Das Element ERDE / TU

Die Zuordnungen zu den 5 Elementen: Element ERDE / TUElement_Erde

Der sechste Teil der Artikelserie zum Thema „Die Lehre der 5 Elemente“ widmet sich dem Element Erde, chinesisch „TU“. Eine Übersicht der zusätlichen Artikel dieser Reihe sowie andere themenbezogene Beiträge finden Sie unter dem Punkt „Surf-Tipps zum Thema >>5 Elemente<<„. (nk)

Stadium der Entwicklung:Erwachsensein, Mitte des Lebens, Reife
Jahreszeit:Einerseits steht Erde für den Spätsommer, die Zeit der Reife, die „5.Jahreszeit“ (im Zyklus des Pentagramms). Andererseits heißt das Erdelement auch DOYO (im Zyklus des Andreas-Kreuzes), was „Übergang“ bedeutet: An jedem Ende der vier Jahreszeiten gibt es eine bestimmte Periode des Übergangs und Wechsels in das Element Erde, die einige Tage dauert (siehe Kapitel „Saisonaler Zyklus“).
Tageszeit:Zeit nach dem Mittagessen, die „Stunde des Faun“, früher Nachmittag
Himmelsrichtung:Mitte, Zentrum
Klimatischer Faktor:Feuchtigkeit / SHI, Nebel
Farbe:Gelb, orange, braun (erdfarben)
Geschmack:ERDE liebt süß, aber zu viel süß schadet ihr; gemäßigtes Süß nährt das Element METALL
Sinnesorgan „Öffner“:Mund, Lippen, Geschmackspapillen der Zunge
ZANGFU / Organfunktionskreise:Magen / WEI und Milz / PI

Energie (Element ERDE / TU)
Harmonischer Aspekt im Element Erde
Wie wirkt sich zusätzliches YANG im Element Erde aus?
Wie wirkt sich zusätzliches YIN im Element Erde aus?
Geistige Qualitäten im Element Erde: YI / AUFMERKSAMKEIT
Entwicklung von Kindern gefährdet durch
Raubende und freisetzende Energie im Element Erde
Wie äußern sich Ängste im Element Holz?

Die Kräfte der Mitte erzeugen im Himmel die Feuchtigkeit, auf der Erde den Erdboden und im Menschen die Milz. (NEIJINGSUWEN)

Energie (Element ERDE / TU)

„Die Kraft des Himmels ist unveränderlich, die Kraft der Erde wandelt sich gemäß den 5 Elementen. Dabei ist die Erde ruhend, der Himmel aber bewegt.“

Als äußerlich YIN (ruhend) und innerlich YANG (veränderlich), ist die Erde die Quelle der vitalen Kräfte des Lebens. Sie ist Ursprung und Mittelpunkt, Speicher aller Energien und gleichzeitig nährende Quelle aller anderen Elemente. Die Erdenergie ist sammelnd, stabilisierend, nährend und gebend.

Harmonischer Aspekt im Element Erde

5 Elemente Lehre: Die Energie des Elements Erde, chin. TU

Die Erde befindet sich in einem harmonischen Zustand, wenn sie im Äußeren YIN und im Inne- ren YANG ist. Das bewirkt Reifung in der Natur wie im Menschen. Erde ist die große Mutter, der alles anvertraut und übergeben werden kann. So nehmen wir beispielsweise durch unseren Magen, der mit der Milz zum Element Erde gehört, all das vertrauensvoll auf, was wir essen und trinken. Im Magen selbst, als erste Stufe der Stoffumwandlung, kann nicht überprüft werden, ob ein Teil der Nahrung möglicherweise unverdaulich oder gar unverträglich für uns ist. Das entscheidet sich erst im weiteren Stoffwechselprozess. Daher ist mit Magen und Milz und damit für das gesamte Element Erde mit all seinen Wechselbeziehungen das Vertrauen assoziiert. Im Gegenzug fordert die Erde nichts zurück, sondern sie hilft, unterstützt und bietet uns fortwährend Nahrung und Regeneration „ohne Wenn und Aber“. Die harmonische Grundstruktur in einer starken Erde ist immer lebenszentriert und kann so alle YANG- und YIN-Disharmonien überwachsen, weil sie in Harmonie mit beiden Aspekten ist, außen YIN, innen YANG.
Das Element Erde bedeutet in harmonischer Form „Ruhen in der Mitte“. Sie ist geprägt von dem „Gefühl für das Richtige“, von grenzenlosem Vertrauen ohne zu hinterfragen und zu zweifeln. Erde lebt aus der echten Intuition, die im Tiefenbewusstsein ruht.

Störungen der harmonischen Energie im Element ERDE durch zusätzliche YANG-Energien und durch zusätzliche YIN-Energien

Wie wirkt sich zusätzliches YANG in der Erde aus?

