Heilung durch Qigong

Heilung durch Qigong Teil 1 – Subjektive Effekte und wissenschaftliche Studien

Allgemeine Gesunderhaltung und individuelle heilende Effekte

Heilung durch Qigong

Qigong, die Arbeit mit dem Qi (Lebensenergie), gilt als allgemein gesunderhaltend. Dieser Grundgedanke des Yangsheng – der Pflege der Lebenskraft – unterscheidet es jedoch nicht unbedingt von anderen Systemen der Gesundheitspflege, der Bewegungslehre oder von anderen therapeutischen Atemschulen.

Es gibt keine fundierten wissenschaftlichen Langzeitstudien, die eine besondere Wirksamkeit von Qigong für bestimmte Krankheiten belegen. Es ist auch keine besondere Effektivität bestimmter Sets gegenüber anderen Qigong-Übungsfolgen auf der einen Seite und anderen gesunderhaltenden Übungen auf der anderen Seite nachgewiesen. Speziell auf einzelne Krankheitsbilder zugeschnittene Effekte würden zudem im Widerspruch zur übergreifenden Systematik der traditionellen chinesischen Medizin stehen und wären darüber hinaus mit herkömmlichen wissenschaftlichen Studien kaum belegbar.

Es bleibt somit zunächst bei der allgemeinen Beobachtung, dass Bewegung – die jedoch auch in einem Waldspaziergang bestehen könnte – zum Wohlbefinden beiträgt („Wer rastet, der rostet…“). – Koordinierte Bewegung mag darüber hinaus mit der Zeit dazu führen, (schädliche) Bewegungsmuster und Fehlhaltungen zu verändern. Die Koordinierung von langsamer Bewegung und tiefer Atmung, wie sie für das Qigong charakteristisch ist, kann dazu führen, dass man „runterfährt“, Ruhe findet, gelassener wird und Ansätze findet, diese neu gewonnene Ruhe in den Alltag und den Umgang mit der eigenen Krankheit zu übertragen.

Subjektive heilende Effekte von Qigong

Es gibt eine Anzahl von subjektiven Erfahrungsberichten von Praktizierenden, die – teils ermutigt durch ihre LehrerInnen, teils aus eigenem Antrieb – ihre positiven Erlebnisse schildern und ihrer Qigong-Praxis eine heilende oder lindernde Wirkung zuschreiben. Insbesondere das Leben mit einer langwierigen oder chronischen Krankheit, wie Krebs, MS oder Parkinson, aber auch Burn-Out und Depressionen, lässt Praktizierende die Bedeutung ihres Hobbies in Bezug auf die Krankheit reflektieren.

Beispiele

Einige Lehrerinnen und Lehrer fühlen sich durch diese Geschichten ermutigt, Qigong als gegen Krebs oder MS helfend darzustellen. Dies ist zunächst erst einmal ein durchaus übliches Element des Marketings. Kritisch wird es, wenn sich LehrerInnen als Personen mit Zugang zu „mächtigen Übungen“ darstellen, wodurch sie selbst quasi nebenbei vom Übungsleiter zum Heiler werden. Die Erzählung von der Existenz spezifischer heilender Übungen hat im Qigong Tradition, da die erste öffentliche Vorführung von Qigong in China, die nachhaltig in Erinnerung geblieben ist, von einer Frau vorgenommen wurde, die behauptete, sich selbst durch diese Übungen vom Krebs geheilt zu haben und diese „Botschaft“ verbreiten wollte. Alle solchen Behauptungen von Heilung und Selbstheilung sowie insbesondere deren direkter Bezug zu individuellen heilenden Übungen ist mit Vorsicht zu genießen. – Es ist oftmals ein Spiel mit den Hoffnungen und Ängsten von Menschen.

