abwechselnd nach links und rechts drehen, dann die Hände in diagonaler Richtung runter kreisen lassen und so die Energie in alle 4 diagonalen Richtungen ausstrahlen.
• Zuerst von innen nach außen und dann umgekehrt.

9. Abschlussübung: Das äußere Taiji in der Mitte einschließen.

Sich in Bewusstheit mit der kosmischen Energie verbinden –
Beschreibung von Qigong-Übungen mit Hand und Stock

Auf den Folgeseiten haben wir 2 Übungen mit Anleitung und Videos zur Verfügung gestellt:

A. Der innere Zugang zur energetischen Verbindung

B. Die äußere Verbindung mit drei kosmischen Ringen (Übung mit dem Stock)

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Autorin: Tsui-Chuan Huang (Shan Shui Tai Chi Qi Gong, Freiburg)

Fotos: Taiji Forum