Ein zusätzliches YANG führt aus dem harmonischen Aspekt der Erde heraus und wirkt sich in einer Überbetonung des Denkens, in ständigen Zweifeln und dem Verlangen, alles zu hinterfragen aus. Es ist dies ein Zeichen dafür, dass sich das notwendige VERTRAUEN der Erde nicht gefestigt hat. Die Gedanken kreisen ununterbrochen und immer drängender werdend um die zentralen, nährenden, regenerierenden Kräfte der Erde, die dadurch aber rasch aufgebraucht werden. So kommt es zu Energie raubenden Reaktionen bei zusätzlichem YANG im Element Erde:

  • Kummer und Sorge um sich selbst und andere Menschen werden intensiviert, die Gedanken kommen nicht zur Ruhe (98).
  • Ein laufendes „sich Hinterfragen“ und Grübeln findet statt und schaukelt sich hoch über Verlust des Selbstwertgefühls bis hin zu Selbstmitleid. Solche Gedanken, die trotz fehlender negativer Realität immer weiter gesponnen werden, entstehen aus Mangel an Vertrauen. In der weiteren Folge kommt es zu tiefen Zweifeln und damit verbunden ein „Nicht-annehmen-können“ seiner selbst.
  • Der Verstand dominiert alle Lebensbereiche durch ständig neues Hinterfragen und alles In-Zweifel-Stellen, was nicht über die Sinne wahrnehmbar ist. Das führt jedoch nicht zu einer notwendigen Bewusstseinsklarheit, wie beim Element Feuer beschrieben, sondern zueiner von Ängsten geprägten Verunsicherung.
  • Diese Ängste entstehen durch ein Übermaß an negativer Erwartungshaltung für die Zukunft. Normalerweise ist der Verstand das notwendige Werkzeug, um das Leben zu sichern und zu erhalten. Erst in einer Überbetonung der möglichen Gefahren für das tägliche Leben kommt es zu einem von Angst und Vorsicht dominierten Denken, zu einer einseitigen und damit negativen Orientierung. Die „Mitte“ ist damit verloren gegangen, todeszentrierte Kräfte bekommen immer mehr Raum und Einfluss.
  • Ein besonders charakteristisches Beispiel für die Entwicklung des übermäßigen YANG im Element Erde ist die „übertriebene Sorge um das Wohl anderer“. Das hier zugrunde liegende Problem – mangelndes Urvertrauen – wird von sich weg nach außen projiziert und damit scheinbar „sozial und edel“. In Wirklichkeit handelt es sich aber um einen egozentrischen, egoistischen Versuch, sich als fürsorglich und mitfühlend darzustellen. Dadurch können sich die Qualitäten der harmonischen Erde nicht entwickeln: intuitives Erkennen, klares Einschätzen von Entscheidungen des täglichen Lebens, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie in die anderer Menschen.

Wie wirkt sich zusätzliches YIN im Element Erde aus?

  • Erde_Kalligraphie (Element)Durch zusätzliche, übermäßige YIN-Energie entwickelt sich sowohl Trägheit als auch ein konservatives Verharren in der vorgegebenen Situation, verbunden mit Unfähigkeit zu Bewegung im Denken und Handeln. Der Mensch in dieser Situation will oder kann sich nicht weiterentwickeln. Er beharrt auf vorgefassten Meinungen, hält um jeden Preis sogar an Vorurteilen fest und vertraut unreflektiert auf sein „Gefühl aus dem Bauch heraus“. Dabei wird allerdings fast immer Bauchgefühl mit Intuition verwechselt. Bauchgefühl ist lediglich eine Pseudointuition, da sie von egozentrischen Einschätzungen, Wünschen, Begierden und Ängsten formuliert wird. Sie kommt aus der gegenwärtigen, von dualistischen Erfahrungen und Wertungen geprägten Lebenssituation und gaukelt uns eine falsche Sicherheit vor, die scheinbar in der eigenen Tiefe des Wissens wurzelt. Wahre Intuition aber ist nie egobezogen, sondern ein Zugang zu „Höherem Wissen“, das als solches erkannt und respektiert werden muss, jenseits von eigenem Wunschdenken.
  • Zusätzliches YIN im Element Erde bedeutet in einem weiteren wesentlichen Aspekt, dass Kälte überwiegt. Überwiegende Kälte bei fehlender Wärme führt zu Disharmonien in der Erde und damit unweigerlich zu schädigenden Lebenshaltungen im Sinne von Pessimismus, Sturheit, Trägheit, mangelndes Vertrauen, Intoleranz und fehlende Suche nach alternativen Lösungen als Ausdruck der Verweigerung zur Bewegung und zur Wandlung. Wenn, wie im QIGONG formuliert wird, „zu wenig Feuer unter dem Wasser ist“, kommt es zur Stagnation mit Überwiegen der oben angeführten todeszentrierten Kräfte, sodass notwendige Erkenntnisprozesse („Feuer unter das Wasser bringen“) nicht stattfinden können. Durch das regelmäßige ernsthafte Üben im QIGONG wird es jedoch zunehmend unmöglich, die falsche Sicherheit (übermäßiges YIN im Element Erde) weiterhin zu leben. Das bedeutet, dass der Wachstumsprozess des Übenden, der eigentliche QIGONG- Weg, den C. G. JUNG als „Individuationsweg“ beschrieben hat, beginnen darf.