Mögliche Erklärungsansätze für empfundene heilende Effekte

empfundene heilende Effekte

Die von Praktizierenden berichteten positiven Effekte von Qigong auf physische und psychische Erkrankungen können schon in der Koordinierung von Körper und Geist liegen, darin, sich überhaupt mit dem eigenen Körper zu beschäftigen und seine Signale zu deuten. Auch sich in Zeiten gesundheitlicher und persönlicher Krisen auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, Achtsamkeit (mindfulness) sich selbst gegenüber zu entwickeln oder schlicht, sich regelmäßig eine Auszeit für sich selbst zu nehmen – all dies kann positive Wirkungen entfalten. Jeder dieser Aspekte für sich genommen kann bereits für den oder die Einzelne den entscheidenden Unterschied in der Lebensqualität machen – Symptome bessern sich, subjektiv oder auch messbar.

Wenn man sich Qigong-Angebote anschaut, die sich auf bestimmte Krankheiten beziehen, muss auch in Erwägung gezogen werden, dass das soziale Umfeld, in dem die Übungen stattfinden, zur empfundenen wohltuenden Wirkung beiträgt. Das gemeinsame Üben in einer Gruppe von gleichsam Betroffenen und die Orientierung an einer Lehrperson, die ein positives Beispiel vermittelt, ist ebenso Teil der Wirksamkeit von Übungen, wie das Empfinden, aktiv etwas für das eigene Wohlbefinden tun zu können. Diese sozialen und persönlichen Effekte werden dann bisweilen dem Qigong im Allgemeinen oder einer Übung im Speziellen zugeschrieben, obwohl es keinen objektiven Beweis für diese Verbindung gibt.

Das Geheimnis der Heilung durch Qigong

Das Geheimnis der heilenden Wirkung von Qigong kann einfach darin liegen, dass man Dinge angeht und „in Bewegung bringt“ oder auch in dem Gefühl der Selbstermächtigung, welches das Üben erzeugen kann, oder der Möglichkeit der Veränderung, die der Übungsweg des Qigong bietet. – Natürlich ist dies auch nur eine Vermutung. Wichtig ist jedoch eines: Wenn du gesundheitliche Probleme hast, zwinge dich nicht, Qigong zu machen, nur weil dir jemand erzählt, das Übung X Symptom Y zum Verschwinden bringt. Dafür gibt es schlicht keinerlei Beweise.

Das Geheimnis des erfolgreichen Umgangs mit einer Krankheit kann auch sein, etwas zu finden, das man sehr gerne tut, etwas Neues anzufangen oder neue Gründe zu finden gerne zu leben. Wenn Qigong etwas für dich ist – gut! Qigong ist ein interessanter Weg mit einem großen Versprechen von Wandel und Wachstum.

Wenn du es vorziehst, im Wald spazieren zu gehen, zu wandern, Schwimmen zu gehen, zu malen, Rad zu fahren, zu Häkeln, … wenn du den Drang fühlst, dich auszupowern oder kreativ zu sein – tu es einfach! Es gibt keinen Grund, warum das nicht dein besonderer Weg sein kann, mit den Herausforderungen in deinem Leben umzugehen. Yangsheng – die Pflege des Lebens – kann viele Formen annehmen. Qigong ist nur eine davon – nicht besser, nicht schlechter als andere. Du hast die Wahl!

Das letzte Geheimnis liegt darin, das, was du tust, aus vollem Herzen und mit ganzer Seele zu tun.

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Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit von Qigong stehen vor einer doppelten Herausforderung. Zum einen transportiert der kulturelle Hintergrund von Qigong eine spezifische Betrachtung des Menschen, die dem westlichen Körperbild, welches die Grundlage „moderner“ medizinischer Forschung ist, in Teilen widerspricht. Dazu tritt das Problem, dass die wissenschaftlichen Standardmethoden medizinischer Forschung, die derzeit die Qigong-Forschung bestimmen, anknüpfend an das westliche Bild der Medizin und auch aus ihrer eigenen Forschungstradition heraus, teilweise ungeeignet sind, typische Aspekte des Qigong zu erfassen…
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Autor: Redaktion Taiji Forum

Bilder: Taiji Forum