Ba Gua Zhang in der Wudang Schule

Prinzipien und Basics des Bagua Zhang

baguaBagua Zhang basiert auf den alten Prinzipien des Ba Gua (Acht Trigramme) und des Yi Jing (Buch der Wandlungen). Es zeichnet sich durch seine kreisförmigen fliessenden Bewegungen, Schnelligkeit und Leichtigkeit aus. In der Anwendung werde viele Würfe und Qin Na (Griffe & Hebel) Techniken eingesetzt.
Der Praktizierende beginnt seine Schulung zuerst mit den Zhan Zhuang Übungen (Säulen), in denen die Struktur und Spiralkraft entwickelt werden.
Es heisst: Die Erde stützt Yong Quan (Fersen Punkt), Yong Quan energetisiert Dan Tian (Zinnober Feld) und Ming Men (Leuchtendes Tor) von wo aus die Energie zu den Lao Gong (Handflächen Punkt) fliesst. Die Zunge stützt den Kopf, der Kopf stützt den Himmel.
In der Zhan Zhuang Übung verbindet man Himmel und Erde, indem man eine natürliche Energiebahn von Bai Hui (Scheitel Punkt) am Kopf über das obere, mittlere und untere Dan Tian bis hin zum Hui Yin (Damm Punkt) verbindet.
Des weiteren übt man Bagua Schritte und das Kreislaufen, um eine gute Verwurzelung zu bekommen. Nach einiger Zeit des Übens wird man sehr leichtfüssig und bekommt starke sowie flexibele Beine.
Hierbei werden hauptsächlich drei Arten der Schritte unterschieden.

  1. Schlammschritt – wird oft auch als Qi Gong Methode geübt. Der Fuss gleitet sehr flach über den Boden und setzt immer mit dem ganzen Fuss auf (anders als bei vielen anderen Kampfkunststilen). Diese Art soll über 3 Jahre geübt werden um die Verwurzelung zu schulen
  2. Bergschritt – dieser Schritt ist mehr hochgezogen als der Schlammschritt, wird aber auch flach aufgesetzt. Diese Methode wird ehr auf unebenem Gelände geübt.
  3. Kampfschritt – dies ist eine Methode bei der die Fersen zuerst aufgesetzt werden und die Schritte sind sehr frei.

Zusammen mit verschiedenen Handhaltungen und Bewegungen entstehen eine Reihe von Techniken die in der Form geübt werden.

Die Ursprünge des Ba Gua Zhang

donghaichuanBa Gua ist eine der jüngsten traditionellen internen Kampfkünsten. Der Legende nach war der Begründer Dong Haichuan im Landkreis Wen’an der Provinz Hebei (4 Stunden Südlich von Peking) in den 1820er Jahren geboren. Dong war ein guter Kämpfer, der die Kunst des Er Lang Quan, und verschiedener anderer Kampfkünste beherrschte ( Er’Lang war laut chinesischer Legende ein daoistischer Held). Er reiste durch ganz China, um verschiedene Meister der Kampfkunst zu treffen. Als er den Jiu Hua Berg in der Provinz Anhui erreichte, verlief er sich im Wald. Dort traf er auf einen jungen Daoisten, der mit flinken Schritten um eine Kiefer kreiste. Dong Haichuan verstand, dass der junge Mönch irgendeine Form von Kampfkunst praktizierte, konnte aber den Zusammenhang seiner Trainingsmethode nicht verstehen und begann zu lachen. Beleidigt forderte der junge Daoist Dong Haichuan zu einem Kräftemessen heraus. Dong Haichuan willigte ein und die beiden gingen zu einer nahe gelegenen Waldlichtung. Dong startet mit heftigen Schlägen und Tritten, aber er war nicht in der Lage den jungen Daoisten zu erwischen, der immer wieder leichten Schrittes hinter Dong trat und ihn somit gut zu Fall bringen konnte. Nach dem dritten Mal gab Dong die Niederlage zu, kniete nieder und bat als Schüler angenommen zu werden. Wieder hörte er lachen, doch dieses Mal von weiter hinten, als er sich umdrehte trat ein alter Daoist auf die Lichtung. Dieser alte Daoist war Bi Chengxia, Lehrer des jungen Mönchs, welcher gerade Dong besiegt hatte, während Bi Chenxia zusah. Bi akzeptierte Dong als sein Schüler und während eines Zeitraums von vier Jahren lehrte er ihn die Kunst der sich drehenden Handflächen beim Gehen im Kreis (Zhuan Shou).