Emotionen / Pseudogefühle

Grübeln, Sorge, alles Hinterfragen, Zweifel, Pessimismus mit der Einstellung: „Das wird nicht gehen“, Intoleranz und Selbstmitleid

Potenzielle Seelenqualitäten

  • Die harmonische Erde ruht in der Mitte und schafft so die Möglichkeit zu Ausgleich und Ausgewogenheit.
  • Die Fähigkeit zu Intuition als Qualität und Ausdruck des Tiefenbewusstseins
  • Vertrauen in sich selbst und andere Menschen
  • Fähigkeit zur Entwicklung von Urvertrauen, als das Vertrauen auf das Wirken des Göttlichen im Menschen und in der Welt.

Aktuelle Tugenden

  • Anstand, Zuverlässigkeit, Aufrichtigkeit,
  • Geborgenheit für sich selbst und andere schaffen,
  • Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten;
  • Vertrauen in andere Menschen,
  • Intuitives, wahres Erleben, ohne egoistische Motivation

Geistige Qualitäten im Element Erde: YI / AUFMERKSAMKEIT

  • Aufmerksamkeit / YI ist die nach innen gerichtete Wahrnehmung, im Unterschied zur Konzentration, die sich nach außen orientieren muss. Durch YISHOUDANTIAN, dem „Richten der Aufmerksamkeit / YI nach innen, nach unten, zum unteren DANTIAN“, vor und nach jeder QIGONG-Übung, wird der ununterbrochene Gedankenfluss durch den Kopf zur Ruhe kommen können.
  • RUJING ist ein chinesischer Begriff des QIGONG und bedeutet „aktives Eintreten in die Ruhe“, im Unterschied zum „in die Ruhe kommen“, zum passiven „Entspannen“ des Westens.
  • Es entwickelt sich ein „Gefühl für das Richtige“, als Ausdruck des Ruhens in seiner Mitte,
  • Intuition als Ausdruck des Urvertrauens, der eigenen Tiefe, wird zugänglich.

Entwicklung von Kindern wird gefährdet durch:

  • Unzuverlässigkeit und Heuchelei bei der Erziehung,
  • Vertrauensbruch und Enttäuschung, z. B. wenn das Kind belogen wird,
  • Zweifel an den kindlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten „Aus dir wird nichts …“,
  • fehlende Geborgenheit, Mangel an Wärme und Zuneigung

Raubende und freisetzende Energie im Element Erde

Energieraubende Reaktionsweise auf Belastung

  • konservativ, festhalten um jeden Preis, Sturheit
  • misstrauisch, kritisch, boshaft
  • verärgert, verletzter Stolz, „die gekränkte Erde zieht sich schmollend zurück“,
  • Lüge aus Enttäuschung bei Vertrauensbruch

Energie freisetzende Reaktionen als Lösungsansätze für Probleme

Im Element ERDE gilt als genereller Lösungsansatz: „Vertraue!“

Tiefes Vertrauen braucht notwendigerweise das Umsetzen ins Tun, die Bereitschaft zur Wandlung und Weiterentwicklung.

Wie äußern sich Ängste im Element ERDE?

Ängste im Element ERDE können nur dann auftreten, wenn Vertrauen und auch Urvertrauen gestört sind. So wird nicht mehr darauf vertraut, dass die Erde nährend, regenerierend und Schutz gebend sein wird mit der Folge, dass sich Ängste vor materiellem Verlust, verbunden mit Armut, aber auch Angst vor dem Verhungern einstellen werden. Weiterhin beziehen sich diese Erde-Ängste auch auf Veränderungen im weitesten Sinne,
was dazu führt, dass jegliche Veränderungen strikt abgelehnt, also keine Veränderungen im Denken, Wünschen und Tun zugelassen werden.

Symbolfigur:Zwerge, Michael Kohlhaas
Zugeordnete Zahlen::5 und 10
Daoistisches Symbol:Leerer Platz, leere Mitte (reserviert für den legendären Gelben Kaiser HUANGDI)
TRIGRAMME:Berg / GEN
stillhaltend
dritter Sohn
Erde / KUN
nährend, bewahrend
Mutter
 Trigramm "Gen"Trigram "Kun"

Autoren: Dr. Gerhard Wenzel und Norbert Herwegh

Fotos: Eagle Verlag (Franz Mittermair), Dr. Gerhard Wenzel Norbert Herwegh.
Grafikerin: Christine Pirker

Kalligraphie: Wang Ning

Surf-Tipps zum Thema „5 Elemente“ Hier finden Sie die anderen Artikel der Serie „Die Lehre von den 5 Elementen“ und weitere Surf-Tipps zum Thema.

DIE ZUORDNUNGEN ZU DEN 5 ELEMENTEN IM EINZELNEN

Das Element HOLZ / MU
Das Element FEUER / HUO
Das Element ERDE / TU
Das Element METALL / JIN
Das Element WASSER / SHUI

5 Elemente Qigong: Übung Erde (mit Video)

Literatur

(98) Im Chinesischen bezeichnet als „YIMA“ / Gedankenpferd, abgeleitet von der Vorstellung, dass ein junges Pferd auf der Wiese ruhelos umherspringt.