Die 24er Form
Die Pekingform ist eine kleine Form des Tai Chi Chuan, die vom nationalen Sportkomitee der Volksrepublik China konzipiert wurde. Bei ihr liegt der Schwerpunkt auf den gesundheitlichen und meditativen Wirkungen. Die Elemente des Tai Chi als Kampfkunst kommen nur sekundär zum Ausdruck oder werden überhaupt nicht berücksichtigt.
Zur Entstehungsgeschichte der 24er Tai Chi Form
Pekingform – 24er Form
Die Pekingform und ihr allgemeiner Standard
Video zur „24er Peking-Form“
Zur Entstehungsgeschichte der 24er Tai Chi Form
Mit der Verbreitung des Tai Chi in der ganzen Welt wurde ein chinesischer Kulturschatz für viele unterschiedliche Gruppierungen zugänglich gemacht. Maßgeblich durch Cheng Man Ching (1901-1975) initiiert, konnte sich das Tai Chi Chuan in den USA etablieren und von dort aus Europa erreichen. Doch schon vor Chen Man Chings internationalem Engagement war es Yang Cheng Fu (1883-1936), der seinen Familienstil, den Yang-Stil, an die Öffentlichkeit herangetragen hat. Ab 1914 begann Yang Cheng Fu damit, eine größere Zahl von Außenstehenden im Yang-Stil-Tai Chi zu unterrichten. Und bereits der Begründer des Yang-Stils, Yang Luchan (1799-1872), gab sein Wissen an Nicht-Familienmitglieder weiter, indem er die kaiserliche Leibwache unterrichtet hat. Die Peking-Form steht in einer unmittelbaren Yang-Stil-Tradition, die stets einen Kontakt zu Außenstehenden hatte und niemals ein reines Familiengeheimnis war. Die Pekingform wurde vom Sportkomitee konzipiert, um eine einheitliche Übungsform für die chinesische Bevölkerung bereitstellen zu können.
Pekingform – 24er Form
Die Pekingform wird auch als 24er Form oder als 24er Kurzform bezeichnet. Ebenso ist sie unter dem Namen „Beijing-Form“ bekannt. Sie fand nach ihrer Zusammenstellung schnell eine große Verbreitung, da sie in wichtigen Gesundheitseinrichtungen eingeführt wurde und in Sanatorien als Heilgymnastik praktiziert wurde. Die Pekingform ist vor allem auf die gesundheitlichen Wirkungen des Tai Chi bedacht und kann darum eher als eine Form des bewegten Qigong verstanden werden. Sie stellt gegenwärtig eine der am meisten verbreiteten Tai Chi-Formen dar und wird in zahlreichen Kursen angeboten. Je nach Ausrichtung der Kursleiter können neben der Form weitere Qigong-Übungen und/oder Tai Chi-Partnerübungen ausgeführt werden.
Das besondere Merkmal der Peking-Form ist die Zusammenführung von ursprünglich getrennten Bewegungen. Weil die Peking-Form auf dem Yang-Stil aufbaut, wurden sämtliche Bewegungen aus diesem Stil in die Peking-Form integriert, ohne aber die Wiederholungen, die in den Yang-Stil-Formen vorkommen, zu berücksichtigen. Die Vereinheitlichung von Bewegungsfolgen wird am Beispiel von „Xia Shi Du Li“ deutlich. In der Peking-Form bezeichnet „Xia Shi Du Li“ eine Bewegung, die „Aus der tiefen Stellung hochkommen“ genannt wird. Diese Bewegung, die als eine gerechnet wird, bestand ursprünglich aus zwei von einander unabhängigen. In der Yang-Form ist nämlich genau diese Bewegung auf zwei Einzelbewegungen aufgeteilt: auf „Dan Bian Xia She“ (tiefe, einfache Peitsche) und auf „Jing Ji Du Li“ (Der goldene Hahn steht auf einem Bein). Diese und weitere Zusammenführungen wurden gemacht, um die Bewegungsfolgen logisch nachvollziehbar zu gestalten.
Die Pekingform und ihr allgemeiner Standard
Gerade durch die Vereinheitlichung und Vereinfachung wollte man gemeinsame Standards schaffen, die das Praktizieren des Tai Chi vereinheitlichen sollten. Deswegen gelten die Bewegungen 1 bis 24 als offizielle Zählweise. Weil diese Zählweise aber die Wiederholungsbewegungen nicht berücksichtigt, sind mehr als nur 24 Bewegungen in der Pekingform zu laufen. Trotz der Vereinheitlichungsbemühungen sind im Laufe der Zeit unterschiedliche Ausprägungen der Pekingform entstanden. Die Zählweise bleibt zwar offiziell bei 24 Bewegungen, aber wie diese Bewegungen ausgeführt werden, darüber gibt es keine einheitlichen Maßstäbe. Gerade die Übergänge von einer Bewegung zu einer nächsten sind höchst individuell und können nur ansatzweise standardisiert werden.
Die Pekingform ist zwar ein verkürzter und veränderter Abkömmling der Yang-Stil-Formen, aber da sie genau wie alle anderen Tai Chi-Stile nach den acht Grundprinzipien arbeitet, sind mit ihr dieselben Wirkungen zu erreichen, wie mit allen anderen Tai Chi-Formen. Sie ist insbesondere für Einsteiger gut geeignet, da die Bewegungen nicht zu komplex sind und jede Bewegung ein in sich geschlossenes Muster darstellt. Somit kann der Fokus beim Üben auf die inneren Prozesse gerichtet werden und damit die innere Kraft kultiviert werden.
Videos zur „24er Peking-Form“
In diesem Video sehen Sie die 24er Peking-Form demonstriert von Schülern der „Longfei Taijiquan Association of Great Britain“ und ihrem Lehrer Barry McGinlay während eines Tai Chi Austauschtreffens mit einer Delegation der “International Tai Chi Federation” aus Taiwan in Hannover 2013.
Barry McGinlay zeigt seine 24er Peking-Form und spricht über die Begriffe „modern“ und „traditionel“.
Autor: Christoph Eydt
Fotos: taiji-forum.de, Loni Liebermann