Peking und das Kaiserhaus

Später zog Dong Haichuan nach Peking und wurde als Diener von Prinz Su eingestellt. Su war ein großer Liebhaber der Kampfkünste und verschiedene Meister besuchten ihn häufig. Einmal bat der Prinz einen Meister seine Kunst vor einem großen Publikum zu zeigen. Nun war es so, dass ein Diener mit Tee nicht in der Lage war, seinen Weg durch die Menge zum Prinzen zu machen, um ihm den Tee zu servieren. Um dem Diener zu helfen, nahm Dong Haichuan das Teetablett und lief zu den Prinzen auf einer Wand und drehte sich immer wieder über den Köpfen der Zuschauer. Der Prinz war ein aufmerksamer Mann und fragte sofort, ob Dong einige Kampfkünste gelernt hatte. Es war nun unmöglich, das Geheimnis weiter zu halten und Dong erzählte seine Geschichte. Seit dieser Zeit unterrichtete er Ba Gua in Peking. Später verbreitete sich diese Kunst in ganz China. Dong Haichuan hatte viele Schüler und jeder von ihnen hat später seine eigene Technik weiter entwickelt und seine Kampfkunst den unterschiedlichsten Gegebenheiten angepasst. Dies ist der Grund für die Existenz von mehr als nur einem Zweig der Ba Gua Schule.

Linien der Ba Gua Zhang Schule

Heute sind noch drei Hauptzweige zu erkennen. Der erste von ihnen stammt von Yin Fu, einem Leibwächter der Kaiserin Qixi. Yin Fu war ein langjähriger Schüler von Dong Haichuan und einer der größten Kämpfer seiner Zeit. Er hatte Luo Han Quan (Faust des Arhat) studiert und aus diesem Grund benutzen Kämpfer seiner Linie lieber den Fernkampf. Diese Form des Ba Gua enthält viele Schläge und es wird der Kreisschritt zur Vermeidung von Gegenangriffen verwendet sowie Angriffe eher von der Seite, anstatt auf den Rücken ausgeführt. Wenn die Form korrekt ausgeführt wird, ist es leicht zu sehen wo die Kraft hingeht. Yin Fu war ein reicher Mann und spendete viel Geld für die Errichtung eines Denkmals auf Dong Haichuan´s Grab mit den Namen aller seiner Studenten eingraviert.
Ein weiterer berühmter Schüler von Dong war Cheng Tinghua, welcher in Cheng Jia Zhuang, einem Dorf im Landkreis Shen, in der Provinz Hebei geboren wurde. Cheng wurde als großer Shuai Jiao (Chinese Wrestling) Meister bekannt. Als er nach Peking kam, erwarb er sich den Spitznamen „Brillen Cheng“, da er Brillen verkaufte, um sein Lebensunterhalt zu bestreiten. Ba Gua Praktizierende seiner Schule versuchen schnell sehr nah an den Gegner heranzukommen, da die Techniken viele Würfe enthalten. Die Ausführung der Formen drückt sich durch schnelle und kontinuierliche Bewegung aus. Im Jahr 1900, als die vereinigten Kräfte von England, Frankreich, Russland und Deutschland Peking besetzten und begannen die Stadt zu plündern, gingen Cheng Tinghua und sein Bruder Cheng Dianhua mit Dolchen bewaffnet auf die Straße und töteten ein Dutzend deutsche Soldaten, bevor Cheng Tinghua erschossen wurde.
Der dritte Hauptzweig der Ba Gua Schule leitet sich von Liang Zhenpu, einem der jüngsten Schüler von Dong Haichua. Der Liang Stil wird oft als eine Mischung des Cheng und Yin Stils bezeichnet, dies kann durchaus auch davon kommen, das der jüngste Schüler sicher auch ab und zu von den älteren unterrichtet wurde.
Neben diesen drei Hauptformen gibt es noch einige andere Linien, wie z.B. Jiang Shi, Gao Shi, Ma Shi usw.

Eine Legende des Ba Gua Zhang

Die Ursprünge des Ba Gua sind unbekannt. Eine Geschichte besagt, dass Feng Ke-Shan es von Wang Xiang lernte, der hatte wiederum nur ein Teil des Systems im Jahr 1796 gelernt und zwar von einem Meister der nur als Shan Tung bekannt war. Dann im Jahre 1810 traf Feng Ke-Shan einen anderen Mann, der den anderen ein Teil des Systems kannte. So wurden die beiden Teile wieder vereint.
Einige Praktizierende interessieren sich für die metaphysischen Aspekte des Ba Gua. Die acht Wege des Ba Gua beziehen sich nicht nur auf die acht Himmelsrichtungen, sondern auch die acht Trigramme aus dem Buch Yi Jing ,das „Buch der Wandlungen“. Ein altes chinesische Weisheitsbuch, welches über dreitausend Jahre alt ist, und in dem die großen Geheimnisse des Universums enthalten sind. In vierundsechzig Hexagramme codiert sind, ist diese Weisheit nicht einfach zu entschlüsseln. Jedes Hexagramm definiert die Beziehung zwischen verschiedenen Phänomenen und seine philosophischen Implikationen sind als kryptische Gedichte geschrieben. Die Yi Jing Weissagung wird verwendet, um verschiedene Aspekte von Ereignissen aufzudecken, aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Ba Gua Praktizierenden die so üben, nehmen die innerste Essenz des Ba Gua auf, und bringen die Kanalisierung der eigenen Qi Energie auf die höchste Stufe.

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Cheng Hsin   
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Author: Liu De Ming, Leiter des Wudang Daoist Institute in Deutschland

Fotos: Liu De Ming